Hunderte von Autos, Dreckecken, Baulücken und abrissreife Gebäude: der Beda-Platz in Bitburg im Fokus

Bitburg · Bitburgs Beda-Platz ist vor allem eins: ein großer Parkplatz. Obwohl es mit Haus Beda, den beiden Banken und einem großen Bürohaus einige stattliche Gebäude ringsum gibt, sind es die Schwachstellen, die den Charakter des Platzes im Stadtzentrum prägen. Die Aufenthaltsqualität ist gleich null. Ein Rundgang.

Hunderte von Autos, Dreckecken, Baulücken und abrissreife Gebäude: der Beda-Platz in Bitburg im Fokus
Foto: Dagmar Schommer

Käme jemand auf die Idee, den Trierer Hauptmarkt als großen, zentral gelegenen Parkplatz zu nutzen? Wohl kaum. Eine Fläche dieser Größe, mitten im Zentrum gelegen, ist eine 1A-Lage - und zum bloßen Abstellen von Autos einfach zu schade. So jedenfalls wird das in den meisten Städten gesehen. Ob Marktplatz oder Platz an der Lieser in Wittlich: Solche Orte sind gewöhnlich Treffpunkte, wo das Leben pulsiert - und meist auch Wasser in einem Brunnen plätschert. Plätze sind Magnete und deshalb siedeln sich dort gerne Geschäfte, Cafés, Restaurants oder Biergärten an. An Bitburgs Beda-Platz ist das anders.
400 Stellplätze gibt es auf den 6120 Quadratmetern, die der Beda-Platz misst - das Grundstück gehört der Kreissparkasse. Gesäumt wird das Carré von 19 kläglichen Bäumen. Sonst steht da Auto an Auto an Auto. Der Eingang zur unterirdischen Toilette ist mit einem Blumenbeet verziert - eine Treppe führt in Räume unter der Parkebene. Aber auch in punkto Hygiene und Ambiente ist die Anlage unterirdisch. Sechs Bänke stehen um die Parkfläche. Aber Passanten rasten dort so gut wie nie.
Der Platz hat keine Aufenthaltsqualität - und das, obwohl es mit dem Kulturzentrum Haus Beda, den zwei Banken sowie einem großen Büro- und Wohnhaus ein durchaus ansprechendes Umfeld gibt. Mit ihren drei Geschossen vermitteln diese vier Gebäude sogar ein bisschen Stadtflair. Doch annähernd alles, was sonst zum Stadtleben gehört, fehlt. Dafür gibt es Schotterpisten und Hinterhof-Tristesse. Es sind das Grau-in-grau, das Unfertige und eine gewisse Hoffnungslosigkeit, die den Platz prägen. Dort bleiben nicht nur die Autos stehen, sondern irgendwie wirken weite Teile des Umfelds, als wäre die Zeit stehengeblieben. Ein Blick auf die wunden Punkte:

Große Blechlawine: Tag für Tag rollen unter der Woche die Autos morgens früh auf den Beda-Platz. Die meisten sind Dauerparker. Berufstätige, die ihren Wagen während der Arbeitszeit abstellen. Für Wechselparker, die mal schnell in die Fußgängerzone wollen, gibt es nur einige wenige Flächen, wo die Parkzeit begrenzt ist und deshalb immer mal was frei ist. Abends und am Wochenende ist der Platz wie verwaist. Die große Leere.

Rumpelige Schotterpisten: Auch links und rechts von der Bedastraße kann auf rumpeligen Schotterflächen geparkt werden. Eigentlich sind das 1A-Baugrundstücke, aber ohne Gebäude. Ein Provisorium von erstaunlicher Dauer. Kein Asphalt, kein Pflaster, keine Blumenbeete. Nachkriegs-Ambiente mitten im Stadtzentrum.

