Im Zweifelsfall viel Raum für die Natur

Rommersheim · "Wie in der Natur, nur geordnet", so ließe sich Judith Ferners Garten in Rommersheim beschreiben. Seit sie und ihr Mann Wolfgang Ferner das ehemalige Bauernhofgelände zum Hauptwohnsitz erkoren haben, blüht das Grundstück auf.

Rommersheim. Vor dem Bauernhaus von 1837 türmen sich die Stockrosen. Katzenminze darf dem Eintretenden ihre blauen Blüten zu Füßen legen. Hornkraut lässt seine silbergrauen Blattwolken bis in den Weg ziehen. "Ich mag es gerne, dass alles so ineinanderwächst, das ist wie in der Natur, aber ausgesucht und geordnet", wird Judith Ferner später im Garten sagen. Um in das Paradies aus Stauden und Rosen mit einer Teichlandschaft und lauschigen Sitzplätzen zu kommen, muss man durchs Trierer Quer einhaus gehen. Sieben Jahre brauchte das Ehepaar Ferner, bis es sich von der heutigen Küche über den Wohn- und Bibliotheksraum durch die ehemaligen Stallungen zum Gartenausgang durchrenoviert hatte. "Von 99 auf 2000 begannen wir nach einem Zuhause zu suchen", erzählt Judith Ferner. Es sollte ein Ruhesitz in Hinblick aufs Alter werden. In welcher Gegend der liegen sollte, war ungewiss. Weihnachten bescherte Jacques Berndorfs Krimi "Eifeljagd". Der Titel wurde zum Programm. Eine Annonce ließ sie fündig werden. Während der Um- und Aufbauphase konnten sie im Elternhaus von Wolfgang Ferner in Malbergweich wohnen. Parallel zum Haus begann Judith Ferner den Garten anzulegen. Voll im Berufsleben stehend, mit fünfköpfiger Familie pendelten der Rechtsanwalt und seine Frau, die die Buchhaltung aller Kanzleifilialen organisiert, so oft es ging von Heidelberg nach Rommersheim. Ein Teil der Buchführung ließ sich wochenweise von hier aus bewerkstelligen.
Viele Brennnesseln


Nun hieß es, Ordnung reinbringen: während der Bürozeiten in die Bücher, in der Freizeit in den verwilderten Garten. Wer das Grundstück sah, sagte: "Die Brennesseln kriegt ihr nie raus." Auf dem gesamten Terrain hatte sich das Gewächs breitgemacht, das Judith Ferner heute zu Jauche vergoren als Stärkungsmittel für ihr Gemüse nimmt. Brennesseln zeigen einen lockeren, stickstoffhaltigen Boden an. Davon scheinen die Staudenrabatten bis heute zu profitieren. In beeindruckender Fülle reihen sich weiße Phloxe mit lila Auge und rosafarbene Phloxe mit rotem Auge an Purpursonnenhut und Kandelaber-Ehrenpreis. Strauchrosen wie Rosaraie de l\'Hay\' wetteifern mit Staudensalbei und Sterndolden. Durch die fiedrigen Blütenkränze der Indianernesseln scheint die Sonne. Eifrig summen Bienen und Hummeln um die Pollen- und Nektarquelle. Judith Ferners Garten ist naturnah. Der Natur nahe bedeutet voller freudiger Überraschungen. Vom getopften Spinnwebhauswurz haben sich kleine Hauswurzkinder runterfallen lassen und scharen sich am Fuß des Eisenpokals und auf der Kiesfläche neu zusammen. Solche Zufallskombinationen lässt Judith Ferner gerne zu. Beim Lattich dagegen muss sie eingreifen. "Oh, ein Unkraut", sagt die Hobbygärtnerin, die sich durch Gartenbücher und Exkursionen mit den Rosenfreunden Trier geschult hat. Mit gezieltem Griff reißt sie es aus. Normalerweise habe sie kein Problem mit Unkraut, meint die mit 50 Jahren zum Garten gekommene Pflanzenliebhaberin: "Weil alles so dicht wächst, kommt erst gar kein Wildwuchs auf."
Ausflugstipp: Von Rommersheim gibt es einen Weg in die Schönecker Schweiz. Das Naturschutzgebiet ist bekannt für seine seltene Flora und die mächtigen Dolomitfelsen. Wer das Naturschutzgebiet mit dem botanischen Lehrpfad erwandern will, startet jedoch meist vom Parkplatz am Ortsausgang von Schönecken Richtung Prüm. Um diese Zeit sieht man die hochgiftigen Herbstzeitlosen blühen. Wie alle anderen Gewächse sind sie geschützt.
Judith Ferner lernte viel über Gartengestaltung durch ihre Exkursionen und Fachvorträge bei den Rosenfreunden Trier. Begeistert erzählt sie von der letzten Fahrt nach Belgien. "Von den Moschus-Rosen-Züchtungen der bekannten Rosenschule Lens habe ich Sorten mitgebracht." Die Moschata-Hybriden gehören zu einer Gruppe gesunder, öfterblühender Strauchrosen, die sich ihren Wildrosen-Charakter bewahrt haben. Bleiben die Rosen im Topf, gießt Judith Ferner sie während der Blütezeit einmal wöchentlich mit Vitanal.

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