In Bitburg finden Welten zueinander

Bitburg · In Bitburg leben 13 795 Menschen aus 80 Ländern. Sie schon frühzeitig zu integrieren ist eine Aufgabe der Grundschule Süd. Eine Fachkraft unterrichtet dort Deutsch als Zweitsprache.

 John, Oleksej, Lorena, Kamil und Konstantin (von links) lernen an der Grundschule Süd Deutsch als Zweitsprache, damit sie dem Unterricht besser folgen können. TV-Foto: Stefanie Glandien

John, Oleksej, Lorena, Kamil und Konstantin (von links) lernen an der Grundschule Süd Deutsch als Zweitsprache, damit sie dem Unterricht besser folgen können. TV-Foto: Stefanie Glandien

Bitburg. "Buna dimineata!", "Hej!" oder "Dobrii ranok!", sagen die Grundschüler Kamil, Lorena und Konstantin, wenn sie sich in ihrer Muttersprache auf Rumänisch, Polnisch oder Ukrainisch begrüßen. "Guten Morgen" sagen sie bei Marion May-Berscheid, Lehrerin an der Grundschule Süd in Bitburg, bei der sie Deutsch als Zweitsprache lernen.
Wer hätte das gedacht: In Bitburg leben Menschen aus 80 Ländern. Ob aus A wie Afghanistan bis Z wie Zypern. Den größten Anteil, der jedoch nicht in die Statistik der Stadtverwaltung Bitburg einfließt, stellen die von der US-Airforce gemeldeten amerikanischen Soldaten. Einschließlich ihrer Familienangehörigen leben 942 Amerikaner im Stadtgebiet.
Danach wird die Liste angeführt von polnischen Staatsbürgern (100), gefolgt von Rumänen (66) und Griechen (41). Aber auch viele Einzelgänger hat es aus ihrer Heimat nach Bitburg verschlagen. So gibt es beispielsweise nur einen Taiwaner, einen Finnen und einen Koreaner in Bitburg.
80 Nationen, viele verschiedene Sprachen - das ist auch eine große Herausforderung für die Kindergärten und Schulen im Stadtgebiet. In der Grundschule Süd, wo mehr als die Hälfte der Kinder fremder Herkunft sind, will man den Einstieg in die deutsche Sprache erleichtern. "Wir machen uns das zur besonderen Aufgabe, die Kinder, die keine oder nur wenige Deutschkenntnisse haben, so zu fördern, dass sie dem Unterricht folgen können", sagt Schulleiter Thomas Baur.
Fünf Kontinente vertreten


160 Kinder besuchen die Schwerpunktschule für Integration von beeinträchtigten Kindern. "Momentan sind bei uns alle fünf Kontinente vertreten", sagt Baur und schmunzelt. Da die Einrichtung als Förderschule anerkannt ist, gibt es mehr Personal. "Dadurch können wir uns intensiver um die benachteiligten Kinder kümmern, ohne dass die anderen in ihrem Leistungsvermögen beschränkt werden."
Ängste der Eltern, ihre Kinder würden weniger gefördert, sind unbegründet. Inklusion heißt das Ziel: Kinder mit verschiedenen Fähigkeiten sollen auf einer Schule integriert, statt auf mehreren Schulen separiert werden. "Das ist ein langer Weg bis dahin, aber wir sind da schon weiter als andere", sagt Baur.
"Migranten sind eine Bereicherung für die Gesellschaft und für unsere Schule." Er beobachtet, dass die Kinder sehr offen mit einander umgehen. "Die Kinder sind clever und wissbegierig", sagt Deutschlehrerin Marion May-Berscheid. Sie unterrichtet handlungsbezogen. An diesem Tag lernen die Kinder verschiedene Gegenstände kennen und gehen später gemeinsam in eine Bäckerei, um Brot und Brötchen zu kaufen. "Es ist ein Sprachbad, in das die Kinder geworfen werden", sagt sie. Doch die Kinder entwickeln ganz schnell ein Sprachbewusstsein. "Da geht mir oft das Herz auf, wenn ich ihren weiteren Weg verfolge."
Neue Heimat Deutschland: In den kommenden Wochen möchten wir Ihnen gerne verschiedene Menschen vorstellen, die aus ihrem Land nach Bitburg gezogen sind.
Extra

... Erdal Dogan. Erdal Dogan aus Schönecken ist der Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Der 73-Jährige lebt seit dem Jahr 1975 in der Eifel. Geboren ist er in Nordzypern. Er hat in Deutschland studiert und war viele Jahre Allgemeinmediziner in Schönecken. Welche Ziele haben Sie sich im Beirat für Migration und Integration gesetzt? Dogan: "Wir haben den Auftrag, zwischen Ausländern und Einheimischen im Eifelkreis die Bedingungen für ein gutes Zusammenleben zu schaffen und Probleme, die bei der Integration entstehen können, zu überwachen." Wie treten Sie denn mit den Menschen in Kontakt? Dogan: "Unser Problem ist, dass wir aus Datenschutzgründen nicht an die Adressen der Menschen herankommen und nicht wissen, wo in welchem Ort sie wohnen. Die Menschen erhalten unsere Kontaktdaten über die Verwaltung. Auch in den verschiedenen Amtsblättern sind unsere Telefonnummern abgedruckt. Fast in jeder Verbandsgemeinde gibt es einen Integrationsbeauftragten, der sich vor Ort kümmert. In Bitburg ist die Stelle leider gerade vakant." Auf welche Probleme sind Sie bisher gestoßen? Dogan: "Wir haben in der Eifel andere Probleme als in den Großstädten. Ein großer Teil der Migranten sind Luxemburger. Die kaufen sich ein Haus im Grenzgebiet, aber ihre Kinder gehen in Luxemburg zur Schule, die Eltern gehen dort arbeiten. In Prüm haben wir mit der Caritas ein Lichterfest veranstaltet. Da kamen die Kinder, aber die Eltern wollten nicht mitkommen. Ob in Prüm oder anderswo: Wir wollen, dass die Menschen aus ihren vier Wänden herauskommen und mit den Bürgern in Kontakt treten und sich bei uns wohlfühlen." sn

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