"Ich bin kein Städter, ich bleib'"

LICHTENBORN/ARZFELD. Vor dem Hintergrund sinkender Bevölkerungszahlen hat die Verbandsgemeinde Arzfeld die Initiative ergriffen. Die Arbeit am so genannten Gebäude-Leerstandskataster zeigt erste Ergebnisse.

Was im November 2000 mit der Vorlage eines Papiers zur "Agrarstrukturellen Entwicklungsförderung" (AEP) in der Verbandsgemeinde Arzfeld (der TV berichtete) in staubtrockener Theorie begann, füllt sich nun mit Leben. In der Sparte "Verbesserung der regionalen und örtlichen Infrastruktur hat der Arbeitskreis Dorferneuerung inzwischen erste Ergebnisse vorgelegt. In dieser Gruppe beschäftigten sich die Mitglieder konkret mit dem Thema leer stehende Gebäude. Unter der Leitung der Architektin Sabine Strunk kam es zunächst zu einer Bestandsaufnahme älterer Wohn- und Ökonomiegebäude. Ortsbildprägende Häuser, oft denkmalwert, unverzichtbare Elemente des Ortsbilds und Zeichen dörflicher Baukultur, wurden erfasst. Das Ziel: Die Gebäude sollten einer sinnvollen Umnutzung zugeführt werden. Damit verbunden war die Marschroute, unter anderem Neubaugebiete zu entlasten und dem historischen Ortskern wieder Leben einzuhauchen. Das Ergebnis: Weit mehr als 100 Objekte standen leer beziehungsweise werden unter Wert genutzt. Die Kontaktaufnahme mit den Besitzern gestaltete sich überraschend positiv. Rund 50 Prozent zeigten Interesse am Projekt, das Hand in Hand mit der Dorferneuerung geht. "Die Bevölkerungszahl geht zurück", weiß Arzfelds Verbandsgemeinde-Bürgermeister Patrick Schnieder, deshalb sei es ein großes Anliegen der Verwaltung gewesen, diesen AEP-Strang besondern zu unterstützen. Etliche Projekte in verschiedenen Dörfern der Verbandsgemeinde Arzfeld sind derweil auf den Weg gebracht. Ein Vorzeige-Objekt befindet sich in Lichtenborn. Dort hat die Familie Kockelmann aus einem früheren Pferdestall mit einem Höchstmaß an Eigenleistung einen Wohntrakt erstellt, der als vorbildlich gilt. Dass bei der Arbeit am alten Gemäuer immer wieder Überraschungen zu Tage traten, machte die Arbeit noch intensiver, als ursprünglich geplant.Pferdepflaster aus der Zeit um die Jahrhundertwende

Mit dem Umbau erlebten die Kockelmanns nämlich auch den ein oder anderen Rückblick in die Geschichte ihres Dorfs. Nicht nur, dass sie in einigen Zentimetern Tiefe auf Pferdepflaster aus der Jahrhundertwende stießen, was die Bestätigung dafür vor Augen führte, dass es sich hier um eine frühere Pferde-Post-Station gehandelt hat. Die Arbeiter stießen vielmehr auch auf eine Tresor-Nische, die vor etlichen Jahren von der Raiffeisenbank genutzt wurde. "Früher hatten es die Einbrecher leicht", erzählt Vater Stephan Kockelmann augenzwinkernd, zwei Mal mit dem Hammer drauf, und die Wand wäre weg gewesen." Und Sohn Markus Kockelmann, der ebenso anpackte wie seine Brüder Bernd und Jochen, ergänzt: "Es war uns jedenfalls wichtig, den historischen Charakter des Gebäudes zu erhalten." So zauberten die Brüder zusammen mit den Eltern nicht nur funktionale und großzügig geschnittene Räume, sondern achteten auch auf den Erhalt der Bausubstanz und den Einsatz wirtschaftlicher Energiequellen. Grund genug also für die Kockelmanns, ihrem Dorf den Rücken nicht zu kehren und weiterhin mittendrin zu leben. Für Sohn Bernd ist dies ohnehin kein Thema: "Ich bin kein Städter, ich bleibe hier!" Unter der Überschrift "Modernes Leben in alten Gebäuden" startet der Arzfelder Arbeitskreis Dorferneuerung am Sonntag, 11. Juli, 13 bis 18 Uhr, einen großen Aktionstag. Exakte Ortsangaben werden gesondert mitgeteilt.

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