AUS DEM ARCHIV: März 2020 Fadenwürmer gegen Prozessionsspinner - Bitburg testet neue Methode

BITBURG · Im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner setzt die Stadt diesmal auf den Einsatz von Fadenwürmern. Diese werden auf die Larven der Raupen angesetzt.

 Ein aufwendiges Entfernen der Nester wie im vergangenen Jahr möchte sich die Stadt Bitburg dieses Jahr durch eine frühzeitige Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners  ersparen.

Ein aufwendiges Entfernen der Nester wie im vergangenen Jahr möchte sich die Stadt Bitburg dieses Jahr durch eine frühzeitige Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ersparen.

Foto: Uwe Hentschel

Es gibt Vertreter im Tierreich, die allgemein einen eher schlechten Ruf genießen. Dazu zählen beispielsweise Zecken, Borkenkäfer oder aber Eichenprozessionsspinner. Dazu gehören aber auch Nematoden, besser bekannt als Fadenwürmer. Sie fressen sich durch Pilze, Algen, Aas und Fäkalien und nisten sich auch gerne in menschlichen Organen ein. Gerade letzteres steigert nicht gerade die Sympathiewerte für diese Tierchen. Doch lässt sich das parasitäre Verhalten bestimmter Arten dieses Stamms durchaus auch sinnvoll einsetzen. Zum Beispiel, um andere Schädlinge zu bekämpfen.

Genau das versucht die Stadt Bitburg nun. Im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner verbündet sie sich mit sogenannten entomopathogenen Nematoden. Diese Fadenwürmer werden bereits seit vielen Jahren im Gartenbau gegen Insektenstadien im Boden eingesetzt. Sie dringen in die Insekten ein, töten sie mittels des mitgeführten Bakteriums und vermehren sich in ihnen. Für Menschen und Wirbeltiere sind sie völlig harmlos, da sie in einer Umgebung mit einer Körpertemperatur von 36 Grad nicht überleben.

Aufgrund ihrer Temperaturunverträglichkeit trocknen Nematoden außerhalb des Bodens also recht schnell aus. Um sie dennoch zur Bekämpfung des gesundheitsgefährdenden  Eichenprozessionsspinners einsetzen zu können, haben niederländische Wissenschaftler ein Verfahren entwickelt, bei dem die entomopathogenen Nematoden unter Beigabe feuchtigkeitsspendender Zusatzstoffe mit Hilfe von Sprühgeräten auf die Raupen gespritzt werden.

„In Holland wird dieses Verfahren inzwischen fast überall eingesetzt“, sagt Rebekka Heck, Mitarbeiterin des Bauhofs der Stadt Bitburg, die für diesen Einsatz entsprechend geschult wurde. Sobald sich die Larven auf den Weg machen, wollen Heck und ihre Kollegen mit dem Sprühen beginnen.

Dino Gavilli, Leiter des städtischen Gärtnerteams, hofft, dadurch das Ausbreiten des Eichenprozessionsspinners zu verhindern. „Für uns ist das Problem im vergangenen Jahr zum ersten Mal in dieser Form aufgetaucht“, sagt Gavilli. „Diesmal wollen wir reagieren, bevor es gefährlich wird.“

Alle betroffenen und gefährdeten Bäume der Stadt seien gelistet worden, erklärt der Gärtner. Darüber hinaus sei auf dem städtischen Bauhof auch ein befallener Ast befestigt worden, der gewissermaßen als Referenzobjekt diene. Sobald die Larven dort aktiv werden und sich verteilen, soll die städtische Sprühaktion starten. Und da die Larven vor allem bei Dunkelheit auf Nahrungssuche gehen, werden die Einsätze auch in den Abendstunden erfolgen. Entscheidend ist, dass die Wetterverhältnisse passen. Wie Gavilli und Heck erklären, dürfen die Nächte nicht zu kalt sein. Zudem müsse es trocken und möglichst windstill sein.

Wer also in den nächsten Tagen in den Abendstunden Menschen mit Sprühgeräten zwischen den Bäumen der Parkanlagen oder Spielplätze sieht, muss sich keine Sorgen machen. Grund der Aktion ist nicht Corona, sondern der Eichenprozessionsspinner.

Er  ist in diesem Jahr mit Sicherheit das kleinere Übel. Sollte sich die Lage in den kommenden Monaten aber wieder halbwegs normalisieren und öffentliche Spielplätze wieder genutzt werden dürfen, wäre es schade, wenn die Anlagen dann wegen der ebenfalls gesundheitsgefährdenden Raupen geschlossen werden müssten.

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