In Manila etwas "wirklich Neues" erleben

Steinfeld/Manila · Nach 29 Jahren im Salvatorianer-Kloster hat Pater Hermann Preußner die Herausforderung angenommen, seine Wirkungsstätte auf die Philippinen zu verlegen. In Manila bildet er nun junge Novizen aus.

 Pater Hermann Preußner (3.v.r.), hier mit Novizenmeister Pater Hubert (2.v.r.) und den Novizen, lebt und arbeitet seit neun Monaten in Manila. Foto: Privat

Pater Hermann Preußner (3.v.r.), hier mit Novizenmeister Pater Hubert (2.v.r.) und den Novizen, lebt und arbeitet seit neun Monaten in Manila. Foto: Privat

Steinfeld/Manila. Neun Monate sind vergangen, seitdem Pater Hermann Preußner seine Koffer gepackt hat. Getauscht hat er die beschauliche Eifel mit einer Metropolregion mit mehr als zwölf Millionen Einwohnern, die Landluft mit Smog und die Landstraßen mit unübersichtlichem Großstadt-Verkehr. In Manila, der Hauptstadt der Philippinen, lebt und arbeitet Pater Hermann Preußner nun seit Ende März.
Nach 29 Jahren im Salvatorianer-Kloster Steinfeld hat Preußner - er war lange Leiter des Hermann-Josef-Kollegs und Superior des Klosters - eine neue Aufgabe und Herausforderung gesucht. "Das Neue sollte sich unterscheiden von all dem, das ich in meinen Aufgaben in Deutschland gemacht habe", erklärt Preußner. "Ja, die Erwartung von etwas wirklich Neuem hat sich erfüllt", merkt er zufrieden an.
In Manila lebt er in einem Noviziathaus und hilft als Assistent dem 30 Jahre jüngeren Novizenmeister. Das Leben beschreibt er als "ziemlich monastisch": "Wir haben vier Gebetszeiten, Meditation und heilige Messe. Dazu kommt die Erteilung von Unterricht in englischer Sprache, die Erarbeitung von theologischen und ordensgeschichtlichen Unterrichtsmaterialien - und das täglich."
Im Noviziat leben Filipinos und Vietnamesen. Preußner hat zudem Kontakt zu Philosophie und Theologie studierenden Mitbrüdern aus China, Vietnam und den Philippinen. "Die Verständigung in Englisch ist problemlos." Einschränkungen gibt es nur mit den Nachbarn: "Weil ich das Tagalog, das Filipino, noch nicht beherrsche. Obgleich Englisch Amtssprache ist, sprechen viele Menschen in unserer Siedlung nur Tagalog."
Einer Herausforderung sieht sich Preußner im Umgang mit den Studenten immer wieder gegenüber: "Es bedarf großer Anstrengung, den jungen Leuten gerecht zu werden, weil sie aus Höflichkeit einem Älteren selten widersprechen. Und einem Priester schon gar nicht." Der Grund für diese Zurückhaltung liege vielfach in der Minderheiten- oder Verfolgungssituation der Christen in ihrer chinesischen oder vietnamesischen Heimat.
Generell hat sich für den Pater vieles verändert. Aber: "Von einem Kulturschock habe ich nichts gespürt. Zunächst einmal nehme ich zur Kenntnis, dass die Menschen hier anders leben und denken. Das fällt nicht schwer angesichts der Freundlichkeit der Menschen, denen ich hier begegne." Als gewöhnungsbedürftig beschreibt er, auch nach neun Monaten Aufenthalt, Temperatur, Essen, Luftverschmutzung, Hygiene - und Moskitos: "Die Zimmertemperatur beträgt 32,5 Grad, draußen ist es noch wärmer. Und die Moskitos haben es geradezu fanatisch auf Newcomer abgesehen."
Positiv empfindet Pater Hermann Preußner das brüderliche Miteinander in den vier Gemeinschaften der Salvatorianer, weniger gut kann er sich an die extremen sozialen Gegensätze gewöhnen. Das Noviziatshaus ist in einem mittelständischen Wohnviertel. Bei Besuchen der anderen Niederlassungen der Salvatorianer oder dem Schulprojekt "Puso Sa Puso" (von Herz zu Herz) in zwei Slums bleibt die Konfrontation mit sozialen Gegensätzen nicht aus.
Kleines Abenteuer


Immer wieder gestaltet sich auch der Straßenverkehr als ein kleines Abenteuer: "Der ist chaotisch, aber menschlich. Das scheint widersprüchlich zu sein, ist es aber nicht. Es gibt große Kreuzungen ohne jede Verkehrsregulierung. Man fährt bis auf Quasi-Blechkontakt aufeinander zu und dann gibt halt irgendjemand nach."
Die Weihnachtszeit beginnt auf den Philippinen, wo 80 Prozent der Bevölkerung katholisch sind, schon im September: "In den Malls und auf den Straßen ist amerikanischer Weihnachtsschmuck zu bewundern. Auch die Plastik- beziehungsweise Stahl-Christbäume stehen in allen Wohnungen, natürlich auch bei uns und in allen Kirchen." Er beobachtet zeitgleich eine Säkularisierung in der Gesellschaft: "Man spricht nicht vom Christkind, sondern von Santa (Claus), nicht von Weihnachtszeit, sondern von Holiday-Time."
Eines vermisst er: "Hier gibt es grundsätzlich keine Orgeln in den Kirchen. Gitarren und Keyboards ersetzen sie nur unvollkommen." Auch wenn Deutschland und Manila fast 19 Flugstunden trennen, Pater Hermann Preußner fühlt sich wohl: "Ich möchte einige Jahre hier arbeiten." Auch wenn dieser Wunsch sowohl von der Zustimmung der Oberen in Deutschland als auch vom Gesundheitszustand abhänge. Kontakt nach Steinfeld hat er regelmäßig: "Der Kontakt geht allgemein über Emails. Natürlich bin ich da informiert."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort