Im Garten Kreativität ausleben

In Großbritannien heißen sie Pflanzennarrengärten, "Plantman's garden". Im Eifeldorf Dahlem gibt es noch keinen eigenen Namen für diesen Gartenstil. Aber dass hier jemand gärtnert, der einen besonderen Zugang zu Gehölzen, Staude & Co. hat, ist schon im Vorgarten zu sehen.

Dahlem. Auf dem Tisch liegt "Gardens illustrated", eine bekannte englische Gartenzeitschrift, die darauf hindeutet, dass im Garten rund um das ehemalige Bauernhaus in Dahlem ein "Pflanzenfreak" gärtnert. "Wir haben lange in England gelebt", erklärt Kathinka Wolfer-Frost. "Die Großmutter meines Mannes wohnte in Essex, wo Beth Chatto ihre Schaugärten hat." Beth Chatto ist eine gärtnerische Berühmtheit. Ihre Kompositionen stehen für einen Stil, der Pflanzen miteinander in Gesellschaft bringt, die sich in ihren Ansprüchen ähneln. Man muss sich das so wie die Versammlung von Lenzrosen und Purpurglöckchen in diesem Vorgarten vorstellen.

Wohngemeinschaft von Hauswurzen und Fetthennen



Alle lieben es halbschattig, genießen den humosen Boden und trumpfen jetzt mit Blattschmuck auf. In einer anderen WG, zum Beispiel der Wohngemeinschaft aus Hauswurzen und Fetthennen im alten Sandsteintrog, hat man sich auf volle Sonne und mageren Boden verständigt. Zweifellos ist auch die Art der dichten Bepflanzung von Englands Gartenkultur beeinflusst.

Kathinka Wolfer-Frosts Leidenschaft für alles Grüne liegt aber viel weiter zurück: "Als Kind saß ich im Kinderwagen", habe ihr die Oma erzählt, "und immer wenn ich Blumen sah, rief ich: haben, haben!"

Heute hat die Mutter von zwei Kindern eine ganze Menge Pflanzen: ausgefallene Gehölze, trendige Stauden und exotische Duftgewächse. Schon die Strauchpfingstrosen im Vorgarten zeugen von der Liebe zum Künstlerischen. Jedes Jahr im Mai bauschen sich die Blütenblätter, glänzend und seidig wie ein Kimono, auf. Sie blühen nur kurz, dafür aber effektvoll.

Eigentlich wollte die Absolventin des Royal Art College, der Königlichen Kunstakademie im englischen Bath, "essentielle Momente immer festhalten". Aber im Garten funktioniert das nicht. Ein Künstler setzt den letzten Pinselstrich, wenn er die Momentaufnahme im Bild optimal festgehalten hat. "Im Garten kommst du nie an den Punkt, an dem du aufhören kannst", sagt Kathinka Wolfer-Frost. Wie die Laufzeit einer Ausstellung geben die Jahreszeiten vor, wie lange ihre Akeleien die elfengleichen Blütenkrönchen zeigen dürfen und wann die Ziergräser im gemischten Beet mit der Herbstfärbung an der Reihe sind.

Was bedeutet es, wenn ein Garten sich ständig verändert? Die in einer Baumschule arbeitende Praktikerin meint: "Für mich ist es die Möglichkeit, meine künstlerische Kreativität auszuleben."

Zu ihren Landschaftsgemälden zählt das Hanggelände zum Bach hin. Dort fallen die vielen unterschiedlichen Laubfarben der Gehölze auf. Eine metallisch glänzende Silberölweide Quick Silver (Eleagnus) kontrastiert zum fast schwarzen Laub der Holundersorte Black Lace. Limonengelbes Blattwerk eines Falschen Jasmins Aureus (Philadelphus coronarius) hebt sich vom Grün des Katsurabaums (Cercidiphyllum japonicum) mit den herzförmigen Blättern ab.

An der gegenüberliegenden Hauswand warten alte Bruchsteine auf neue Gestaltungsideen. Als der Hausherr sie neben der Kletterhortensie rund aufschichtete, fragten die Leute, ob Tom Frost da ein Kunstwerk geschaffen habe. Kunst ist ein Garten ja immer irgendwie.

Das Geheimnis panaschierter Blätter



In Kathinka Wolfer-Frosts Garten findet man einige Pflanzen mit gefleckten oder gestreiften Blättern. Man nennt sie panaschiert. Das leitet sich vom französischen "panaché" für gefleckt ab. Die weißen oder gelblichen Blattsegmente gehen auf eine stellenweise geringe oder fehlende Chlorophyllbildung zurück. Sie haben schlichtweg kein Blattgrün. Funkien zeigen diese Panaschierung in zahlreichen Sorten: Die bekannte Weißrandfunkie Albomarginata mit weißen Blatträndern, die Sorte Aureomarginata mit gelb gerandeten. Panaschierte Pflanzen wirken interessant und können schattigere Ecken im Garten aufhellen.

An voll schattigen Plätzen färben sich die Blätter allerdings nicht optimal aus. Ideal ist lichter Schatten. Die meisten panaschierten Pflanzen sind empfindlich gegen starke Sonnenstrahlung.

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