Viele Zäune: Das rückwärtige Gelände der Bauernmarkthalle ist eingezäunt, der Kundenparkplatz der Kreissparkasse auch und das Grundstück der Firma Luxbauhaus an der Gartenstraße ebenfalls. Derart viele Zäune auf einem zentralen Stadtplatz laden nicht unbedingt zum Flanieren ein, sondern vermitteln eher das Gefühl, sich in einer Sperrzone aufzuhalten.

Graue Hinterhof-Tristesse: Ob die Rückansicht vom leerstehenden Hotel Plein oder die Bauernmarkthalle - wer Bitburg vom Beda-Platz aus betrachtet, wähnt sich eher in einem vergessenen Dorf als mitten im Geschäftszentrum einer Kreisstadt.

Alte Problem-Immobilie: Wie schwer es ist, irgendetwas anderes als Parkflächen am Beda-Platz zu entwickeln, zeigt das alte Aldi-Gebäude, das die Stadt 2006 samt dem 1700 Quadratmeter großen Grundstück für 360 000 Euro gekauft hat - und auf dem sie seither sitzenbleibt. Interessenten: Fehlanzeige. Eine markante Ecke ohne Perspektive.

Verwaiste Grundstücke: Hinter dem Bauzaun auf dem rund 2000 Quadratmeter großen Grundstück der Firma Luxbauhaus wuchern Pflanzen, Sträucher und Bäume bis auf den Bürgersteig (der TV berichtete). Doch das ist nicht das einzige Grundstück am Beda-Platz, das verwahrlost ist. Hinter dem einstigen Bankgebäude am Karenweg sieht es nicht besser aus: Dort steht ein ehemaliges Wohngebäude, das abrissreif wirkt, offenbar aber - darauf lässt der Müll schließen - regelmäßig Treffpunkt ist.

Stinkende Dreckecken: Abgerundet wird das Bild von achtlos weggeworfenem Müll und überquellenden Glascontainern.

Schlechte Anbindung: Was die weitere Entwicklung des Platzes nicht leichter macht, ist die schlechte Anbindung. Das hat sich mit der Öffnung der einstigen Einbahnstraße, der Bedastraße, für Verkehr aus beiden Fahrtrichtungen etwas gebessert. Aber der Beda-Platz, auch wenn er mitten in der Stadt liegt, ist verkehrstechnisch doch weit ab vom Schuss. In Bitburg muss man sich auskennen oder ganz schön rumkurven, um zum Beda-Platz zu kommen.Meinung

 Der Beda-Platz vom Kulturzentrum Haus Beda (links) über das Gebäude der Volksbank (gleich daneben) bis zu Bauernmarkthalle und Kreissparkasse (rechts). TV-Foto: Klaus Kimmling

Der Beda-Platz vom Kulturzentrum Haus Beda (links) über das Gebäude der Volksbank (gleich daneben) bis zu Bauernmarkthalle und Kreissparkasse (rechts). TV-Foto: Klaus Kimmling

Verschenkter Platz
An Stadtentwicklung hat in den 70er Jahren, als Haus Beda und die Filiale der Kreissparkasse am Beda-Platz gebaut wurden, noch keiner gedacht. Sonst hätte man wohl gleich auf die Idee kommen müssen, dass ein so zentraler Platz als reine Parkfläche verschenkt ist. Auch in den folgenden Jahrzehnten hat sich die Politik nicht ernsthaft um eine Entwicklung dieses Platzes bemüht. Ein Konzept fehlt. Hauptsache Parken lautet offenbar die Devise. Die Folge: Rund um die Blechwüste kommt ein Projekt nach dem Nächsten ins Stocken. Wohn- und Geschäftshäuser lassen sich nicht vermarkten, Geschäfte sind schwer anzusiedeln. Eine Tiefgarage wäre die Lösung, den Platz völlig neu zu gestalten. An der Stelle wäre das Geld besser investiert, als es für ein neues Parkhaus am Annenhof auszugeben. Dieses Stück Innenstadt ist einfach zu schade, um Bitburgs vergessener Platz zu sein. d.schommer@volksfreund.de

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