Hütten-Zauber und blaues Wunder

ESCH. Zuerst brannte den Eschern die Grillhütte ab. Die Bürger bauten sie vor vier Jahren wieder auf – fast komplett in Eigenleistung. Nun das nächste, deutlich größere Projekt: Ein Bürgerhaus. Seit Samstag laufen die Arbeiten, und wieder helfen sehr viele kräftig mit.

"Das ist ein Mordsding", sagt Werner Arenz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll. Er spricht von der Grillhütte in Esch. Und die ist nicht einfach nur ein besserer Schuppen mit Schwenk-Rost, sondern ein stattlicher Bau mit Theke und Büffet-Raum, mit Außenterrasse und allem weiteren Pipapo. Kosten? 17 000 Euro - genau die Summe, die damals eine Versicherung für die abgebrannte Hütte zahlte. Und mehr wurde den Eschern von der Kommunalaufsicht auch nicht genehmigt, wie Arenz berichtet.Wenig Geld, viel Bürgersinn

Nur ein bisschen haben sie damals dann doch noch draufgelegt: "Weil wir noch eine Toilettenanlage angebaut haben", sagt Ortsbürgermeister Edi Schell. In Esch scheint es also offenbar zu stimmen mit dem vielzitierten Bürgersinn. Den braucht die Gemeinde im Oberen Kylltal vor allem beim aktuellen Groß-Vorhaben: Dem Bürgerhaus, zu dem die alte Schule seit dem Wochenende umgebaut wird. Am Samstag, kurz nach sieben Uhr, treten die ersten Helfer zum Einsatz am alten Schulgebäude an: Heiko Wagener, der mit dem Bagger der Jünkerather Firma Klein den alten Feuerwehr-Anbau einreißen wird, Theo Hansen mit dem LKW und mit dem Traktor Johannes Neumann - an seinem 67. Geburtstag. "Alles Escher", sagt der Ortsbürgermeister erfreut. Sie werden nicht die Einzigen an der Baustelle bleiben. "Ich habe vor einiger Zeit eine Bürgerversammlung einberufen", berichtet Edi Schell. "Da sind gut 100 Leute erschienen. Denen habe ich dann klar gemacht, dass ich das nicht alleine bauen kann." Stattdessen verteilte der Ortsbürgermeister Zettel - blaue für die Männer und rosa für die Frauen. Auf den blauen Zetteln waren alle Gewerke angegeben. Wer mithelfen wollte, sollte ankreuzen, wo er eingesetzt werden könne - und unterschreiben. "76 Leute haben sich damals bereit erklärt, zu helfen", sagt Schell. "Und 35 rosa Zettel kamen zurück - von Frauen, die an den Samstagen die Verköstigung übernehmen wollten." Die Eigenleistung umfasst Abbruch, Mauerbau, Austausch von maroden Hölzern, alle Malerarbeiten, Deckenverkleidung und Elektro-Installation. Heizung und Haustechnik sollen an Firmen vergeben werden. Das neue Bürgerhaus ist natürlich nicht für 17 000 Euro zu haben: Rund 775 000 Euro sind veranschlagt. 465 000 Euro kommen als Zuschuss vom Land und der EU. Der Rest wird über Gemeindekredite abgewickelt - und über die hohe Eigenleistung. Am Ende wird es rund 425 Quadratmeter Nutzfläche haben und bis zu 200 Personen Sitzplätze bieten. "Die Dorfgemeinschaft funktioniert. Sonst kriegt man das auch nicht hin", sagt Edi Schell und verweist auf andere, bereits abgeschlossene Projekte, bei denen das ähnlich gut gelaufen sei: Umbau der Leichenhalle, Einfassung des Friedhofs, Kinderspielplatz. Da kommt auch der VG-Chef ins Schwärmen: "Esch ist wirklich ein leuchtendes Beispiel für andere kleine Gemeinden", sagt Werner Arenz. "Die haben die Grillhütte hinbekommen - und auch das mit dem Bürgerhaus wird funktionieren."

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