Im Dunkel der Nacht

Eine zentnerschwere Last unter dem Mantel der Nacht durch die Westeifel gehievt. In den Säcken, die sieben Personen schleppen, ist bares Geld - in Form von Kaffeebohnen. Doch die Schmuggler werden auf frischer Tat ertappt.

Prüm/Preischeid. In jener Nacht von Montag, 10. Juli, auf Dienstag, 11. Juli 1950, waren sieben Einwohner aus der Ortschaft Falkenauel bei Preischeid und ein Einwohner aus Dürrbach von Luxemburg nach Deutschland über den Grenzfluss Our auf einsamen Pfaden unterwegs. Es waren insgesamt vier Männer und drei Frauen, darunter ein Mann, der im Ruf eines Großschmugglers stand. Die Männer hatten Knüppel bei sich, auch eine der Frauen - angeblich, um sich damit bei der Dunkelheit besser bewegen zu können.

Vor Mitternacht waren die acht Schmuggler in dem luxemburgischen Dorf Neidhausen angekommen, das etwa sieben Kilometer von der Grenze entfernt liegt. Dort weckten sie einen Kaufmann, der ihnen drei Zentner Kaffee sowie Tabakwaren und Schokolade für 6500 luxemburgische Francs (250 DM) verkaufte.

Die auf dem Weg nach Hause zu tragende Last war schwer. Einer der Männer (in der Folgezeit Alfred P. genannt) schleppte sogar 40 Pfund Kaffee auf seinem Rücken. In Aussicht auf den zu erwartenden großen Gewinn nahmen die Schmuggler die Anstrengungen und die Gefahr jedoch auf sich. Ohne Schwierigkeiten überschritten sie die Our, liefen in unwegsamem Gelände durch Wälder, Wiesen, auf schmalen Pfaden und erreichten die einsam gelegene Machtemesmühle. Den größten Teil der Strecke hatten sie an dieser Stelle zurückgelegt, und bald würden sie wieder in Falkenauel sein. Da bemerkte einer von ihnen - es war schon dämmerig hell - plötzlich eine Gestalt vor sich. In diesem Augenblick leuchteten auch schon helle Lampen auf, deren Schein die Schmuggler blendete. Alfred P. rief: "Säcke abwerfen und drauf". Dies war das vereinbarte Zeichen dafür, auf die Zollbeamten mit den Knüppeln einzuschlagen. Es waren der Zollassistent Arno Wolf und die Zollanwärter Reinhold Hensgen und Rudolf Fiedler. Alle drei gehörten der Zollaufsichtsstelle Preischeid an.

Die Schmuggler schlugen blindlings auf die Beamten ein. Selbst als einer der Zöllner niedergeschlagen worden war und sich immer wieder erheben wollte, schlug Alfred P. weiterhin auf den Wehrlosen ein. Zollanwärter Hensgen stürzte, durch die Schläge von Alfred P., der einer der Frauen zu Hilfe kam, ebenfalls schwer verletzt nieder, rollte die Böschung herunter und fiel bewusstlos mit dem Kopf in den Irsen. Beinahe wäre er ertrunken.

Die Schmuggler gingen mit einer bis dahin nicht vorgekommenen Härte gegen die Zollbeamten vor. Letztere wurden so schwer verletzt, dass sie sich längere Zeit im Krankenhaus aufhalten mussten. Einer von ihnen litt noch lange Zeit später an den Folgen seiner Verletzungen.

Schon bald nach der Tat konnten die rücksichtslosen Schmuggler festgenommen werden. Gegen sie wurde Anklage erhoben. Wegen der Schwere des Falles fand die Verhandlung vor dem Landgericht Trier statt. Welches Urteil das Gericht über die Angeklagten fällte, ist nicht bekannt. Anton Ambros, der sich noch sehr gut an die Geschehnisse an der Machtemes-Mühle erinnert, weiß aber, dass die Schmuggler lange Zeit eingesessen haben.Extra De vollständige Artikel "Im Dunkel der Nacht" von Detlev Zuckarelli steht neben vielen weiteren Beiträgen in der Ausgabe Nummer 100 der Zeitschrift "Der Prümer Landbote". Der Geschichtsverein Prümer Land veröffentlicht den Landboten viermal pro Jahr. Weitere Informationen unter Telefon 06551/3799. Anfragen auch per E-Mail an geschichtsverein-pruemerland@t-online.de.

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