"Ich habe auch gekämpft"
Prüm · Die Basilika, das Wahrzeichen der Abteistadt: Vor einigen Tagen haben fünf Prümer im TV geschildert, was sie mit ihrer Kirche verbindet. Daraufhin meldete sich Christel Orthen, 91 Jahre alt, und erzählte von einem ganz besonderen Erlebnis.
Prüm. Am Mittwoch haben fünf Prümer Bürger im TV erzählt, welche Erlebnisse sie mit der Basilika verbinden. Einer davon war der frühere katholische Pfarrer Robert Lürtzener - er berichtete von seinem letztlich erfolgreichen, gemeinsamen Kampf mit Josef Monter für die neue Orgel in der Kirche.
Am gleichen Tag besucht Christel Orthen aus der Tiergartenstraße die Redaktion - eine zierliche Dame mit Hut und wachem Blick.
Auf die Frage nach ihrem Alter antwortet sie: "Ich hab das Zweiundneunzigste vor ein paar Wochen angefangen."
Christel Orthen hat einen kleinen Zettel in der Hand. Und da hat sie aufgeschrieben, was sie bis heute bewegt und bestärkt, denn: "Ich habe auch gekämpft", sagt sie. "Das kam so: Ich bin katholisch erzogen worden, habe aber einen geschiedenen Mann geheiratet. Dadurch kam ich in den Kirchenbann. Das war ja damals ein schweres Verbrechen."
Zwar habe sie nach der Heirat mit ihrem Mann Hans - die Hochzeit war 1950 - noch weiter in die Kirche gehen, "aber nicht mehr die heiligen Sakramente empfangen dürfen. Das ist mir schwergefallen."
In ihrer Not habe sie dann eines Tages in den 70er Jahren Robert Lürtzener im Pfarrheim aufgesucht, nachdem dieser als Pastor in Prüm eingeführt worden war. Und das habe sie doch sehr gestärkt, denn "danach ging es mir besser. Ich habe mit ihm offen darüber gesprochen." An den Wortlaut des Gesprächs kann sie sich nicht mehr erinnern. Aber danach sei sie wieder zur Kommunion gegangen. "Ich weiß noch, dass er gesagt hat: Wenn Sie jemand darauf anspricht, dann sagen Sie, Sie hätten mit mir gesprochen."
Ihr Mann Hans starb 1988, die beiden hatten zwei Kinder. Sohn Johannes, der viele Jahre lang die weihnachtliche Prümer Projektfete organisierte, starb voriges Jahr nach langer Krankheit. Tochter Julia Peter betreibt am Tiergartenplatz erfolgreich das Restaurant Kölner Hof.
Sie weiß, welche Not ihre Eltern damals hatten: "Das war so schwierig damals, dass die beiden zusammenkamen. Bei den Leuten und im gut katholischen Elternhaus meiner Mutter", erzählt die Wirtin.
Aber genau deswegen heiße sie auch Julia: "In Anlehnung an Romeo und Julia." Aber weil es keine heilige Julia gebe, sei sie dann auf den Namen Juliane getauft worden - was kaum jemand wisse.
Zwei Enkel und einen Urenkel hat Christel Orthen. Und auch der Basilika blieb sie in all den Jahren treu: "Ja, natürlich! Ich geh mittwochs und sonntags in die Messe." Und das nicht zuletzt wegen des Gesprächs mit Robert Lürtzener vor rund 40 Jahren: "Ich denke heute noch oft und gerne daran."
Und dann sagt sie noch etwas: "Machen Sie da bloß keinen großen Artikel draus!" Wir einigen uns dann auf einen mittelgroßen. Denn diese Geschichte musste unbedingt noch erzählt werden.
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