Impulsiv und unaufmerksam

PRÜM. (js) Was tun, wenn Timo dem Unterricht nicht folgt, unaufmerksam ist oder herumzappelt? Beim 43. Prümer Grundschulforum versuchten Experten gemeinsam mit Lehrern, Eltern und Erziehern, eine Antwort auf diese Frage zu finden.

Die Grundschule Prüm und die Katholische Erwachsenbildung (KEB) in der Region Westeifel als Veranstalter sind schon so manchem Erziehungsproblem nachgegangen. Oft konnten hochkarätige Referenten konkrete Hilfen bieten. So war es auch am Montag, als sich der Leitende Schuldirektor und Schulträger der HEBO-Privatschule in Bonn-Bad Godesberg, Hans Biegert, mit dem viel diskutierten Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) auseinander setzte.ADS greift immer mehr um sich und macht damit allen an der Erziehung von Kindern Beteiligten zu schaffen. Wenn Timo in die Klasse schreit, sein Mathebuch nicht findet, die Tasche auf den Boden knallt, seinem Mitschüler das Heft wegnimmt oder seinen Vordermann mit Füßen traktiert - das und viel mehr versteht der Pädagoge unter Hyperaktivität, Impulsivität und Aufmerksamkeitsdefizit."Bei sechs bis zehn Prozent einer Jahrgangsstufe liegen diese Fakten vor", erklärte Biegert den Zuhörern in Prüm. "Die Aufforderung, einen Auftrag wahrzunehmen, quittiert das ADS-Kind zumeist mit ‚Ja, gleich‘ und schiebt damit die Verantwortung von sich", sagte der Schuldirektor. "Stattdessen handelt es unüberlegt, ist schnell frustriert, fühlt sich provoziert und reagiert impulsiv." Mit seinem humorvollem Unterton (Zitat: "Warum fahren Erzieher besonders gern ins Römisch-Germanische Museum? Weil hier eh alles in Scherben liegt.") machte Biegert seinen Vortrag zu einer Unterhaltungsstunde mit hohem Informationswert.Für die Erziehung von ADS-Kindern empfahl Biegert eine Verbesserung der Aufmerksamkeitslenkung und der Selbststrukturierung durch intensive pädagogische Führung."Lernerfolge müssen durch möglichst hohe kognitive Anforderungen gefördert, und das Selbstvertrauen muss durch einen emotionalen Rückhalt gestärkt werden", erklärte Biegert. Zugleich postulierte er: "Eindeutige Regeln, Standhaftigkeit und konkrete Anweisungen. Aber auch Umsicht, Einfühlungsvermögen und Gelassenheit müssen Platz greifen."Die Zuhörer quittierten den aufschlussreichen Vortrag, für den der Referent kein Honorar haben wollte, mit dankbarem Applaus.

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