Im Morgendunst der Gästegunst

Prüm · Die SPD im Rat der Verbandsgemeinde Prüm hatte es wissen wollen: Was hat man in der Kommune aus der Fremdenverkehrs-Strategie des Landes gemacht? Tourist-Info-Chef Georg Sternitzke hat es erklärt.

 Da will man doch gleich mal reinwandern: Morgenszene in den Prümer Wäldern zwischen dem Stadtteil Tafel und Walcherath. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Da will man doch gleich mal reinwandern: Morgenszene in den Prümer Wäldern zwischen dem Stadtteil Tafel und Walcherath. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Prüm Da gab's doch mal eine Tourismus-Strategie: Ja, und zwar hat die Landesregierung sie vor sieben Jahren in Gang gesetzt, mit den Schwerpunkten Wandern, Wein, Radfahren und Gesundheit.
Die SPD im Rat der Verbandsgemeinde (VG) Prüm hatte vor einigen Monaten gefragt, was denn für das Prümer Land daraus geworden sei. Das vorläufige Ergebnis hat inzwischen Georg Sternitzke, Geschäftsführer der Tourist-Information (TI), vorgelegt.
Wobei VG-Bürgermeister Aloysius Söhngen (CDU) erklärend ergänzt: "Eine eigene Tourismus-Strategie der Verbandsgemeinde gibt es nicht." Außerdem sei er ohnehin "kein Freund großer Strategien, sondern des Nutzens von Gelegenheiten".
Davon bietet die Landesvorgabe den Prümern ja durchaus einige - beim Thema Wandern zum Beispiel. Das sei eines der Felder, die man sich zu Nutzen gemacht habe, sagt Georg Sternitzke, indem man ein paar kleinere "Leuchttürme" aufgestellt habe, etwa mit dem Bach- und Moorepfad oder dem Schneifelpfad - Erste-Klasse-Wanderwege, die man auch auf neue Art belebt: "Nicht nur die Premiumqualität ist wichtig", sagt Sternitzke. "Sondern, dass diese Wege auch Geschichten bekommen."
Wie etwa durch die Touren mit den Eifel-Gästeführern, die mit ihren Teilnehmern auf Schmuggelrunde gehen, den "Pilgerweg des Friedens" ablaufen oder sich von der "Nebelfrau" Marita Mosebach-Amrhein Flora und Historie der Schneifel erklären lassen.
Auch das neue Angebot für Kinder, der "Prümer Waldsommer", sei darunter zu fassen und laufe sehr gut, sagt Sternitzke. Ähnlich sehe es in Schönecken aus, wo die Gemeinde als "Paradebeispiel" ein großes Kinderprogramm auf die Beine gestellt habe.
Weitere Arbeit steckte man auch in die Verbesserung beim Service - etliche Gastgeber haben sich ausbilden, weiterqualifizieren, zertifizieren lassen.
Ein Erfolg, den Sternitzke auf diese und etliche weitere Anstrengungen zurückführt: Seit 2005 haben sich die Besucherzahlen erhöht. Damals zählte man 43 798 Gästeankünfte (ohne Camper), im Jahr 2015 waren es 48 876 - "ein Plus von zehn Prozent", sagt Sternitzke, und auch bei den Übernachtungen verzeichne man eine, wenn auch kleinere, Steigerung: von 156 561 auf 159 709, zwei Prozent mehr.
"Wir haben konsequent auf Qualität gesetzt", bestätigt Söhngen seinen TI-Chef. "Vor allen Dingen bei den Betrieben." Er greift eines von vielen guten Beispielen heraus: Georg Feinen und dessen Ferienbauernhof in Fleringen. "Da laufen die Buchungen weit im Voraus."
Nichts zähle eben mehr als "die Qualität, die die Leute bei uns hier vor Ort finden", sagt der Bürgermeister. "Es nützt alles nichts, wenn die nicht stimmt."
Und was sagt man bei der SPD, die das alles noch einmal genau wissen wollte? Gut so, antwortet Fraktionssprecherin Barbara Hiltawski - "ich will nicht nur Kritik üben. Es hat sich einiges gebessert." Dazu zählt sie unter anderem die Angebote der thematischen Wanderungen. Oder das Geld, das die VG vor einigen Jahren in den Ausbau des Blockhauses am Wintersportgebiet Schwarzer Mann gesteckt habe.
Aber gerade am Schwarzen Mann zeigt sich ihrer Meinung nach, dass noch zu wenig unternommen wird: "Das ist traumhaft da. Aber man könnte noch viel mehr daraus machen." Indem man nämlich nicht nur darauf warte, dass es alle paar Jahre "mal zufällig schneit".
Allein von den Wintersportlern könne dort kein Pächter überleben. "14 Tage Schnee sind zu wenig", sagt Barbara Hiltawski, es müsse auf der Schneifel "ganzjährig durchgehen". Vielleicht ja mit einem Kletterpark, von dem auch Mathilde Weinandy (CDU) in der jüngsten Ratssitzung gesprochen habe. Möglicherweise mit einer Sommerrodelbahn und "mit kleinen Ferienhäuschen da oben. Ich verstehe nicht, warum man aus den vorhandenen Dingen nicht mehr macht." Nur so könne man auch Familien locken, deren Kindern "einfach nur Wandern" nicht ausreiche.
Da sei man in der Vulkaneifel oder in Stadtkyll, dem zentralen Ferienort des Oberen Kylltals, deutlich weiter. "Die tun mehr", sagt Barbara Hiltwaski.
Das wünsche sie sich auch von den Verantwortlichen der VG Prüm. Und sei es eben doch mit einer Strategie, die klare Ziele setze. Und wenn man wirklich Geld verdienen wolle, "müsste man mit einem richtigen Marketingkonzept darangehen".KommentarMeinung

 In Geschichten gewandet: mit „Nebelfrau“ Marita Mosebach-Amrhein auf Wanderung. Foto: TV-Archiv/Frank Auffenberg

In Geschichten gewandet: mit „Nebelfrau“ Marita Mosebach-Amrhein auf Wanderung. Foto: TV-Archiv/Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Ruhig stören
Nein, ein Visionär mit groß angelegten Strategien ist Aloysius Söhngen nicht, da hält es der CDU-Bürgermeister lieber mit dem Sozialdemokraten Helmut Schmidt. Und der Tourismus ist auch nicht unbedingt sein Hauptthema - aber es läuft ja auch solide im Prümer Land. Und eine Reihe von Ideen sind schon umgesetzt. Ein paar attraktive Angebote und Leuchttürmchen (neben den Basilika-Spitzen) dürften es aber ruhig noch sein - dass die SPD den VG-Chef da weiter in seiner stabilen Ruhe stört, ist schon richtig. f.linden@volksfreund.de

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