Hurra, Hurra - die Krawatten sind da!
Kroatien kam, sang und siegte: Vor rund 350 geladenen Gästen informierte der kroatische Botschafter Miro Kovac bei der offiziellen Eröffnung des Folklore-Festivals im Haus Beda über die wechselvolle Geschichte seines Landes, das im Grenzraum zwischen Mittel- und Südosteuropa liegt. Dahin entführte das Ensemble "Solana" mit Tanz, Gesang und Musik.
Bitburg. Das Bitburger Festival ist mehr als bunte Folklore. Daran erinnert gleich zum Auftakt der "politische Abend", bei dem ein Land im Mittelpunkt steht. Diesmal war es EU-Beitrittskandidat Kroatien. Miro Kovac, der seit 2008 Botschafter der Republik Kroatien in Deutschland ist, kannte bislang von der Eifel nur "das Bier, natürlich". Davon sollte später reichlich getrunken werden. "Wir haben heute fast alle etwas Kroatisches an", sagte Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit. Die Krawatte. Denn die, so Streit, habe ihren Namen von einem kroatischen Söldnerheer, das im Dienst von Ludwig den XIV. stand. "Die Reiter trugen bunte Halstücher, und wenn sie nach Paris kamen, riefen alle: Les cravattes sont arrivé; die Kroaten sind da", erklärte Streit, der seine Kurzeinführung mit kroatischen Sprichwörtern garnierte. Etwa "Ein Kaugummi ist nichts für einen Bauer". Was das bedeutet, erklärte Botschafter Kovac nach dem obligatorischen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Sinngemäß geht es bei dem Sprichwort um etwas zwischen "was der Bauer nicht kennt, isst er nicht" und "Schuster, bleib' bei deinen Leisten".
Botschafter Kovac bot in fast akzentfreiem Deutsch einen Kurz-Überblick über das von Kriegen und wechselnden Herrscherhäusern hin und her gerissene Land, dessen größtes Ziel nach dem Aufbau einer unabhängigen demokratischen Republik (1992), der Nato-Mitgliedschaft (seit April 2009) nun die EU-Mitgliedschaft ist. Auch der Kroatienkrieg (1991 bis 1995) war Thema.
Doch die ernsten Töne schlugen nicht auf die Feierlaune, sondern boten Gesprächsstoff für etliche angeregte Unterhaltungen im Nachgang zum offiziellen Festakt bei kroatischen Speisen und Eifeler Getränken. Das gefiel auch den Gästen. Spontan griff einer der Musiker gegen Mitternacht noch mal zum Schifferklavier. Singend wurde er von seinen Landsleuten begleitet, und die jüngeren Ensemble-Mitglieder machten das, was in Bitburg Völkerverständigung mit Hand und Fuß heißt und nun Programm ist: tanzen, tanzen, tanzen. EXTRA Kroatien: Rund 4,5 Millionen Einwohner zählt Kroatien. In der Hauptstadt Zagreb leben knapp 800 000 Einwohner. Zweitgrößte Stadt ist Split mit 205 000; in Dubrovnik leben rund 44 000 Menschen. Fast 90 Prozent der Kroaten sind Katholiken. (scho)