Im hohen Alter immer noch fit

Von der Kaiserzeit bis zum Computerzeitalter: Agnes Kuhn aus Oberkail hat 100 Jahre und viele Zeitepochen erlebt. Zufrieden und bei bester Gesundheit will sie heute den großen Tag ihres 100. Geburtstags genießen.

 Ihre Erinnerungen hat Agnes Kuhn in einer Familienchronik niedergeschrieben. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Ihre Erinnerungen hat Agnes Kuhn in einer Familienchronik niedergeschrieben. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Oberkail. (lyv) "Der Kaiser ist ein lieber Mann, er wohnet in Berlin. Und wär es nicht so weit von hier, dann ging ich heut noch hin", lächelnd sagt Agnes Kuhn aus Oberkail den Spruch auf, den sie seit ihrer Jugend nicht vergessen hat. Und die liegt weit zurück. Am 26. April 1910, also heute vor genau 100 Jahren, wurde sie "im Kuhberg" in Oberkail als viertes von sieben Kindern geboren. Den Kaiser habe sie verehrt, gesteht Agnes Kuhn. Als Zeitzeugin von zwei Weltkriegen hat sie viel zu erzählen, "aber das dauert zu lange", sagt sie.

1935 heiratete sie Ludwig Kuhn aus Oberkail. Fünf Kinder hatte das Paar, von denen drei noch leben. Die Enkelin Alexandra wohnt heute mit ihrer Familie im gleichen Haus. Auch im hohen Alter packt "Oma", wie sie alle liebevoll nennen, auch wenn sie Uroma ist, noch tatkräftig mit an: Jeden Morgen steht sie um 7.30 Uhr auf, um 8 wird gefrühstückt, danach Staub gewischt und das Mittagessen vorbereitet - alleine und selbstständig, denn Kuhn ist noch Herrin in ihrer eigenen Küche. Freitags und montags ist Waschtag, dann erledigt "Oma" die Wäsche für alle Hausbewohner.

Ein Mittagsschläfchen gönnt sie sich täglich, aber nur eine Stunde und mit Wecker, denn die rüstige Seniorin hat keine Zeit zu schlafen. Seit mehr als 50 Jahren schreibt sie täglich in feinster Sütterlin-Handschrift in ihr Tagebuch. Und damit ihre Erinnerungen auch den Nachkommen erhalten bleiben, veröffentlichte sie im Jahr 2000 mit Hilfe ihrer Enkelin eine Familienchronik. Bis sie 85 Jahre alt war, stieg sie noch auf den Rücksitz eines Motorrads, doch inzwischen, so sagt sie selbst, machten ihre Knochen nicht mehr mit. Inzwischen stehen auf dem Tagesprogramm der 100-Jährigen Fernsehen, Hörbücher und der Trierische Volksfreund, denn sie möchte wissen, was in der Region vor sich geht. Wie sie es geschafft hat, 100 Jahre alt zu werden, weiß sie selbst nicht genau, aber Enkelin Alexandra ist sich sicher: "Sie hat eine positive, ausgeglichene Lebenseinstellung und ist immer gut gelaunt."

Und Agnes Kuhn hat immer noch Träume: Nach Rom und zum Papst würde sie gerne reisen, wenn sie noch könnte. Aber ansonsten ist die Jubilarin äußerst zufrieden und hat keine großen Pläne mehr. "Wenn der Herrgott mich ruft, bin ich bereit, aber ich hab's nicht eilig."

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