IHRE MEINUNG

Zum Artikel "Bekenntnis zu vergangener Schuld" (TV vom 8. Dezember) schreibt dieser Leser:

Das Schuldbekenntnis des evangelischen Presbyteriums Bitburg zu lange zurückliegenden Ereignissen ist zu begrüßen. Offenbar geht diesem mutigen Schritt eine intensive Auseinandersetzung mit der Rolle der evangelischen Ortskirche von Bitburg im Nazi-Regime voraus. Es wurden nicht nur Nachforschungen angestellt, um die belastenden Nazi-Jahre steril abzuarbeiten oder gar zur Rechtfertigung der Altvorderen zu verwenden, sondern um zu erkennen, welche Differenz zwischen dem christlichen Anspruch und dem realen Verhalten, dem Billigen der Nazi-Ideologie, besteht. Ohne selbst Täter zu sein, legt das heutige Presbyterium für die Fehler der Vorgänger ein Schuldbekenntnis ab. Dieser Vorgang ist für die Region Trier einzigartig. Zwar hat überregional die evangelische und die katholische Kirche nach 1945 immer wieder selbstkritisch die Schuldfrage angestoßen, aber diese Impulse kamen oft nicht in den Gemeinden an. Häufig dominierte über viele Jahrzehnte nach dem Krieg bis heute die Vorstellung, bei uns kam so etwas nicht vor. Das hat dazu beigetragen, das Schweigen über die Hitler-Zeit zu befördern und einen inneren Läuterungsprozess zu verhindern. Nun lebten in fraglicher Zeit nicht nur 300 evangelische Christen in Bitburg. Die letzten freien Wahlen von 1933 ergaben immerhin einen NSDAP-Anteil von fast 30 Prozent, zu dem noch fast 10 Prozent Wähler der DNVP addiert werden müssen, denn diese Partei hatte den Antisemitismus als Programm angenommen, so dass das antijüdische Wählervotum im Kreis Bitburg bei fast 40 Prozent lag. Das sind immerhin mehrere Tausend Einwohner. Die Historiker wissen um Vorgänge in Bitburg, die sich kaum von Ereignissen anderer Orte und Regionen in Deutschland unterscheiden: Feier nationalsozialistischer Feste, Nazi-Ideologie in den Schulen, Reichspogromnacht, Enteignung jüdischer Geschäftsleute, Denunziation des katholischen Religionslehrers am Gymnasium Bitburg wegen seiner Gegnerschaft zu Hitler, Deportation und Ermordung von Juden und anderes. Das Beispiel des Presbyteriums Bitburg sollte Schule machen. Willi Körtels, Konz

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