Insolvenzverwalter steht am Abschlag

Wißmannsdorf · Noch vor Jahresmitte will Thomas Schmidt den Vertrag mit einem Investor unter Dach und Fach bringen, der das Golf-Resort Bitburger Land übernimmt. Der Insolvenzverwalter verhandelt mit drei Interessenten für die 18-Loch-Anlage. Dem langjährigen Geschäftsführer hat Schmidt gekündigt.

Wißmannsdorf. Der Rasen ist frisch gemäht. Die Apfelbäume stehen in voller Blüte. Gestutzte Hecken, hübsch angelegte Blumenbeete. "Jeder, der was von Golf versteht, wird zugestehen, dass die Greenkeeper hier hervorragende Arbeit leisten", sagt Thomas Schmidt. Von dem 18-Loch-Platz in Wißmannsdorf aus bietet sich Golfern eine wunderbare Sicht auf das Bitburger Land - grüne Hügel, kleine Orte, Kühe und Felder.
Doch der Trierer Anwalt ist nicht wegen der Attraktivität des Platzes in Wißmannsdorf, der nach einer Studie des Golfmagazins zu den zehn schönsten in Deutschland zählt. "Das hier ist für mich Arbeit", sagt Schmidt, der vor einem guten Jahr als Insolvenzverwalter der Golf-Resort Bitburger Land KG (siehe Extra) das Heft in die Hand genommen hat.
Bei aller Orientierungslosigkeit, die zu Beginn des Insolvenzverfahrens bestanden hätte, sei eins klar gewesen: Die Anlage hat, auch weil sie so hochwertig ist, auf jeden Fall beste Aussichten, erhalten zu werden. Nur wie. Das war offen. Verschiedene Konzepte wurden ausgelotet. Eine Möglichkeit wäre gewesen, dass die 65 Gesellschafter die Anlage übernehmen. "Das hätte aber bedeutet, dass sie auch richtig Geld investieren müssen", sagt Schmidt. Die Summe beziffert er auf "in jedem Fall mehr als eine Million Euro".
Doch die Bereitschaft sich in diesem Umfang finanziell zu engagieren, sei unter den Gesellschaftern - darunter etliche Privatleute, aber auch Firmen und die Verbandsgemeinde Bitburg-Land - "verschwindend gering" gewesen. Auch die zweite Möglichkeit, dass die 750 Vereinsmitglieder einsteigen, habe sich als nicht gangbarer Weg herausgestellt. "Es gab zwar eine Handvoll Interessenten für diese Variante, aber das hat nicht gereicht. Die meisten sind eben in den Club eingetreten, um Golf zu spielen und nicht, um ein Golf-Resort zu betreiben", sagt Schmidt. Parallel wurde nach Investoren gesucht. Bundesweit. "Ich habe Gespräche mit etwa 15 Interessenten geführt", sagt Schmidt und berichtet, dass sich der Kreis inzwischen auf drei Kandidaten reduziert hat. Mehr will er noch nicht sagen. Nur so viel: "Alle drei Interessenten kommen aus dem Bereich Golf. Es handelt sich nicht um ferne Kapitalgesellschaften."
Die Entscheidung, wer einsteigt, soll in Kürze fallen. Schmidt sagt: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass das noch in der ersten Jahreshälfte klappen wird."
Nach der überraschenden Kündigung des langjährigen Geschäftsführers Rainer Kunz (der TV berichtete) leitet Schmidt nun die Geschäfte in enger Abstimmung mit einem Team vor Ort, in dem sich unter anderem der sportliche Leiter Roman Graf und Gastronomie-Chef Oscar Heidema engagieren.
Zum Schnitt mit dem Geschäftsführer erklärt der Insolvenzverwalter: "Das war eine ganz normale Kündigung. Manchmal ist ein solcher Schritt nötig, um einen Aufbruch zu ermöglichen und einen grundsätzlichen Stimmungswechsel hinzubekommen. So wie das auch mit Fußballtrainern oder Managern in der Wirtschaft ist." Gerüchte, die sich darüber hinaus rund um die Kündigung des Geschäftsführers ranken, will Schmidt nicht kommentieren.
Dieses Insolvenzverfahren sei ohnehin von Beginn an von den "wildesten Gerüchten" begleitet gewesen. Er lobt die gute Zusammenarbeit mit dem "hoch motivierten Team" vor Ort und sagt: "Bis ein Investor einsteigt und übernimmt, sind Spielbetrieb und Turniere in keiner Weise beeinträchtigt. Im Gegenteil: Wir werden alles dafür tun, das Niveau dieses Jahr sogar noch ein bisschen zu steigern."Extra

Die Golf-Resort Bitburger Land Dr. Ebertz KG, die die 18-Loch-Anlage in Wißmannsdorf betreibt, ist nach dem Tod von Herbert Ebertz, der sich vor allem durch den Aufbau und Ausbau der Dorint-Hotelgruppe einen Namen gemacht hat, in Schieflage geraten. Der Grund: In der Kommanditgesellschaft (KG) war Ebertz der einzige Komplementär, der uneingeschränkt mit seinem Privatvermögen für die Verbindlichkeiten der KG gehaftet hat. Die übrigen Gesellschafter, die Kommanditisten, haften nur beschränkt in Höhe ihrer Einlage. Die Golf-Resort Bitburger Land KG zählt 65 Kommanditisten. Das Handelsrecht sieht vor, dass eine KG, deren einziger Komplementär ausscheidet, zwangsläufig eine KG in Auflösung ist. Im März 2013 hat die Golf-Resort KG den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. scho

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