"Jetzt für das nächste Jahr vorsorgen"

LEIDENBORN. Der extrem trockene Sommer bringt es an den Tag: Vorausschauende Planung und die Gnade des Wettergottes entscheiden über Wohl und Wehe in der Milchviehhaltung. In diesem Jahr müssen die von der Dürre geschädigten Weideflächen neu eingesät werden, so auch bei der Familie Schwalen, die der TV ein Jahr lang journalistisch begleitet.

Das Futtergetreide muss geerntet werden, die zweite Heumahd läuft auf Hochtouren, zugleich steht der Bau einer neuen Halle an, in der das Getreide den kommenden EU-Normen gemäß gelagert werden kann. "Wir haben voll durchgearbeitet", blickt Hermann Schwalen, auf die vergangenen Wochen zurück. Trotz der extremen Dürre in diesem Sommer kann er vergleichsweise zufrieden sein. Die Sommergerste war nur leicht reduziert im Ertrag. Die zwölf Hektar angebauter Triticale, ein Futtergetreide gekreuzt aus Roggen und Weizen, brachten rund 65 bis 70 Dezitonnen und damit noch ein normales Ergebnis, doch "mit etwas Regen hätte das sogar sehr gut werden können". Sein Hof hatte Glück: "Es gab noch viel Silage aus dem Vorjahr, so dass die Versorgung des Viehs gewährleistet ist." Andere Landwirte haben echte Versorgungsengpässe in Sachen Futter oder im Gegenteil besonders gute Erträge, je nach örtlicher Niederschlagsmenge bei Gewittern. Der so genannte zweite Schnitt des Grases brachte in Leidenborn nur einen Mini-Ertrag, der eigentlich anstehende dritte Schnitt ist mangels Masse noch nicht möglich. "Da ist zu wenig nachgewachsen. Manche Flächen sind so verdorrt, dass wir jetzt in der Hoffnung auf Regen nachsäen, andere sind so geschädigt, dass nur Umpflügen bleibt." Das tue man nur im Notfall, denn normalerweise habe eine Wiese, für die eine Fruchtfolge im Wechsel mit Getreide erlaubt ist (nach EU-Recht gibt es auch ausgewiesenes Dauergrünland, das niemals durch andere Nutzungen ersetzt werden darf), bis zu acht Jahre lang Bestand. In seinem Fall hat nicht gefruchtet, was im Frühjahr nach den Kahlfrösten nachgesät wurde - das bedeutet zwei zusätzliche Saaten in diesem Jahr, ein Kostenfaktor, der vorab nicht absehbar war. Dennoch will Schwalen sich nicht entmutigen lassen und bestückt derzeit elf Hektar Wiese neu mit hochwertigem und vielfach kontrolliertem Samen: "Wir müssen jetzt schon für das nächste Jahr vorsorgen." Das übliche dünne Ausbringen von Gülle nach dem zweiten und dritten Schnitt sei dieses Jahr nicht möglich gewesen mangels Regen, der den Dünger in den Boden wäscht. Auch der Mais steht viel schlechter als normal, er hat eine "Notreife" mit einem Viertel weniger Ertrag und deutlich kleineren Kolben entwickelt. Doch in der Hoffnung auf Regen will Schwalen mit der Maisernte noch ein wenig warten. Das Problem in Jahren wie diesen: Die Verträge der Molkereien mit dem Handel werden schon im April oder Mai geschlossen, wenn niemand die Wetterentwicklung absehen kann - ein Spiel auf Risiko, dessen schwächstes Glied die Erzeuger sind, denn deren Verkaufspreise sind von der Knappheit ihrer Produkte unabhängig. Obwohl die Milchanlieferung an die Milch Union Hocheifel (MUH) deutlich eingebrochen sei, führe das nicht zu einer Preisanpassung. Doch derzeit das Wichtigste: Regen muss kommen. Die Notlösung von Zukäufen bei Futtermangel sei manchen Höfen nicht mehr möglich, schildert Schwalen die Situation einiger Kollegen, denn der Engpass betreffe ganz Europa. "Körnermais oder anderer Kraft spendender Ausgleich ist um vier Euro pro 100 Kilo gestiegen, wenn man ihn überhaupt noch bekommt."

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