Ideen zwischen zwei Betonwänden: Nattenheimer machen sich Gedanken über neuen Dorfmittelpunkt

Nattenheim · Was lässt sich aus einem alten Fahrsilo machen, das mitten im Ort liegt? Mit dieser Frage haben sich die Bürger in Nattenheim befasst und dabei viele Ideen gesammelt. Einige davon wurden nun bei einer Bürgerversammlung vorgestellt.

 In Nattenheim macht man sich Gedanken über die Umnutzung eines alten Fahrsilos. TV-Foto: Uwe Hentschel

In Nattenheim macht man sich Gedanken über die Umnutzung eines alten Fahrsilos. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Nattenheim. Keine Frage: "Aus planerischer Sicht wäre es das Einfachste, das Silo einfach abzureißen", sagt Ralf Mayeres. Gleichzeitig aber sei dieses Silo aufgrund der einst landwirtschaftlichen Nutzung nun mal ein gewisses Kulturgut. Weshalb der Landschaftsgärtner, der im Auftrag der Ortsgemeinde einen Plan für das Silo und dessen Umfeld erstellt hat, auch dafür plädiert, die brach liegende Anlage zu erhalten. Und was das betrifft, ist er längst nicht der Einzige. Auch drei Viertel der befragten Bürger fänden es gut, das Silo zu erhalten. Und an dieser Befragung teilgenommen haben immerhin mehr als 80 Nattenheimer.

Einige davon sitzen nun im Dorfgemeinschaftshaus, wo Mayeres den Planentwurf vorstellt. Dabei geht es aber nicht nur um das alte Silo, sondern um den gesamten Bereich zwischen Dorfgemeinschaftshaus, Kindergarten und dem angrenzenden, ehemals landwirtschaftlich genutzten Gelände, das die Gemeinde bereits gekauft hat. Als so genannte Schwerpunktgemeinde hat sich Nattenheim in den vergangenen Monaten im Rahmen einer professionell begleiteten Dorfmoderation intensiv mit seinen Stärken und Schwächen befasst. Es wurden Ideen gesammelt und über deren Umsetzbarkeit diskutiert. Und einiges davon soll nun auf der von der Gemeinde gekauften Fläche umgesetzt werden.

In der Überlegung ist eine terrassenförmige Gliederung des Wiesengeländes mit Spielplatz, Bänken und kleinen Gärten und nicht zuletzt eben die Umgestaltung des mehr als sieben Meter breiten und 30 Meter langen Fahrsilos. Der vorgestellte Plan sieht unter anderem eine teilweise Überdachung des Silos vor, während es im offenen Teil Sitzmöglichkeiten und einen Grill geben könnte. Dort sollen auch einige Stücke aus den Betonscheiben herausgeschnitten werden, um so eine Verbindung zu Wiese und Spielplatz zu schaffen. Im überdachten Abschnitt, der am hinteren Ende des Silos vorgesehen ist, könnte dann beispielsweise bei kleinen Veranstaltungen eine Bühne stehen. Oder aber eine Leinwand, falls man die Anlage mit ihren gut zwei Meter hohen Betonwänden als Open-Air-Kino nutzen möchte.

"Eine zivile Umnutzung eines Fahrsilos gibt es meines Wissens noch nicht", sagt Mayeres, sodass dieses Vorhaben durchaus ein Pilotprojekt wäre. Und als solches bestünde die Möglichkeit, es aus Mitteln des Leader-Programms (siehe Extra) mit bis zu 80 Prozent zu fördern. "Das könnte Vorbildfunktion für den ganzen Kreis haben", meint auch Nattenheims Ortsbürgermeister Peter Billen.

Bei der Bürgerversammlung kommen die Pläne gut an. Ob sie auch umgesetzt werden, hängt von der Entscheidung des Gemeinderats, vor allem aber von den finanziellen Möglichkeiten ab. Und die sind inzwischen deutlich eingeschränkter als noch vor einem Jahr. So hat die Gemeinde laut Ortsbürgermeister derzeit zwar rund 300 000 Euro Rücklage. Doch stehen demnächst der Umbau und die Erweiterung des örtlichen Kindergartens an. Und wie Billen erklärt, werden allein dabei Kosten in Höhe von 400 000 bis 500 000 Euro auf die Gemeinde zukommen. Großen Luxus, so der Ortsbürgermeister, könne sich die Gemeinde also nicht erlauben.Extra

Hinter der Abkürzung Leader verbirgt sich die Bezeichnung "Liaison entre actions de développement de l'economie rurale" (Verbindung von Aktionen zur Entwicklung der Ländlichen Wirtschaft). Leader ist ein EU-Förderprogramm, das die Entwicklung und Stärkung des ländlichen Raumes verfolgt. Das Programm ist eingebettet in den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) und das rheinland-pfälzische Entwicklungsprogramm Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung (EULLE). Mit Hilfe der Förderanreize dieser Programme bietet sich für die Leader-Gebiete die Möglichkeit, innovative Strategien und Projekte umzusetzen, um neue Akzente für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu setzen. uhe

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