Jahrzehnte an der Wand

SCHALKENMEHREN. (red) Als kulturelles Ereignis gestaltete sich die Pitt-Kreuzberg-Ausstellung in Schalkenmehren, die von den Gebrüdern Rau aus Anlass des Dorf- und Gästefestes in ihrer aufwändig restaurierten Galerie, einem alten Stallgebäude aus Lava (Krotzen), veranstaltet wurde.

 Das liebevoll restaurierte Gebäude im alten Ortskern mit der Ausstellungsfahne "Pitt Kreuzberg".Foto: Leserfoto/Hartmut Flothmann

Das liebevoll restaurierte Gebäude im alten Ortskern mit der Ausstellungsfahne "Pitt Kreuzberg".Foto: Leserfoto/Hartmut Flothmann

Mit 450 Besuchern wurden alle Erwartungen übertroffen. Die vielen Gäste aus dem In- und Ausland, sogar aus Argentinien, bedankten sich bei den Initiatoren für die interessante Pitt-Kreuzberg-Ausstellung in Schalkenmehren, beeindruckt von der Präsentation in dem restaurierten alten Gebäude. Von den einheimischen Besuchern, die in Galerie und Ausstellung eine nachhaltige Bereicherung für das Dorf erblickten, kannten noch viele Pitt Kreuzberg aus eigenem Erleben. Das Besondere an dieser Pitt-Kreuzberg-Ausstellung, im 40. Todesjahr des Künstlers, war neben dem außergewönlichen Ambiente die getroffene Auswahl der Bilder. Die Gebrüder Rau mit der größten Privat-Sammlung des berühmten Malers der Eifel, trafen dafür eine Auslese von 55 Bildern, die es erlaubte, Werke aus sechs Jahrzehnten in Augenschein zu nehmen. Expressionismus, Umbruch und Trauer

Der 1888 in Ahrweiler geborene Pitt Kreuzberg lebte und wirkte in seiner Wahlheimat Schalkenmehren von 1913 bis zu seinem Tod 1966. Die ausgestellten Bilder begannen aus chronologischer Sicht mit der Zeitspanne 1906 bis 1919, unter anderem mit Vorzeichnungen, Studien und Entwürfen, die Parallelen zum Jugendstil zeigen. In der Phase 1920 bis 1931 sind Einflüsse des Kubismus und die Nähe zum deutschen Expressionismus spürbar, mit Themen wie Tochter Theo, Christuskopf oder Europa. Von 1932 bis 1949 überwiegen große Eifeldarstellungen, Menschenbilder, Flora und Fauna sowie Wolkenformationen. Die Werke aus der Zeit 1950 bis 1958 belegen eine Phase der Auflehnung und des Umbruchs sowie Trauer über Krankheit und Tod seiner Ehefrau mit Bildern wie "Unheil schwebt herab". Von 1959 bis 1966 dominiert die expressive, abstrakte Malerei mit leuchtenden Farben wie in der Spätphase bei van Gogh. Manche Kunstkenner vergleichen diese Bilder mit dem Stil der "Jungen Wilden" in den 80er Jahren. Wandern auf Kreuzbergs Spuren

Auf großes Interesse stießen auch die Selbstportraits und die Motive aus Schalkenmehren und der näheren Umgebung sowie ein Bild von einem Studienaufenthalt in Holland. Die Ausstellung zeigte eindrucksvoll auch die vielseitigen Maltechniken des Künstlers: Aquarelle, Ölbilder, verschiedene Mischtechniken, Wachstempera, Kohle, Tusche, Kreide oder Acryl. Durch die Ausstellung führte an beiden Tagen Jan Wilbert aus Hürth, der die Internetseite www. Pitt-Kreuzberg.de zum Leben und Werk des Künstlers betreut sowie Hartmut Flothmann, Kulturwart der Eifelvereinsortsgruppe Schalkenmehren, der auch geführte Wanderungen "Auf den Spuren von Pitt Kreuzberg" im Drei-Maare-Dorf anbietet. Wer nach dem Besuch der Ausstellung einer Stärkung bedurfte, konnte sich auf das frische und knusprige Brot freuen, das die Gebrüder Rau im Backes ihres schönen, alten Millich-Hauses für die Besucher des Dorf- und Gästefestes gebacken hatten.

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