In Bitburg fährt bald alles linksherum

Bitburg · Ob der Verkehr in Bitburgs Innenstadt ab diesem Jahr über einen linksdrehenden Einbahnstraßenring geführt werden soll, ist umstritten. Grüne und SPD lehnen die Idee ab. Doch die Mehrheit des Rats samt Bürgermeister ist dafür. Im Frühjahr plant die Stadt eine Bürgerversammlung.

Bitburg. So langsam wird es konkret. Derzeit arbeitet ein Ingenieurbüro daran, wie der linksdrehende Innenstadtring für eine Testphase angelegt werden könnte. "Es geht unter anderem um Fragen, wie die heutigen Kreuzungen dann markiert werden oder wo Schilder aufgestellt werden müssen", sagt Bürgermeister Joachim Kandels, der davon ausgeht, dass Stadtrat und Bauausschuss im März/April über diese Pläne beraten.
Im August 2012 hatte der Stadtrat nach langer, kontroverser Debatte beschlossen, den Ring für eine einjährige Testphase einzuführen (der TV berichtete). Die Idee spaltet den Rat (siehe Extra) - wie auch die Bürgerschaft.
"Ich weiß, dass das Thema bei den Bürgern umstritten ist. Es ist ja etwas Neues. Und da gibt es oft Vorbehalte", sagt Kandels und ergänzt: "Deshalb planen wir ja eine Bürgerversammlung." Noch dieses Frühjahr sollen die Bürger informiert werden.
Kandels selbst ist - wie auch die Mehrheit des Rats - dafür, das Verkehrskonzept für eine einjährige Testphase auszuprobieren: "Ich gehe davon aus, dass das den Innenstadtverkehr flüssiger macht. Und es ist ja eine Testphase. Ich wäre der Letzte, der anschließend darauf besteht, es durchzuziehen, wenn sich das Konzept nicht bewähren sollte."
Beginnen soll die einjährige Testphase in den Sommerferien. 43 000 Euro sind für Planung und Umsetzung im Haushalt der Stadt einkalkuliert. Der Termin in den Sommerferien ist bewusst gewählt. "Da ist nicht so viel Verkehr, und die Osterferien waren uns etwas zu knapp vom Vorlauf", sagt Kandels.
Für den Bürgermeister macht der Innenstadtring auch unabhängig vom Bau der Bit-Galerie Sinn: "Das Einkaufszentrum Limburgs Hof ist im Bau, und auch am Postplatz geht es bald los. Mit diesen beiden Projekten wächst auch der Verkehr. Wir brauchen eine Lösung. Schon heute staut es sich ja zu Stoßzeiten." Aber wirklich rund läuft es in Bitburg für Kandels erst, wenn auch ein weiteres Verkehrsprojekt angegangen wird: die Nord-Ost-Tangente. Doch der Bau dieser Umgehungsstraße ist ungewiss. Das Land hat kein Geld für die 6,5- Millionen-Euro-Trasse.
Kandels aber bleibt in diesem Punkt hartnäckig: "Um eine richtige Entlastung des Innenstadtverkehrs hinzubekommen, brauchen wir die Umgehungsstraße. Die Stadt hat in Vertrauen auf das Land über die Jahrzehnte mehr als eine halbe Million Euro investiert."
Deshalb findet Kandels, dass das Land nun in der Pflicht steht. Der Bürgermeister bringt mit Blick auf den knappen Landeshaushalt eine Idee ins Spiel: "Ein erstes Teilstück zwischen Albachstraße und B 257 würde ja schon helfen."
Was ist Ihre Meinung zur Idee eines linksdrehenden Einbahnstraßenrings für die Bitburger Innenstadt? Befürchten Sie, dass das eine Rennstrecke wird? Halten Sie einen solchen Ring für überflüssig? Oder finden Sie es gut, wenn dieses Verkehrskonzept nun wenigstens mal ausprobiert wird? Was sind Ihre Befürchtungen, Ihre Hoffnungen für den Verkehr in Bitburg? Mailen Sie uns Ihre Ansicht zum Thema Innenstadtring in wenigen Sätzen an eifel-echo@volksfreund.de (Name und Wohnort nicht vergessen). Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.
Extra

