"Ich habe mein Haus angezündet"

TRIER/FEUSDORF. Mit einem Geständnis des Angeklagten hat vor dem Trierer Landgericht der Prozess gegen einen Mann aus Feusdorf (Kreis Daun) begonnen. Der 36-jährigen Arbeitslose soll Ende März sein Haus angezündet haben, um die Versicherungsprämie zu kassieren.

Der gelernte Kellner Harald R. ist gekleidet, als käme er gerade von der Arbeit: schwarze Hose, weißes Hemd. Nur die Fußfesseln, die Angeklagte im Trierer Landgericht während des Umbaus tragen müssen, während sie andernorts Schwerkriminellen vorbehalten sind, wollen so gar nicht zum Kellner-Outfit des 36-Jährigen passen. Blass sieht der mit artigem Kinnbärtchen und Nickelbrille eher an einen Pädagogik-Studenten erinnernde Angeklagte aus, stockend und nur mit einigen Sekunden Verzögerung antwortet er auf die Fragen des meist geduldig wartenden Richters Jörn Schlottmann. Nur wenn Harald R. gar nicht mehr weiter weiß, schaut er fragend seinen rechts neben ihm sitzenden Verteidiger Franz-Josef Schütte an. Der Kölner Anwalt hat keinen leichten Job. Besonders schwere Brandstiftung und Versicherungsmissbrauch wirft die Staatsanwaltschaft seinem Mandanten vor. Bei einem Schuldspruch verschwände Harald R. für mindestens fünf Jahre hinter schwedischen Gardinen. Die Kardinalfrage aber wird am Ende sein: War der 36-jährige Drogen- und Alkoholabhängige voll zurechnungsfähig, als er Ende März sein Wohnhaus in Feusdorf in Brand setzte? Die Tat selbst - lange geplant. Schon Mitte Januar habe er beschlossen, das Haus, in dem er mit seinen beiden Hunden lebte, anzuzünden, sagt Harald R. vor Gericht. Versuche, es über einen Auktionator oder Makler zu verkaufen, seien zuvor gescheitert. Harald legte über Wochen hinweg im Obergeschoss und auf dem Speicher Zeitungen aus, übergoss die Stapel eines Abends mit Spiritus und Benzin und zündete sie an. Eine Nachbarin alarmierte die Feuerwehr, der Brand war rasch gelöscht. "Ich musste da weg", begründet der zum Tatzeitpunkt voll trunkene Angeklagte im Nachhinein sein Zündeln. Der ehemals Heroinabhängige ist arbeitslos und laut Eigendiagnose schwer krank: Seit 2001, dem letzten Entzug, rausche es permanent in seinen Ohren, "und es piepst und klingelt". Bei den Radioanstalten und beim Bundeskanzleramt habe er sich deshalb schon beschwert - vergeblich. Nun knacke es auch noch in seinem ganzen Körper. "Das sind Kohlensäure-Entladungen", sagt er wohl wissend um die ungläubigen Gesichtsausdrücke im Gerichtssaal: "Das nimmt mir keiner ab. Und ich kann das auch verstehen." Vieles in diesem Verfahren wird von dem psychiatrischen Gutachten abhängen. Der Prozess wird am Donnerstag nächster Woche fortgesetzt. Dann fällt vermutlich auch das Urteil.