Im wilden Wallersheimer Westen

Wallersheim · Frevel zu Pferd? In Wallersheim haben einige Reiter Unmut erregt, weil sie anscheinend rücksichtslos durch die Gegend galoppieren und dabei Wild, Wanderer und vor allem Jagdpächter aufscheuchen. Die Gemeinde will das Thema nun öffentlich diskutieren.

 Im Unterschied zu anderen Reitern wissen sich Katharina Michels (rechts) und Caroline Hoffmann im Wald zu benehmen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Im Unterschied zu anderen Reitern wissen sich Katharina Michels (rechts) und Caroline Hoffmann im Wald zu benehmen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Wallersheim. Der Wald ist in Rheinland-Pfalz für alle da. Und er kann unterschiedliche Aufgaben erfüllen: Lebensraum für Tier und Pflanze, Erholung für Einheimische und Besucher, Geldquelle für Besitzer, Jagdrevier für die Pächter. Auch Ross und Reiter dürfen ihn benutzen - laut Landesgesetz auf allen "dauerhaft angelegten Wegen". Die früher ausgewiesenen Reitwege gibt es nicht mehr.Platz für alle


In Wallersheim aber verursacht genau das seit rund einem Jahr Stress. Der Gemeinderat hat sich deshalb mit dem TV in Verbindung gesetzt, um das Thema öffentlich zu machen. Klaus Hack, neben Ortsbürgermeister Josef Hoffmann im Gemeinde-Ausschuss zum "Reiten im Wald", schildert die Probleme: Manch ein Spaziergänger sehe sich plötzlich "einer Horde von Reitern" gegenüber, "die nach Winnetou- und Old-Shatterhand-Manier über eine Lichtung, eine Waldschneise oder, noch schlimmer, aus einer Schonung geprescht kommen".
Das verängstige viele Waldbesucher, sagt Hack. "Mehr allerdings als alle anderen sind unsere Jagdpächter betroffen." "Durch das rücksichtslose Reiten werden dem Wild die Äsungs-und Ruhezonen genommen." Die Folgen seien erhöhte Verbiss- oder sonstige Schäden und "massive Einbußen in der Forstwirtschaft". Ist das alles so dramatisch? Zumindest an einigen Stellen scheint das der Fall zu sein: Gemeinsam mit dem Revierförster von Mürlenbach, sagt Ortsbürgermeister Hoffmann, habe er vor einiger Zeit einen Weg gesehen, der "komplett zerritten" war. Bald darauf hätten ihn Landwirte darauf hingewiesen, "dass da welche in Wildwest-Manier durch die Felder geritten sind". Und kurz darauf habe ihm der Jagdpächter mitgeteilt, dass auch verbotene Schneisen zum Holzrücken durchritten worden seien.
In den Blick der Gemeinde sind auch Pferdefreunde geraten, die in den Eifeler Wanderreitstationen unterkommen, von denen die meisten dem Verein "Eifel zu Pferd" angehören. Dort weist man die Vorwürfe zurück: Landwirte, Jagdpächter - "das sind Nachbarn, mit denen man zurechtkommen möchte", sagt Birgit Roßmöller, die in Gelenberg (Kreis Vulkaneifel) eine Wanderreitstation betreibt. Deshalb komme auch kaum ein Wanderreiter auf den Gedanken, seine geplante Route zu verlassen.
Rolf Roßbach, Reiterhof-Betreiber in Großkampenberg und Vorsitzender von "Eifel zu Pferd", vermutet eher "Feierabendreiter" hinter den Problemen. Sein Verein hingegen habe sich "die Vereinbarkeit von Reiten, Naturschutz und anderen Nutzungsarten im Wald auf die Fahnen geschrieben". Er glaubt auch nicht, dass die unterschiedlichen Nutzer miteinander in Konkurrenz stehen - es sei alles eine Sache der Vereinbarung und vernünftiger Absprachen. In der Eifel sei nun wirklich Platz genug für alle.
Die Gemeinde Wallersheim will mit einem Gesprächsforum versuchen, mehr Aufmerksamkeit füreinander und für die angemessene Waldnutzung zu erreichen. Termin: am Freitag, 23. August, 20 Uhr, im Wallersheimer Bürgerhaus. Mit dabei: Claudia Hoffmann von Landesforsten Rheinland-Pfalz, der Biologe Olaf Simon, Rechtsanwalt Klaus Nieding und Rolf Roßbach, Vorsitzender von "Eifel zu Pferd".
Für Landwirt Hans Hoffmann, der selbst auch zwei Pferde im Stall hat, geht es darum, alle Parteien auf den gleichen Wissensstand zu bringen.
"Wir wollen die Reiter nicht aus dem Wald haben", stellt Ortsbürgermeister Josef Hoffmann klar. "Wir wollen sie nur sensibel machen für ein vernünftiges Reiten."Meinung

Der Wald gehört allen
Gute Idee, das Thema "Reiten im Wald" öffentlich zu diskutieren. Und hoffentlich traben auch alle an, die mit dem Thema zu tun haben. Klar: Wenn sich Reiter daneben benehmen, muss man ihnen die Zügel anlegen. Das Gebot heißt Rücksichtnahme - es gilt allerdings für jeden, vom Freizeitnutzer bis zum Landwirt oder Jagdpächter. fp.linden@volksfreund.deExtra

Während man sich in Wallersheim vor allem über Reiter aufregt, verursachen woanders motorisierte Waldbenutzer den Ärger: In den Gemeinden und Jagdbezirken Lambertsberg und Plütscheid (Verbandsgemeinde Arzfeld) krachen immer wieder Motocrossfahrer auf zwei oder vier Rädern über Wald- und Wirtschaftswege. Das resultiere in einer "massiven Beunruhigung" der Wildtiere und störe die Bewirtschaftung des Waldes, teilt die Verbandsgemeinde mit. Sofern die Fahrer ermittelt werden, drohen laut Verwaltung "empfindliche Geldbußen". fpl

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