Utscheid. Allein in der Luft, alle Verantwortung selbst tragen, alle Entscheidungen treffen, aber auch den Flug genießen. "Der Sonnenuntergang über der herrlichen Eifel war so schön, da habe ich gewusst, Segelfliegen wird meine Leidenschaft", schwärmt die 17-jährige Johanna Waxweiler und zehrt noch heute von den Erfahrungen aus dem letzten Jahr. Jetzt ist die Bonner Schülerin, die im nächsten Jahr ihr Abitur macht und dann gerne Pilotin bei der Lufthansa werden möchte, wieder beim Sommerfluglager des Segelflugvereins in Utscheid dabei. Zwei Wochen lang, noch bis zum Sonntag, 4. August, ist sie hier mit Gleichgesinnten zusammen. Alle wollen fliegen, alle wollen Spaß haben und Gemeinschaft erleben. Die Flugbegeisterten kommen aus acht benachbarten Vereinen der Großregion etwa aus Traben-Trarbach, Konz-Könen oder Daun. Johanna hat aus Bonn die weiteste Anreise.
Für die Verantwortlichen des Segelflugvereins ist die Ausrichtung keine leichte Aufgabe, obwohl oder gerade weil das ganze Lagerleben von den Teilnehmern selbst organisiert wird. "Von der Verpflegung über die Unterbringung bis hin zum Flugbetrieb sind alle reihum eingespannt", erklärt Jörg Eppers, Präsident des Segelflugvereins, der solche Sommerfluglager seit 1982 jedes Jahr anbietet. "Wir haben dieses Jahr rund 60 junge Leute im Alter zwischen 14 und 25 Jahren zu Gast", bilanziert Werner Barzen. Er fliegt natürlich auch selbst, ist einer der Fluglehrer für die Aufsicht hier vor Ort und er betreut die Jungs und Mädels als "Herbergsvater", wie er liebevoll genannt wird.
Theoretisch beherrschen schon alle das Segelfliegen. Bevor sie aber alleine in die Luft dürfen, standen Ausbildung und Prüfung auf dem Stundenplan. Jetzt geht es um die praktische Anwendung des Gelernten. Aber auch "Ungelernte" können zum Schnuppern kommen. Es gibt Mitfluggelegenheiten im Segelflugzeug und im Motorsegler.
Jeden Morgen um neun Uhr ist Briefing. "Wir besprechen, was am Vortag gut gelaufen ist und was wir wie verbessern können", erklärt Jörg Eppers. Dabei sollen die Teilnehmer auch lernen, dass Segelfliegen ein Gemeinschaftssport ist. "Hier müssen viele Hände helfen, damit jeder mal fliegen kann", sagt Werner Barzen.
Und so beteiligen sich die jungen Leute als Kantinenwirt, Lebensmitteleinkäufer, Windenfahrer oder helfen einfach da, wo es notwendig ist. Untergebracht sind sie in mitgebrachten Wohnwagen und Zelten direkt am Flugplatz. "Wir erleben hier eine tolle Atmosphäre und eine supergute Gemeinschaft", erzählt Johanna Waxweiler. Ein Ziel für dieses Jahr hat sie sich auch gesteckt: "Ich will weitere Flugzeugtypen fliegen lernen und es schaffen, noch länger in der Luft zu bleiben". Die Mädels dominieren. Die 15-jährige Nicole Tölkes aus Bitburg ist quasi auf dem Segelflugplatz Utscheid aufgewachsen und fliegt seit 2012. "Das Sommerfluglager ist einfach wunderbar. Ich habe hier schon viele nette Leute getroffen. Man kann sich austauschen und neue Freundschaften knüpfen." rh
Extra

Der Segelsportverein Südeifel wurde 1973 gegründet. Um ideale Bedingungen zu schaffen, entschlossen sich die Gründungsmitglieder zum Bau des Segelflugplatzes oberhalb von Utscheid. Der Verein besitzt neben dem Flugplatzgelände und den erforderlichen Hallen zwei Motorsegler und sechs Segelflugzeuge. Derzeit gibt es 68 aktive Flieger, insgesamt zählt der Verein 130 Mitglieder. Präsident ist Jörg Eppers. Eine Mitgliedschaft kostet 35 Euro im Monat. Jugendliche zahlen keine Einstandsgebühr, Erwerbstätige 300 Euro. Ein "Schnupperjahr" kostet 500 Euro. Weitere Infos beim Segelflugverein Südeifel, Telefon 06564/444, oder unter www.flugplatz-utscheid.de rh