Invasion der Killerpilze bedroht heimische Salamander

Irrel/Trier/Düren · Ein asiatischer Pilz tötet deutsche Salamander. Was man dagegen tun kann, versucht der Trierer Wissenschaftler Stefan Lötters herauszufinden.

Invasion der Killerpilze bedroht heimische Salamander
Foto: Eric Isselée (g_pol1 )

Mit dem bloßen Auge ist er nicht zu erkennen, der "Salamanderfresser". Der mikroskopisch kleine Pilz befällt die Haut, führt zu Lähmung, bald zum Tod - zumindest wenn man ein Feuersalamander ist, oder ein Molch.
In den Niederlanden und Belgien hat der "Batrachochytrium salamandrivorans" ein Massensterben der Amphibien ausgelöst. In Deutschland, genauer in der Region rund um Düren, wurde der Pilz 2010 entdeckt.
Forscher wie Stefan Lötters von der Universität Trier fürchten seitdem, dass er sich ausbreitet. Nach neuen Erkenntnissen hält der Pilz sich auch im Boden länger als gedacht, wird von Entenfüßen und Froschbeinchen durchs Land getragen.

Wie weit - das versuchen Lötters und seine Kollegen im Blick zu behalten. Vor allem im Frühling gehen sie auf Salamanderfang. "Von März bis Mai sind wir ständig draußen", sagt der Professor für Biogeografie - unter anderem auch in der Teufelsschlucht um Irrel. Denn zur Paarungszeit, wenn die Weibchen ihre Larven im Gewässer ablegen, sieht man die Amphibien häufiger. Wenn es trocken ist, verstecken sie sich.

Die gute Nachricht: Bislang wurden in der Eifel, jenseits der sechs bekannten Stellen in Nordrhein-Westfalen, weder Pilze noch tote Salamander oder Molche gefunden. Und auch an den Stellen, an denen die Sporen sich verbreitet haben, stoßen die Wissenschaftler auf lebende Lurche. Ob die Tiere immun geworden sind?
"Möglich", sagt Lötters, "aber noch nicht erforscht."

In seiner Heimat, Asien, tut der Pilz jedenfalls keiner Fliege beziehungsweise keinem Salamander etwas zuleide. Über Tausende, wenn nicht Millionen von Jahren, seien die Amphibien vermutlich resistent gegen den Erreger geworden, meint Lötters. Doch hierzulande rottet er Populationen aus.

Doch wie kommt ein Pilz aus Asien überhaupt nach Deutschland? "Über den Tierhandel", vermutet Lötters, genau kann er es nicht sagen. Aber noch immer werden in Baumärkten Molche aus dem fernen Osten verkauft, weil man die Amphibien hierzulande nicht fangen darf. Wenn infizierte Lurche ausbüxen, können sie eine Epidemie auslösen.
Deshalb werden sie heute auch auf den Pilz untersucht. Das ist den Wissenschaftlern um Lötters zu verdanken. "Viel mehr kann man nicht tun."

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