Geschichte Von Protesten, einem Flügel und der Mess

Bitburg · In sechs Teilen hat Gastautor Thomas Konder an Namen, nach denen in Bitburg Straßen benannt sind und deren Häuser erinnert. Es gab viel zu erfahren über den Verbleib des legendären Kobenturms, das Schicksal des früheren Landrats Thilmany, dem Luftverkehrsbüro Bongers oder der Heimat der letzten in Bitburg lebenden Juden.

 Von Thilmanystraße bis Villa Limbourg: Bitburger Häuser haben so ihre interessanten Geschichten, die nach dem Wunsch vieler nicht vergessen werden sollten.

Von Thilmanystraße bis Villa Limbourg: Bitburger Häuser haben so ihre interessanten Geschichten, die nach dem Wunsch vieler nicht vergessen werden sollten.

Foto: TV/Thomas Konder

Mit jeder Folge hat der Trierische Volksfreund die Leserinnen und Leser dazu aufgerufen, eigene Erinnerungen zu schildern an Bitburger Häuser, ihre Namen und ihre Geschichten. Für alle Zuschriften sei allen gedankt und einige werden  davon vorgestellt.

Eigentlich hat ja jedes Haus eine Geschichte zu erzählen? Über die Erbauer, über die Zeit, in der es bewohnt war, vor allem jedoch über das dort Erlebte. Erzählungen, die nur bewahrt bleiben, solange sie weitererzählt werden.

Haus Thilmany

„Meine Mutter wohnte von 1962 bis 1978 in dem Haus in der Bergstraße 1 und ich habe die Wochenenden bei ihr verbracht. Bei der Vermieterin Leni Müller wohnten zwei ältere Damen. In dem Haus gab es nur eine Toilette und in einer Zimmerdecke klaffte noch immer ein Loch von einem Bombeneinschlag im Krieg. Trotz des Zustands hatte das Haus immer eine herrschaftliche Aura.

Leni Müller war eine lebenslustige Frau, die gerne gesungen hat und Gedichte schrieb. Einige Gedichtbände habe ich noch.“

Ralf Mayeres, Wiersdorf

Trierer Straße

 

„Wir waren eine kleine Gruppe junger Leute, denen Bitburg alles andere als gleichgültig war. Schon gegen den Abriss der ,Alten Union‘ in der Trierer Straße hatten wir 1981 protestiert und ein Bettlaken mit der Aufschrift „Dieses Haus ist instandbesetzt“ nachts aus einem der Fenster hängen lassen. Dies hatte in der Stadt für große Aufregung, aber auch für Aufmerksamkeit, gesorgt. Leider wurde daraufhin das Gebäude umso schneller abgerissen, weil die neuen Besitzer Panik bekamen.

Auch für das Haus in der Trierer Straße 30 kam jede Hilfe zu spät, da das schöne Gebäude bereits abgerissen war. Trotz allem haben wir uns einmal nachts auf der Baustelle Zugang verschafft und auch dort ein Bettlaken befestigt: „Stadtsanierung ist sehr schön, da kriegt man viel Beton zu sehen“. Das fiel in die Ägide des ansonsten hochgeschätzten Bürgermeisters Theo Hallet, dessen Stadtplaner nicht mit uns übereinstimmten. Es gab ja bereits das in unseren Augen unschöne Parkhaus am Annenhof. Bitburg hatte sich in dieser Zeit mit seinen neuen Betonbauten nicht zum Besseren entwickelt.

Unsere Aktion blieb jedoch ohne Reaktion und ohne Konsequenzen. Zugegeben: Wir hatten auch etwas Spaß an der Provokation, wovon es damals in Bitburg viel zu wenig gab.“

Günther Thömmes, Brunn am Gebirge/Österreich

Villa Limbourg

„Ich habe gerne die Geschichte der Villa Limbourg gelesen. Vor einigen Jahren hatte ich zwei ehemalige luxemburgische Soldaten, Colonel Wagner und Marcel Goniva, nach Bitburg eingeladen. Nach unserem Besuch im Rathaus habe ich sie gefragt, was sie denn gerne noch in Bitburg sehen würden. Da kam direkt der Wunsch, die „Mess“ in der Villa Limbourg zu besuchen. So wurden damals Speise- und Aufenthaltsräume bezeichnet. Dies taten wir dann auch. Die beiden früheren Soldaten kannten die Villa aus der Besatzungszeit nach dem Krieg, wovon auch im Artikel berichtet wird. Der Nachmittag war ein herrliches Erlebnis für mich und meine Gäste.

Heiner Gillen, Messerich

Zur Villa Limbourg hat Kulturamtsleiter Herbert Fandel eine ganz besondere Beziehung, von der er in einer Zuschrift verrät: 

„In der Villa befand sich früher ein sehr hochwertiger Flügel des Herstellers Erard aus dem Jahr 1850. Vor etwa 20 Jahren bekam ich einen Anruf. Ich wurde gebeten, mir das völlig zerstörte Instrument, das in vielen Einzelteilen im Keller der Grundschule Süd gelagert war, einmal anzuschauen. Da man keine Verwendung dafür sah, sollte alles weggeworfen werden. Ich fuhr hin, sammelte die vielen Teile zusammen und brachte sie zum Klavierbauer, dem es gelang, den Flügel wieder aufzubauen. Für mich war das eine Herzensangelegenheit, die mir ein kleines ,Vermögen‘ wert war. Der Flügel ist leider nur begrenzt spielbar, aber sehr schön anzusehen. Die Familie erfreut sich an dem tollen Instrument und der Stadt konnte ich damals eine Entsorgungsaufgabe abnehmen.“

 Verkehrsluftfahrt begann ein mal in Bitburg

Verkehrsluftfahrt begann ein mal in Bitburg

Foto: TV/Archiv Thomas Konder
 Villa limbourg

Villa limbourg

Foto: Thomas Konder
 So sah einst das Haus des Luftfahrtpioniers Hans Max Bongers aus, das einem Neubau gewichen ist.

So sah einst das Haus des Luftfahrtpioniers Hans Max Bongers aus, das einem Neubau gewichen ist.

Foto: Stadtarchiv Bitburg
 Bongers Thoemmes

Bongers Thoemmes

Foto: Privat/privat
 Zur Villa Limbourg gehörte ein alter Flügel.

Zur Villa Limbourg gehörte ein alter Flügel.

Foto: Tv/Herbert Fandel
 Heiner Gillen hat den ehemaligen luxemburgischen Soldaten, Colonel Wagner und Marcel Goniva (Foto), die Villa Limbourg gezeigt.

Heiner Gillen hat den ehemaligen luxemburgischen Soldaten, Colonel Wagner und Marcel Goniva (Foto), die Villa Limbourg gezeigt.

Foto: privat

Herbert Fandel, Kyllburg

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