"Ich bin Berliner"

PLÜTSCHEID/BERLIN. (fpl) Das Ehrenkreuz in Gold hat er bereits. Am Donnerstag wurde er für ein Vierteljahrhundert Dienst in den Reihen der Bundeswehr geehrt: Helmut Kapell, aufgewachsen in Plütscheid, stationiert in Schönewalde.

Luftwaffen-Standort Schönewalde-Holzdorf in Brandenburg, Donnerstagmorgen: Helmut Kapell steckt schon in seiner blauen Gala-Uniform. Um 14.30 Uhr soll er geehrt werden, für 25 Jahre Dienst beim "Bund". Das Ehrenkreuz in Gold für hervorragende Leistungen trägt er bereits. Stabsfeldwebel Kapell ist "Spieß" im Sanitätszentrum mit rund 70 Untergebenen. Über ihm regiert nur noch Oberfeldarzt Dipl.-Med. Norbert Kühn. Der 45-jährige Junggeselle Kapell stammt aus dem Eifeldorf Plütscheid. Dort wuchs er auf, ging 1981 zur Bundeswehr. Erste Station: Cochem, Jagdbombergeschwader 33, Sanitätsstaffel. Vier Jahre darauf folgte die Versetzung nach Crailsheim und 1988 ins Bundeswehrkrankenhaus Hamm. 1990 fiel die Mauer. "Und dann habe ich mich freiwillig für die neuen Bundesländer gemeldet. Das war mal wieder eine Herausforderung, etwas Neues aufzubauen." Er kam nach Berlin. Das alte Volkspolizei-Hospital musste umstrukturiert werden. "Das war meine Hauptaufgabe." Nicht immer einfach: Alle bisherigen Bediensteten wurden überprüft, viele mussten gehen - sie passten mit ihrer Gesinnung und ihrer Vergangenheit nicht mehr ins neue System. "Das war nicht immer leicht", erinnert sich Kapell. "Da hingen ja auch Schicksale dran." Im Jahr 1997 kam dann die Anfrage aus Schönewalde, einem der größten Luftwaffen-Standorte im Osten der Republik mit derzeit gut 1300 militärischen und zivilen Bediensteten. Wieder eine neue Chance: Kapell wechselte nach Brandenburg. Eine Hubschrauberstaffel ist dort stationiert, weitere sollen folgen, bis 2013 werden rund 2500 Menschen in Schönewalde-Holzdorf arbeiten. "In Zukunft wird hier der einzige Hubschrauber-Geschwaderstandort der Luftwaffe sein", sagt Presse-Offizier Torsten Schöne. Schönewalde überwache zudem den gesamten ostdeutschen Luftraum. Obwohl Kapells Mutter 1995 starb: Die Verbindung zur Heimat ist geblieben. Ab und zu telefoniert er mit den früheren Nachbarn in Plütscheid. "Und einmal im Jahr fahre ich runter, zur Gräbersegnung an Allerheiligen", sagt Helmut Kapell. Ansonsten sei sein Lebensmittelpunkt inzwischen die Bundeshauptstadt. Die 90 Kilometer zum Standort fährt er jeden Morgen mit der Bahn: "Ich bin Berliner", sagt Kapell. "Ich wohne da, und da ist auch mein Bekanntenkreis." Das Schönste an seinem Job? "Man hat immer mit Menschen zu tun. Ich bin um 20 vor sieben vor der Tür - dann stehen die ersten schon da und wollen was. Der Spieß ist praktisch die Mutter der Kompanie. Wenn was ist, kommen alle zu ihm." Die nächste Herausforderung wartet bereits: Am 24. Januar wird Kapell in den Auslandseinsatz geschickt. Sein neuer Standort: "Das Feldlazarett in Railowac, in der Nähe von Sarajewo. Auch da als Spieß, in der so genannten Mediwec-Kompanie."

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