Kultur Inklusion auf der Kinoleinwand

Hermesdorf/Gerolstein/Sommerau · Die Westeifel Werke haben aus einem Benefizkonzert vom Gerolsteiner Brunnen 40 000 Euro für ein integratives Filmprojekt erhalten. Ein Teil der Szenen wurde auf der Burgruine Sommerau gedreht.

 Das Filmteam beim Dreh auf der Burgruine Sommerau.

Das Filmteam beim Dreh auf der Burgruine Sommerau.

Foto: TV/Stefanie Glandien

Es ist kalt an diesem Montagabend im November. Der eisige Wind, der über die Höhen weht, gibt schon einen Vorgeschmack auf den Winter. Die Sonne wird bald hinter der Burgruine Sommerau im Ruwertal untergehen. Doch was ist das? Im Burgturm flackert ein Feuer. In der Ruine laufen dunkle Gestalten umher. Plötzlich zückt einer sein Schwert.

So mancher Einwohner von Sommerau, einem kleinen Dorf im Landkreis Trier-Saarburg, reibt sich vielleicht an diesem Abend verwundert die Augen. Doch seine Sinne spielen ihm keinen Streich. Denn auf der Burgruine sind wirklich Ritter zugange und kreuzen ihre Schwerter.

Ein Filmteam dreht dort einige Szenen für „Kopf in den Wolken“. Dabei handelt es sich um ein inklusives Filmprojekt, bei dem professionelle Schauspieler und mehrere betreute Mitarbeiter der Westeifel Werke zusammenarbeiten. Das Budget für den Film, 40 000 Euro, stammt aus dem Erlös eines Benefizkonzerts des Gerolsteiner Brunnens, sagt Ingrid Ewen, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit bei den Westeifel Werken.

Regisseur und Produzent des Films ist der Eifeler Sebastian Gasper. Er leitet bei den Westeifelwerkstätten seit eineinhalb Jahren einen Theaterkurs. Der freischaffende Schauspieler und Regisseur lebt in Trier. Bisher lag sein Schwerpunkt mehr beim Theater. Das Filmprojekt ist für ihn eine Premiere. Und für die acht Darsteller der Werke auch. Der Film „Kopf in den Wolken“ erzählt die Geschichte der 14-jährigen Jana. Deren  Mutter stirbt an Lymphdrüsenkrebs. Das Mädchen erlebt in ihrer Fantasiewelt Abenteuer mit ihrer Mutter. „Jana sitzt im Matheunterricht und gerät ins Träumen. In ihrer Fantasie wird sie von schwarzem Rauch verfolgt. Ein Symbol für den Krebs, der die Mutter befallen hat und den Jana besiegen möchte“, erzählt Gasper, der den Plot selbst geschrieben hat.

Doch das Mädchen ist nicht alleine. Es gibt einen Weggefährten, der magische Kräfte besitzt. Dieser „Zauberer“ wird gespielt von Benjamin Damm, genannt Benni.   Der Rittersdorfer ist einer der acht Mitspieler aus Gaspers Theatergruppe. Auch beim Nachtdreh ist der Mann mit Down-Syndrom mit dabei. Diesmal allerdings nicht als Schauspieler, sondern mit verantwortlich für Technik und Licht. Das mache ihm sogar noch mehr Spaß, als vor der Kamera zu stehen, verrät er dem TV. Obwohl er auch dort einen wichtigen Part übernimmt: „Ich kämpfe gegen den Drachen“, sagt er und zeigt einige ausdrucksstarke Bewegungen. „Für das, was wir vorhaben, sind wir eigentlich zu wenige Leute“, sagt der Regisseur, der mit viel Ehrgeiz an die Sache herangeht. Unterstützt wird er von Kameramann Karsten Müller, Produktionsassistentin Violeta Lomba Brandon, Compositeur Johannes Still sowie Bonko Karadjov und Timo Hilger, die für die Spezialeffekte zuständig sind. „Das ist eine Herkulesaufgabe für dieses kleine Team“, sagt Gasper. Zugleich  ist es das, was dem Regisseur Freude macht: „Die abwechslungsreiche Arbeit, die Herausforderung, kein Tag gleicht dem anderen.“

Seit Anfang Oktober laufen die Dreharbeiten. Gezeigt werden soll der 25- bis 30-minütige Film für Jugendliche und Junggebliebene Ende Januar 2019 in Kinos der Region. „Wir sind mit mehreren im Gespräch“, sagt Gasper. Auch für das Filmplakat hat er schon eine Idee. Der Erlös aus dem Film soll ein Grundstein für weitere Filmprojekte dieser Art sein.

Alex Bailey, der als Schauspieler den Part eines Räubers übernommen hat, stammt aus England. Den Neuerburger Schülern ist er vielleicht noch als Vertretungslehrer bekannt, denn eine Zeit lang hat er am Eifelgymnasium Englisch unterrichtet. „Und jetzt spiele ich ausgerechnet einen schottischen Räuber“, sagt er und lacht.

Sebastian Gasper habe ihm das Fechten beigebracht. „Nach meiner ersten Trainingsstunde hat alles wehgetan.“ Doch im Duell auf der Burg Sommerau sieht das schon ganz geschmeidig aus. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Sebastian Gasper ihn zuvor ein paar Minuten hin- und herlaufen lässt und beide gemeinsam mehrere Liegestützen absolvieren – „zum warm werden“.

Und wie empfindet Kameramann Karsten Müller die Zusammenarbeit mit ausgebildeten Schauspieler und beeinträchtigten Laiendarstellern? „Das geht erstaunlich gut. Es sind alle sehr motiviert“, lobt er.

„Als soziales Unternehmen finden wir die soziale Komponente des Projekts toll“, sagt Klaus Saitzek, zuständig für Marketing bei den Westeifel  Werken. Von der Idee, die Mitarbeiter der Werke in den Film einzubinden, seien alle komplett begeistert gewesen. Das sei eine absolut runde Sache.

Doch noch sind die Dreharbeiten im vollen Gange. Im Burghof brennt ein Feuer. Hauptdarstellerin Jana (Helena Kreten aus Daun) wartet in voller Rüstung auf ihren Einsatz. Im Hintergrund kämpft ihre Filmmutter (Christina Osiewacz) mit einem Räuber. „Das Mondlicht muss ein bisschen tiefer“, ruft plötzlich Sebastian Gasper dazwischen. Seine Assistentin Violeta Lomba Brandon senkt die Lampe etwas nach unten. Während der Mond langsam hinter der Burgmauer untergeht, zückt ein Räuber sein Schwert und dreht sich langsam zum Kameramann um.

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