Peter Wagner (CDU): "Es geht um den Versuch, die neuralgischen Verkehrsknotenpunkte zu entflechten. Da könnte ein Innenstadtring nach Berechnungen der Verkehrsplaner helfen. Es geht hier um eine Testphase. Ob dieses Verkehrskonzept tatsächlich funktioniert, können wir nur auf diesem Weg herausfinden." Rudolf Rinnen (Liste Streit): "Wir sind ganz klar für die Umsetzung der Testphase. Wenn wir dieses Verkehrskonzept nicht ausprobieren, werden wir nie beurteilen können, ob es den Innenstadtverkehr entzerren würde oder nicht. Nach den Verkehrsanalysen spricht jedenfalls viel dafür, dass der Ring hilft." Manfred Böttel (FBL): "Der Ring wurde ja auch in Abhängigkeit von der Bit-Galerie diskutiert. Aber wenn sich der Bau dieses Einkaufszentrums nun verzögert, brauchen wir auch den Ring noch nicht. Ohne Galerie sieht unsere Fraktion in dem Ring keinen Sinn." Peter Berger (Grüne): "Wir sehen nicht, welchen Vorteil dieser Ring für den Innenstadtverkehr bringen soll. Unsere Befürchtung ist: Das wird eine Rennstrecke, die den Weg in die Stadt versperrt. Wir fordern ein Gesamtverkehrskonzept, das auch den öffentlichen Nahverkehr sowie Fußgänger und Radfahrer berücksichtigt. Das fehlt." Stephan Garçon (SPD): "Ein zweispuriger Ring in so einer kleinen Stadt: Das wird unsere (Nürburg)-Ring-Affäre. Als Fußgänger hat man es ja jetzt schon in der Innenstadt schwer. Unsere Befürchtung: Kommt der Ring, wird noch schneller gefahren. Man sollte lieber die Fußgängerzone Richtung Trie rer Straße ausdehnen, Bitburg zum Flanieren also attraktiver machen, anstatt die Stadt mit einem Ring zu teilen. " Marie-Luise Niewodniczanska (FDP): "Ich finde es gut, dass wir das ausprobieren. Bei allem Neuen gibt es erst mal Widerstand. Aber eine Testphase ist doch kein Weltuntergang. Ich kann mir vorstellen, dass der Innenstadtverkehr dann besser läuft. Da haben schließlich Ingenieure gerechnet. Aber wir sollten auch weiter Druck ausüben, dass die Nord-Ost-Tangente gebaut wird." schoExtra

Der Ring: 1300 Meter lang wäre dieser Ring und würde vom Borenweg über Denkmalstraße und Römermauer bis zum Karenweg führen (siehe Grafik unten). Nach Berechnungen des Verkehrsbüros Vertec aus Koblenz würde eine Rundfahrt gut zwei Minuten dauern. Der Innenstadtring würde drei Ampelanlagen in der Innenstadt überflüssig machen: die am Glockenhäuschen sowie jene an den Kreuzungen Kölner Straße/Dauner Straße und Zangerles Eck. Auch die für die Bit-Galerie geplante Ampelanlage am Karenweg wäre dann verzichtbar. Der Gewerbeverein Bitburg hofft, dass mit dem Innenstadtring 20 zusätzliche Parkplätze angelegt werden können. Die Tangente: Die Nord-Ost-Tangente soll als Umgehungsstraße die Hauptverkehrsadern B 51, B 257, L 32 und B 50 verbinden. Dadurch wäre es nach Berechnungen von Verkehrsingenieuren möglich, den Durchgangsverkehr von rund 7000 Fahrzeugen täglich aus der Innenstadt rauszuhalten. Seit den 50er Jahren will die Stadt eine solche Umgehungsstraße. In den 90er Jahren hat der Landesbetrieb Mobilität die Planung der Trasse übernommen, da diese als Landesstraße gebaut werden soll. Der Bau würde rund 6,5 Millionen Euro kosten. Nach Auskunft des Innenministeriums könnte das Projekt frühestens im Haushalt 2014 berücksichtigt werden. scho

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