"Ich bleibe stehen, auch wenn die Kugeln fliegen"

Michael Billen oder Mathilde Weinandy - mit einem dieser beiden Kandidaten wird die Bitburg-Prümer CDU in den Landtagswahlkampf 2011 ziehen. In genau 102 Tagen ist das innerparteiliche Wettrennen entschieden, das nicht erst am Dienstag gestartet wurde.

 Ein gut gelaunter Michael Billen auf der Kreisvorstandssitzung in Bitburg. TV-Foto: Rolf Seydewitz

Ein gut gelaunter Michael Billen auf der Kreisvorstandssitzung in Bitburg. TV-Foto: Rolf Seydewitz

Bitburg. Um 21.07 Uhr, knappe zwei Stunden nach Beginn der Kreisvorstandssitzung, öffnet sich im Bitburger Hotel Eifelbräu die Tür zum Schubertsaal. CDU-Vize Klaus Juchmes ist der Erste, der den Raum verlässt und sich schnellen Schrittes davonmacht. Es dürfte für den 58-Jährigen kein angenehmes Parteitreffen gewesen sein, war es doch Juchmes, der nach einer Vorstandssitzung Anfang Dezember verkündet hatte: "Wir werden 2011 mit einem anderen Kandidaten antreten."

Michael Billen war seinerzeit erkrankt; die Polizeidaten-Affäre, wegen der der Kaschenbacher Landtagsabgeordnete bei vielen Christdemokraten umstritten ist, auf ihrem Höhepunkt. Drei Monate danach hat sich der "Anti-Billen-Sturm" deutlich abgeschwächt. Der 54-Jährige ist auf die politische Bühne zurückgekehrt, wenn auch mit leicht gestutzten Flügeln: Seine Mainzer Fraktionszugehörigkeit ruht, den CDU-Bezirksvorsitz hat Billen abgegeben. Aber in seinem Kreisverband hat der seit 17 Jahren amtierende Vorsitzende den Taktstock wieder in die Hand genommen. Und so schnell will ihn der kernige Landwirt auch nicht aus der Hand legen.

Ein offenes Geheimnis wird gelüftet



Am Dienstagabend macht Billen offiziell, was längst ein offenes Geheimnis ist: Auch bei der Landtagswahl 2011 will er wieder als CDU-Direktkandidat an den Start gehen. "Ich bin von so vielen Leuten aufgefordert worden, erneut anzutreten", sagt er nach der Vorstandssitzung und fügt hinzu: Der Kreisvorstand habe "keine Vorauswahl getroffen, die Mitglieder mögen entscheiden". Das klang Anfang Dezember aus dem Mund von Vize Klaus Juchmes noch etwas anders, aber damals war der Vorsitzende ja auch nicht dabei. Jetzt ist er wieder genesen und sagt: "Michael Billen bleibt stehen, auch wenn die Kugeln fliegen." Zu den "Pistoleros" dürfte der Kaschenbacher auch seine Parteifreunde aus Prüm zählen. Sie haben den damaligen Mehrheitsbeschluss des Kreisvorstands ernst genommen und die Prümer Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy als Direktkandidatin nominiert. Damit kommt es auf dem Parteitag am 28. Juni zu einem Duell - mit theoretisch 1603 Sekundanten. So viele Mitglieder hat die Partei im Kreis Bitburg-Prüm, und jedes Mitglied ist stimmberechtigt.

Mathilde Weinandy gibt sich am Dienstagabend in Bitburg wortkarg. Und diplomatisch. "Die Kandidatur ist Billens gutes Recht", sagt sie, "der Parteitag wird das entscheiden." "Mathilde Weinandy ist eine fähige Kandidatin", sagt Michael Billen. Das klingt mehr nach Schmusekurs als nach beinhartem Konkurrenzkampf, der es letztlich ist. "Ob die Gräben nach dem Parteitag zu schließen sein werden, wird man sehen", sagt der Weinandy-Vertraute Aloysius Söhngen, und es klingt nicht so, als glaube er daran.

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