Immer mehr Jugendliche rauchen und trinken

PRÜM. Die Probleme mit Besuchern im Haus der Jugend (HDJ) in Prüm nehmen zu. Besonders der Konsum von Alkohol und Nikotin sorgen dafür, dass es immer mehr Verstöße gegen die Hausordnung gibt.

 Schiebt alles andere als eine ruhige Kugel: Frank Kettern, Chef des Hauses der Jugend in Prüm, beklagt den zunehmenden Konsum von Alkohol und Nikotin.Foto: Manfred Reuter

Schiebt alles andere als eine ruhige Kugel: Frank Kettern, Chef des Hauses der Jugend in Prüm, beklagt den zunehmenden Konsum von Alkohol und Nikotin.Foto: Manfred Reuter

Voneiner "immensen Zunahme" hinsichtlich des Verzehrs von Alkohol imHaus der Jugend berichtet Frank Kettern. Der diplomierte Pädagogeund Prümer HdJ-Leiter legte dem Verbandsgemeinderat am Dienstageine zum Teil ernüchternde Bilanz seiner Arbeit vor. Zwar sei dasVerhältnis zwischen Mitarbeitern und Besuchern insgesamt gut,doch habe es im Jahr 2002 zahlreiche Verstöße gegen dieHausordnung gegeben. Hauptursache: der Alkoholkonsum im sogenannten Offenen Treff sowie rauchende Jugendliche unter 16Jahren. "Dabei muss deutlich darauf hingewiesen werden, dass der Konsum von Alkohol im vergangenen Jahr so hoch war wie noch nie", beklagte sich Kettern. Viele Jugendliche würden Alkohol mitbringen und versuchen, diesen heimlich oder aber auch "provokativ vor unseren Augen" zu trinken. Das daraus resultierende Hausverbot werde mehr oder weniger akzeptiert, halte die jungen Leute aber nicht davon ab, später das Gleiche zu wiederholen. Kettern: "Als schwierig erweist sich auch, Gespräche mit den Jugendlichen zum Thema Alkohol zu führen."

Laut Frank Kettern geht in Prüm ein weiterer Trend dahin, den Alkohol zunächst im Teichplatz-Parkhaus zu trinken, um danach ins Haus der Jugend zu gehen. "Dies führt dann natürlich zu weiteren Konflikten." Während der HDJ-Chef dem Rat eine ganze Reihe von Präventionsprojekten vorstellte und auch einige positive Seiten seiner Arbeit beleuchtete, musste auch Streetworker Markus Zilles eine eher traurige Bilanz seiner Tätigkeit ziehen. Ein Beispiel: der Jugendraum am Stadtwald in Prüm. Der nämlich ist seit März 2001 geschlossen. Trotz intensiver Gespräche im Frühjahr 2002 und dem Erarbeiten von Vorschlägen hätten die Jugendlichen keinerlei Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt, stellte Zilles fest. Absprachen seien grundsätzlich nicht eingehalten worden, außerdem habe sich "auf Seiten der Jugendlichen eine unrealistische Anspruchshaltung" gezeigt, die trotz aller Gespräche nicht hätten ausgeräumt werden können. So hätten die junge Leute für ihre Arbeit zum Schaffen eines Jugendraums zum Beispiel Geld verlangt. Zilles: "Auffallend war, dass sich teilweise alkoholisierte Erwachsene in die Diskussion einmischten und es schließlich unmöglich wurde, die Gespräche fortzusetzen." Schließlich sei die Lage eskaliert. Zilles' niederschmetternde Bilanz: "An eine Wiedereröffnung des Jugendraums ist zurzeit nicht zu denken." Einzige Möglichkeit: Die Konzentration auf Jugendliche zwischen zehn und 14 Jahren.

Etliche Ratsmitglieder zeigten sich ob der Berichte der Jugendarbeiter beunruhigt. Johann Urfels (SPD) beklagte, dass die Jugendarbeit "auf zu schwachen Beinen" stünde. Zudem seien es besonders die "versüßten Alkoholika", die Probleme bereiteten. "Ich weiß nicht was es soll, so etwas auf den Markt zu werfen", schimpfte er und stellte fest: "Der Staat tut zu wenig dagegen." Die Jobs von Frank Kettern und Markus Zilles bezeichnete Urfels als "Sisyphos-Arbeit".

Als "informativ, aber beunruhigend", bezeichnete Maria Weber (UWG) die Vorträge. Sie bat die CDU-Landtagsabgeordnete Mathilde Weinandy darum, sich noch mehr zu bemühen, die Rolle der Familie in der Politik nach vorne zu bringen. Wenn dies geschähe, sei schon viel gespart, sagte Weber.

Mathilde Weinandy selbst zeigte sich "schockiert". Die Berichte zeigten, dass man sich inzwischen in einer Freizeit- und Spaßgesellschaft befinde, in der Schule und Beruf zur unangenehmen Nebensache geworden seien.

"Sehen, was in der Gesellschaft abgeht"

Es sei endgültig an der Zeit, die Leute aufzurütteln und massiv Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um zu sehen, "was in der Gesellschaft abgeht". "Der Karren fährt gegen die Wand", warnte Weinandy und rief dazu auf, "den Hahn zuzudrehen und zu sagen: ,Junge, du musst jetzt was lernen.'"

Rosemarie Tobie (SPD) fragte hinsichtlich des Hauses der Jugend: "Hängen da nur Chaoten rum? Sinkt das Niveau und leiden darunter die normalen Jugendlichen?" Diese Frage musste Frank Kettern bejahen und feststellen, dass das Haus der Jugend wohl eher für sozial Schwächere da sei.

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