Inklusive Flug erster Klasse

Nachdem das Verwaltungsgericht Trier grünes Licht für die Bauvoranfrage eines Kleinreaktor-Behälters gegeben hat, beantragt die Eifelkreisverwaltung jetzt die Zulassung der Berufung. Derweil hat der Antragsteller Jörg Temme bereits im Vulkaneifelkreis angeklopft.

 Erst Windkraft, jetzt Kleinreaktoren: Der Trierer Unternehmer Jörg Temme plant nach wie vor die Errichtung eines Kleinreaktor-Behälters am Standort Sefferweich. TV-Foto: Archiv/ Uwe Hentschel

Erst Windkraft, jetzt Kleinreaktoren: Der Trierer Unternehmer Jörg Temme plant nach wie vor die Errichtung eines Kleinreaktor-Behälters am Standort Sefferweich. TV-Foto: Archiv/ Uwe Hentschel

Sefferweich/Bitburg/Daun. Die Zeit der großen Proteste ist vorbei. Und falls nicht, dann muss der Protest so zerstückelt werden, dass er in seiner Gesamtheit kaum wahrgenommen wird. Das zumindest ist die Taktik, die der Trierer Unternehmer Jörg Temme verfolgt. Und daraus macht er auch kein Geheimis (siehe EXTRA).Nach wie vor geheim, oder zumindest vage ist jedoch, was genau der Inhalt der Behälter sein soll, von denen jetzt zunächst einer am Standort Sefferweich getestet werden soll. Klar ist, dass hier (sofern es genehmigt wird) irgendwann ein Kleinreaktor unter die Erde soll, doch welches radioaktive Material dabei genau zum Einsatz kommen soll, dazu gibt der Geschäftsmann keine konkreten Angaben. Schließlich sei weder er noch die Temme AG als Betreiber vorgesehen, hat der Trierer Unternehmer bereits mehrfach betont. Vielmehr stehe hinter ihm ein ausländischer Investor, der nicht genannt werden will.Damit dieser Investor Behälter testen und gegebenenfalls später auch bestückte Behälter verbuddeln kann, ist Temme jetzt auf der Suche nach Grundstücken. Und motiviert wird er dabei durch das Urteil des Verwaltungsgerichts Trier, wonach die Bauvoranfrage zur Errichtung des Behälters am Standort Sefferweich zu genehmigen ist. Mit der Begrüßung "Hallo nach Daun" erscheint deshalb Ende Februar eine E-Mail auf einigen Bildschirmen der Vulkaneifel-Kreisverwaltung, in welcher der Trierer Unternehmer um die Ausweisung von Parallelstandorten zu Sefferweich bittet. "Unsere Partner kaufen oder pachten den Boden zu sehr, sehr interessanten Preisen", schreibt Temme und lädt in seiner Mail zudem zur Vertragsunterzeichnung nach Moskau, Kiew oder "alternativ Kaliningrad" ein. Inklusive Flug erster Klasse, Karten für das Bolschoi-Theater und Limousine. Natürlich mit deutschsprachigem Fahrer."Herr Temme hat zu seiner Anfrage an die Kreisverwaltung Vulkaneifel bereits eine Antwort erhalten", sagt Uli Diederichs von der Dauner Kreisbehörde, der jedoch weder zur Anfrage noch zur Antwort etwas sagen möchte. "Sollten eine vergleichbare Bauvoranfrage beziehungsweise ein vergleichbarer Bauantrag gestellt werden", so werde dabei die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Trier natürlich beachtet, erklärt Diederichs auf TV-Anfrage. Es sei denn, das Oberverwaltungsgericht in Koblenz hebt das Trierer Urteil zur Sefferweicher Bauvor-anfrage auf.Darauf setzt zumindest die Eifelkreisverwaltung Bitburg-Prüm, die nach wie vor das Vorhaben in Sefferweich ablehnt und deshalb in den kommenden Tagen die Zulassung einer Berufung in Koblenz beantragen möchte.Extra "Empörend und verachtend": Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken kritisiert die Vorgehensweise der Temme AG, die angekündigt hat, flächendeckend Anträge für die spätere Errichtung von Kleinreaktoren zu stellen. Als "empörend und völlig die Belange der Bevölkerung verachtend" verurteilt das grüne Mitglied des Bundestags, Ulrike Höfken, die Taktik des Trierer Unternehmers Jörg Temme. Bereits bei dem Termin vor dem Verwaltungsgericht Trier vor einigen Wochen, wo über die Bauvoranfrage für ein Forschungsvorhaben in Sefferweich verhandelt wurde, hatte Temme erklärt, dass er nach dem "Gießkannenprinzip" bundesweit Anträge für die spätere Errichtung vom Kleinreaktoren stellen wolle. Dadurch sei es für Atomkraftgegner schwieriger, große Protestaktionen an einzelnen Standorten zu organisieren. Und dies gelte vor allem für dünn besiedelte Regionen. "Traurig ist, dass das Verwaltungsgericht die Errichtung des Behälters von einer späteren Nutzung trennt", bewertet Höfken das Urteil der Trierer Justizbehörde und kündigt an, in der Bundestagsfraktion die Angelegenheit juristisch zu prüfen. "Die Kreisverwaltung handelt im Sinne der Bürger, wenn sie die Bauvoranfrage klar ablehnt", erklärt die Bundestagsabgeordnete weiter. Deshalb werde auch die Kreistagsfraktion der Grünen "das Thema auf die nächste Sitzung des Kreistages setzen". (uhe)Hintergrund Sefferweicher Forschungsvorhaben: Bei dem Projekt, für das Jörg Temme eine Bauvoranfrage gestellt hatte, handelt es sich um einen drei mal drei mal 2,50 Meter großen Container, der bei Sefferweich vergraben werden soll. Getestet werden soll laut Antragsunterlagen, wie der Inhalt auf äußere Umwelteinflüsse reagiert. Außer Messgeräten soll dieser Behälter nichts enthalten. Wie Temme jedoch bereits angekündigt hat, soll später für den Standort auch die Baugenehmigung für einen Kleinreaktor beantragt werden, der nach Abschluss der mehrjährigen Testphase an gleicher Stelle in einem neuen Behälter errichtet werden soll. Die Kreisverwaltung hatte die Bauvoranfrage für den Behälter im vergangenen Jahr abgelehnt, weil keine strahlenschutzrechtliche Genehmigung vorlag. Dem widersprach das Verwaltungsgericht Trier und begründete das Urteil damit, dass für das Testen des Inhalts ohne radioaktiven Inhalt keine Strahlenschutz-Genehmigung notwendig sei. (uhe)

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