In Prüm setzt man der Hüfte die Krone auf

Reparatur statt Austausch: Im Prümer St. Joseph-Krankenhaus wird eine moderne Therapieform bei Gelenkleiden angewandt. Die Oberflächen-Ersatz-Prothese hat Einzug gehalten. Neben dem herkömmlichen Einsetzen eines Gelenks haben die Patienten nun die Möglichkeit, sich für ein innovatives Operationsverfahren zu entscheiden.

 Operation geglückt: Anita Kockelmann (links) kann wieder schmerzfrei gehen. Betreut haben sie OP-Schwester Stephanie Mayer, Karl-Georg Hermans und Johannes Piel. TV-Foto: Stefanie Glandien

Operation geglückt: Anita Kockelmann (links) kann wieder schmerzfrei gehen. Betreut haben sie OP-Schwester Stephanie Mayer, Karl-Georg Hermans und Johannes Piel. TV-Foto: Stefanie Glandien

Prüm. Rund 150 000 künstliche Hüften werden pro Jahr in Deutschland eingesetzt, etwa 120 davon im St. Joseph-Krankenhaus in Prüm. Seit 22 Jahren ist Dr. Karl-Georg Hermans, Chefarzt der Chirurgie-Abteilung, eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Seit neuestem bieten er und sein Team eine innovative Form der Gelenk-Chirurgie an. Vorausgesetzt der Knochen des Patienten ist noch vital, kann statt eines Hüftimplantats der Hüftkopf repariert werden. Bisher wurde der Hüftkopf vom Oberschenkelknochen abgetrennt, herausgenommen und durch ein Kunstgelenk ersetzt. Nun ist es möglich, den zerfransten Knorpel vom Hüftkopf zu entfernen und ihn mit hochwertigem Metall (Titan und kohlenstoffarmer Stahl) zu überkronen. "Vorteil der Oberflächenersatz-Prothese gegenüber herkömmlichen Systemen ist, dass wesentlich weniger Knochenmaterial geopfert werden muss", erklärt Hermans. Es werde nur die Oberfläche des Gelenks erneuert, der Knochen bleibe in der Grundsubstanz erhalten. Trotzdem sei nach der Operation ein komplett neues Hüftgelenk da. "Man kann sich das vorstellen wie beim Zahnarzt, der einen Zahn überkront", veranschaulicht der Chefarzt. Der Durchmesser des Hüftkopfes sei größer als bei herkömmlichen Modellen, so dass die Gefahr, das die Prothese aus der Hüftpfanne springe, geringer sei. "Nach der Operation kann eher Sport getrieben werden. Die Nachbehandlungszeit ist viel kürzer und gefahrloser", ergänzt Johannes Piel, Leiter der Physikalischen Abteilung. Die neue Hüfte halte zwischen zwölf und 20 Jahre.

Kaja Erdem, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit der Caritas Trägergesellschaft West, hebt außerdem die Betreuung des Patienten am Standort Prüm hervor, die "aus einem Guss sei", da die Abteilungen sich untereinander abstimmten. Zufrieden mit dem Verlauf ihrer Operation ist Anita Kockelmann aus Watzerath. Vor einer Woche wurde an ihr erstmals das moderne Verfahren angewandt, nun läuft sie schon wieder. "Mir geht es wunderbar - viel besser als vorher", sagt sie. Eineinhalb Jahre lang hat sie unter Hüftschmerzen gelitten, bevor sie sich operieren ließ. EXTRA Hüftgelenkersatz: Bei der konventionellen Hüftprothese (Abbildung oben) wird der Schaft in den Markraum des Oberschenkelknochens eingesetzt. Der Hüftkopf wird aufgesetzt. Beim Oberflächenersatz (Abbildung unten) wird lediglich der Hüftkopf überkront und die Hüftpfanne ersetzt. Das Knochenmaterial wird geschont. Voraussetzung ist allerdings, dass der Knochen noch eine gute Substanz hat. (sn)

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