"Ich hatte eine richtig tolle Zeit hier"

Hauswirtschaft statt Verwaltungs-Arbeit? Hans-Michael Bröhl, 27 Jahre lang Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Irrel, verabschiedet sich heute mit einem Empfang im Schloss Niederweis in den Ruhestand. Die Hände in den Schoss legen will er allerdings nicht, verrät er im TV-Interview.

 Es ist Zeit zu gehen: Bürgermeister Hans-Michael Bröhl räumt seinen Schreibtisch in der Irreler VG-Verwaltung. TV-Foto: Klaus Kimmling

Es ist Zeit zu gehen: Bürgermeister Hans-Michael Bröhl räumt seinen Schreibtisch in der Irreler VG-Verwaltung. TV-Foto: Klaus Kimmling

Irrel. (neb) 27 Jahre sind genug: Heute feiert Hans-Michael Bröhl, seit 1982 Bürgermeister der Verbandsgemeinde Irrel, im Schloss Niederweis seinen Abschied. Mit TV-Redakteurin Nina Ebner sprach der 65-Jährige über frühere "Sturm- und Kampfzeiten", "ordentliche Humpen" und über seine Zukunftspläne.

In der letzten VG-Ratssitzung war von der "Generation Bröhl" die Rede, die zu Ende geht. Was wird den Menschen von dieser in Erinnerung bleiben?

Bröhl: Ich habe die Ortsgemeinden so vorangebracht, dass sie auch in Zukunft Bestand haben. Unsere Dörfer wurden auf Vordermann gebracht, ohne den Bürger übermäßig zu belasten. Das war von Anfang an die Aufgabe, die ich mir vorgenommen und für die ich gekämpft habe. Stolz bin ich aber auch darauf, dass wir das Radwegekonzept in der VG fast fertiggestellt haben - und auf die Neugestaltung der Ortsmitte Irrel. Und ich bin froh darüber, dass wir in Irrel und Bollendorf sehr gut ausgestattete Schulen haben.

27 Jahre als VG-Chef sind eine lange Zeit. Woran denken Sie da besonders gerne zurück?

Bröhl: Eigentlich hat es mir jeden Tag Spaß gemacht. Schon morgens beim Kaffeetrinken war ich gespannt, was heute auf den Schreibtisch kommt. Besonders gerne denke ich natürlich an Maßnahmen zurück, die ich mitumgesetzt habe - Kläranlagen, Radwege, Schulen, Feuerwehrgerätehäuser und vieles andere. Auch weil man danach ganz gerne einen Humpen gehoben hat. Das war sehr schön.

Dennoch wird es sicher auch mal Tage gegeben haben, die nicht ganz so schön waren - ich nehme an, zum Beispiel als bekannt wurde, dass die VG Irrel fusionieren soll?

Bröhl: Ach wissen Sie, das ist eine Sache, die rein verwaltungstechnisch zu sehen ist. Die Kommunalreform ist nötig. Deswegen war ich auch nicht entsetzt darüber, dass Irrel infrage steht. Aber es gab auch schwere Zeiten. Meine frühen Jahre, zwischen 1982 und `88 - das waren richtige Sturm- und Kampfzeiten. Da musste ich beispielsweise den Zweckverband Weilerbach in Ordnung bringen, wir mussten Planungen und das ganze Finanzsystem umstellen. Das war schwierig, aber es hat mich herausgefordert.

In der jüngsten VG-Ratssitung wurde Ihr unerschütterlicher Optimismus gelobt. Wo hat sich dieser bemerkbar gemacht?

Bröhl: Uns blieb in Irrel nichts anderes übrig, als optimistisch zu sein: Geld hatten wir keins, Ideen dafür massenweise. Mit meinem Optimismus konnte ich oftmals die Entscheidungsträger von den manchmal visionären Vorstellungen überzeugen.

Mit welchen Gefühlen scheiden Sie nun aus dem Amt?

Bröhl: Ich gehe sehr zufrieden. Ich hatte eine richtig tolle Zeit hier. Aber ich bedauere auch nicht, dass sie zu Ende ist. Es waren 27 Jahre, das ist genug. Und ab dem 1. Januar 2010 beginnt eine neue Lebensphase.

Wie sieht diese konkret aus?

Bröhl: Ich werde mich als Anwalt niederlassen. Und daneben werde ich mich intensiv ehrenamtlich engagieren. Außerdem werde ich weiterhin bei der ein oder anderen Veranstaltung erscheinen, hier mal ein Bierchen mit den Leuten trinken, dort ein bisschen reden. Allerdings entscheide ich künftig selbst, wo ich hingehe - das ist schon eine Erleichterung.

Das klingt ja fast so, als hätten Sie dennoch einen vollen Terminkalender. Was sagt denn Ihre Frau dazu?

Bröhl: Meine Frau ist noch im Beruf - da wäre es ja auch nicht schön, wenn ich ohne was zu tun im Haus rumhocke. Aber sie hat mir meine Aufgaben zugeteilt, die ich zu erledigen habe - Betten machen, staubsaugen, putzen, Fenster putzen.

In Irrel bricht ein neues Zeitalter an: Ihr Nachfolger Moritz Petry ist gerade einmal halb so alt wie Sie. Was geben Sie ihm mit auf den Weg?

Bröhl: Man muss die Leute so nehmen, wie sie sind und ihnen zuhören. Das ist das Wesentliche als Bürgermeister, dass man den Leuten zeigt: Ich nehme euch ernst. Zur Person Der 65-jährige Hans-Michael Bröhl wuchs in Neuerburg auf, studierte Jura und begann seine Verwaltungs-Karriere 1975 bei der Kreisverwaltung in Daun, bevor er 1982 Bürgermeister der VG Irrel wurde. Der Zigarren- und Weinliebhaber, der Wandern, Fahrradfahren und Geschichte zu seinen Hobbys zählt, ist verheiratet und hat einen Sohn.

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