Immer wieder Alarm wegen Blindgängern

Bitburg · Wenn in Bitburg gebaut wird, werden immer wieder auch Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden, die noch nicht detoniert sind und entschärft werden müssen. Die Stadt war vor allem im Winter 1944/45 sehr stark bombardiert worden - und anschließend nahezu komplett zerstört.

 Bertolt Brecht hat 1945 in seinem Exil in Kalifornien dieses Foto der zerstörten Hauptstraße in Bitburg in einer amerikanischen Zeitung gesehen. Zu dem Foto dichtete Brecht: „Das sind die Städte, wo wir unser ,heil!' den Weltzerstörern einst entgegenröhrten. Und unsre Städte sind auch nur ein Teil von all den Städten, welche wir zerstörten.“ Foto: Kreisarchiv Bitburg

Bertolt Brecht hat 1945 in seinem Exil in Kalifornien dieses Foto der zerstörten Hauptstraße in Bitburg in einer amerikanischen Zeitung gesehen. Zu dem Foto dichtete Brecht: „Das sind die Städte, wo wir unser ,heil!' den Weltzerstörern einst entgegenröhrten. Und unsre Städte sind auch nur ein Teil von all den Städten, welche wir zerstörten.“ Foto: Kreisarchiv Bitburg

Bitburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bitburg zur "toten Stadt" erklärt. Mehr als 80 Prozent aller Gebäude waren zerstört. Von einst 5570 Einwohnern waren nur noch 74 übrig. Hintergrund der starken Bombardierung war die Ardennenoffensive: Am 16. Dezember 1944 hatte Adolf Hitler diese letzte große Schlacht gestartet - mit dem Ziel, den Hafen Antwerpen einzunehmen, über den die Versorgung der alliierten Truppen lief. Die Amerikaner wiederum griffen Bitburg wie auch weitere Orte in der Westeifel an, um Hitlers Truppen zu stoppen. Dieses dunkle Kapitel Geschichte wird immer wieder aktuell, wenn in Bitburg bei Bauarbeiten in der Erde gegraben wird. Die spektakulärsten Bombenfunde der vergangenen Jahre:

November 1997: In der Mötscher Straße stoßen Bauarbeiter auf eine zweieinhalb Zentner schwere Bombe. Etwa 100 Anwohner müssen ihre Häuser verlassen. Bei der anschließenden Untersuchung des Grundstücks taucht eine weitere Bombe auf.

Juli 1998: Zwangspause für das Folklore-Festival, weil ein Baggerfahrer in der Brodenheckstraße in 2,40 Meter Tiefe eine Bombe entdeckt. 1500 Bitburger werden in Sicherheit gebracht.
August 2000: Weil der Zünder der Bombe in der Denkmalstraße verbogen ist, wird das Fundstück auf einem Militärgelände bei Rittersdorf kontrolliert gesprengt. 1500 Bitburger müssen raus.

April 2001: 300 Menschen müssen wegen des Bombenfunds bei Bau des Europäischen Berufsbildungswerks aus ihren Häusern.
August 2003: Eine Bombe sorgt beim Bau des Aldi-Markts in der Neuerburger Straße für Aufregung. Die Fußgängerzone und ein Trakt des Krankenhauses liegen im Evakuierungsgebiet. 2000 Menschen sind betroffen.

Januar 2006: In einem Waldstück bei Bitburg müssen sechs Bomben entschärft werden. Die erste hat der Revierförster entdeckt; fünf weitere anschließend der Kampfmittelräumdienst.

Oktober 2006: Rund 1200 Menschen werden nach dem Bombenfund in der Thilmany-Straße in Sicherheit gebracht.

August 2007: 1500 Menschen müssen ihre Häuser räumen, nachdem Arbeiter in der Philipp-Reis-Straße eine Bombe finden.

März 2010: Im Neubaugebiet Auf dem Monental ortet der Kampfmittelräumdienst ein amerikanisches Kampfflugzeug, eine Thunderbolt P-47D.

Mai 2010: Bei Bauarbeiten in der Ricarda-Huch-Straße stößt ein Baggerfahrer auf eine zweieinhalb Zentner schwere Bombe. Mehr als 200 Häuser müssen während der Entschärfung evakuiert werden. lars/scho

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort