Im Solotanz zur Wiederwahl
Es war die eigentliche Überraschung in der Kreistagsberatung zur umstrittenen KSK-Fusion am Montagabend: CDU-Mitglied Werner Arenz kündigte an, 2009 nicht als Parteikandidat für seine Wiederwahl zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll anzutreten. Im TV-Gespräch erläutert er diesen Schritt.
Jünkerath. Man kann nicht unbedingt sagen, dass die Christdemokraten im Vulkaneifelkreis derzeit ein harmonisch-geschlossenes Bild abgeben. Das gilt für den am Montag knapp durchgeboxten Beschluss zur KSK-Fusion genauso wie für die Ränke an der Oberen Kyll: Dort nämlich wird die CDU ihren amtierenden Bürgermeister Werner Arenz bei der Urwahl 2009 nicht offiziell unterstützen. Grund: interner Stress wegen der Kämmerer-Affäre."Keine schöne Situation"
Es sei "eine Handvoll" von Parteikollegen, die ihn deshalb nicht mehr für tragbar halte, sagt Arenz im TV-Gespräch am Dienstag. Keine schöne Situation -"das kann ich in aller Offenheit sagen. Da gibt es Leute, die müssen jetzt unbedingt jemanden haben, auf dem sie alle Schuld abladen können. Und das bin nun einmal ich. Aber das will ich nicht. Und um da allem aus dem Weg zu gehen und Ruhe in die Partei zu bringen, habe ich gesagt: Okay, ich mache diesen Weg frei."Also tritt er kommendes Jahr sozusagen solo an - ein Schritt, den er bereits vor einigen Wochen im engsten Parteikreis angekündigt habe. Die meisten CDU-Mitglieder seien nach wie vor auf seiner Seite, sagt er, sowie eine Reihe privater Freunde, auf deren Hilfe er zählt: "Ich bin froh, dass ich mich auf diese Leute verlassen kann. Das reicht mir völlig, um einen Wahlkampf zu bestreiten."Eine CDU-Minderheit jedoch bringe das Thema immer wieder aufs Tapet: "Aber ich habe keine Lust, mich ständig mit diesen Anwürfen auseinanderzusetzen. Das hemmt die politische Arbeit an der Oberen Kyll."Dass nicht zuletzt der Stadtkyller Ortsbürgermeister Nikolaus Simon zu den Arenz-Kritikern zählt, ist ein offenes Geheimnis. Zum weiteren Personenkreis seiner Gegner ("Ich bin ja dreimal so lange in der Partei wie mancher von denen") will er sich jedoch nicht äußern - und auch nicht zu der Frage, ob die CDU im kommenden Jahr mit einem "offiziellen" Kandidaten ins Rennen geht: "Das weiß ich nicht. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass die CDU niemanden aufstellt und mich als Einzelkandidaten toleriert."Arenz betont, dass es sich bei diesem Schritt um seine persönliche Entscheidung handle: "Ich wurde nicht dazu gedrängt. Wenn, dann hätten sie es bestimmt schon im Volksfreund gelesen," sagt er und lacht. Vielmehr sehe er die Entscheidung als Befreiungsschlag für seine Partei, der er wegen der mangelnden Unterstützung nicht gram sein will. "Ich habe dafür sogar Verständnis. Das ist gelebte Demokratie. Und es wäre ja schlimm, wenn alle stromlinienförmig eingenordet wären." Deshalb müsse man sich auch um ihn keine Gedanken machen. Arenz: "Ich komme zurecht." Meinung Arenz ohne "Parteifreunde" Man kennt ihn, man weiß wie er "tickt", wie er in bestimmten Situationen reagiert und wie spontan er sein kann. Es passt zu Werner Arenz, dass er seinen Stuhl im Jünkerather Rathaus nicht kampflos aufgeben wird, und es steht ihm gut zu Gesicht, sich dem Votum der Wähler an der Oberen Kyll erneut zu stellen. Solo für Arenz - ein Schlagwort für eine Marschrichtung, die ihm auf den Leib geschneidert ist. Dass ihm seine "Parteifreunde" eines Tages - nicht zuletzt wegen der unseligen Kämmerer-Affäre - die Gefolgschaft kündigen würden, wusste er selbst. Dazu braucht jemand wie "Feuerwehr-Bürgermeister" Arenz prophetische Fähigkeiten erst gar nicht zu entwickeln. Erst bei der letzten Wahl vor acht Jahren schien die Luft dünn zu sein, als Parteikollege Nikolaus Simon in den Ring stieg, um den Rathauschef auszubooten. Dass dies schief ging, lag nicht zuletzt an Arenz' Fähigkeit, im rechten Augenblick die Ärmel hochzukrempeln und - rhetorisch ausgebufft - den Leuten schlicht reinen Wein einzuschenken - und dies stets mit offenem Visier. Mit dieser Taktik, die schlichter kaum sein kann, könnte es ihm auch dieses Mal wieder gelingen, das Schiff in den Hafen zu bringen. Kämmerer-Affäre hin, Kämmerer-Affäre her! m.reuter@volksfreund.de