Hotel sucht Liebhaber

ECHTERNACHERBRÜCK.(ako) Die vor dem Amtsgericht Bitburg angesetzte Zwangsversteigerung des Hotels St. Liborius brachte dem seit drei Monaten geschlossenen Beherbergungsbetrieb keinen neuen Eigentümer. Neue Konzepte für Echternacherbrücks Ortsmitte sind gefragt.

 Noch kein potenzieller Käufer gefunden: Das leicht aus der Mode gekommene Traditionshaus liegt weiterhin im Dornröschenschlaf. Lediglich der Restaurationsbetrieb wird aufrecht erhalten.Foto: Ingo Zwank

Noch kein potenzieller Käufer gefunden: Das leicht aus der Mode gekommene Traditionshaus liegt weiterhin im Dornröschenschlaf. Lediglich der Restaurationsbetrieb wird aufrecht erhalten.Foto: Ingo Zwank

Einehalbe Stunde Schweigen zum Versteigerungstermin: Eine HandvollInteressierter war im Saal 128 des Bitburger Amtsgerichtsversammelt, doch niemand bekundete den ernsthaften Wunsch, dasalt eingesessene Hotel St. Liborius zu kaufen. So führteRechtsbeistand Hans-Dieter Ehlenz kurz aus, was einen zukünftigenBesitzer der Immobilie erwartet, aber der einzige potenzielleKäufer machte einen Rückzieher. Für runde 306 000 Euro wäre dasleicht aus der Mode gekommene Traditionshaus zu haben gewesen,doch es gab kein Gebot. Denn das gute Stück im Herzen von Echternacherbrück hat Modernisierungsbedarf. Wegen nicht erfüllter Brandschutzauflagen wurde dem Hotel, das überwiegend von niederländischen und belgischen Bustouristen lebte, vor einigen Monaten die Konzession entzogen. Seitdem ist lediglich die Gaststätte in Betrieb, "damit überhaupt Leben im Haus ist und es nicht verwahrlost", wie Ehlenz erläutert. Die Noch-Eigentümerin, Karin Hardt, möchte sich zur Sache nicht äußern und die Angelegenheit so schnell wie möglich abwickeln. Es sind vermutlich nicht die relativ geringen Investitionen für Brandschutz von rund 20 000 bis 25 000 Euro, die laut Ehlenz ein neuer Hotelbesitzer leisten müsste. Die zu erneuernde Innenausstattung ist vermutlich Ausschlag gebend für das gegen Null tendierende Interesse am schönen Gebäudekomplex, der nach einem Gutachten normalerweise 438 000 Euro wert wäre.

Ein wesentliches Manko sind, so Ortsbürgermeister und Architekt Karl-Heinz Wirtz, fehlende Parkplätze: "Am liebsten wäre der Gemeinde, das Hotel könnte als solches weiter betrieben werden, schließlich ist die Lage sehr attraktiv. Doch was immer man mit dem Haus macht, das Handicap ist, dass es keine Flächen im Umfeld gibt." Ein Apartmenthaus für Senioren, denkbar als alternative Nutzung, sei in Echternacherbrück unwahrscheinlich, weil die entsprechenden Zuschüsse schon nach Irrel gegangen seien.

Früher wurden hier die Pferde gewechselt

Dabei ist klar: Das Hotel St. Liborius prägt das Ortsbild und darf auf keinen Fall verkommen. Auch der Ratskeller, der früher als Pferdewechselstation zum Hotel gehörte, und die ehemalige Weinstube im Haus Deutsch stehen zum Verkauf - alles in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hotel und mit Parkplätzen gesegnet. "Ich verstehe nicht, warum die bisherigen Eigentümer diese Immobilien nicht mit angekauft haben, um den notwendigen Platz zu schaffen", fragt sich Wirtz. Zugleich könnte das eine mögliche Lösung zur Bewahrung eines lebendigen Echternacherbrücker Ortsbildes sein: die Suche nach einem größeren Investor, der gleich alle drei Immobilien aufkauft und sie zu einem Gesamtkonzept für Hotellerie, Kulturstätte, Gastronomie und Tagungszentrum verbindet. Die fußläufige Nähe zu Luxemburg sei dafür eine ideale Voraussetzung. Wenn sich kein solcher "Retter" findet, ist die nächste Zwangsversteigerung in drei bis sechs Monaten.

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