"Jetzt gibt es nur Verlierer"

BADENBORN. Die Mainzer Landesregierung will das Förderprogramm "Umweltschonende Landbewirtschaftung" (FUL) stark einschränken (der TV berichtete). Viele der bisher integriert-kontrolliert (IK) wirtschaftenden Bauern werden deshalb vermutlich wieder auf herkömmliche Methoden umstellen.

 Ziehen für die Ackerbauern aus Eifel und Hunsrück ins Feld: Josef Servatius (links) und Michael Berg.Foto: Manuel Schmitt

Ziehen für die Ackerbauern aus Eifel und Hunsrück ins Feld: Josef Servatius (links) und Michael Berg.Foto: Manuel Schmitt

"Ganz logisch", sagt Michael Berg aus Badenborn: Wenn Mainz nicht mehr fördere, gebe es für viele "keine andere Option" mehr, als auf konventionelle und intensivere Bewirtschaftung ihrer Flächen umzustellen. Berg vertritt, zusammen mit Josef Servatius aus Brecht, die Bauern im "Integriert-kontrollierten Ackerbaukreis Eifel-Hunsrück".Harte Kritik an Landwirtschaftsminister

Und geht hart ins Gericht mit den Beschlüssen aus der Behörde von Landwirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage: "Kurzsichtig und unverständlich" seien die Entscheidungen, viele Bauern seien "wie vor den Kopf gestoßen". Zumal es vorher noch mündliche Zusagen über die Fortsetzung des Programms gegeben habe.Das Geld, so ist zu hören, sei unterdessen umgeschichtet worden in die biologische Schädlingsbekämpfung beim Weinbau. Und deshalb fehle es jetzt zur Förderung der Ackerbauern. Von einem "schweren Schlag für die Betriebe" spricht auch Josef Servatius. "Das ist eine Riesenenttäuschung. Landesweit wären es rund 150 bis 200 Bauern gewesen, die weiter gemacht hätten."Jetzt sieht das anders aus: Servatius weiß bereits von vielen Kollegen, die ohne Förderung nicht mehr integriert-kontrolliert wirtschaften können. Michael Berg ergänzt: "Für manchen Betrieb wird die Situation existenzbedrohlich." Das Dilemma: Bei rund 40 Mitgliedern des Vereins Eifel-Hunsrück laufen in diesem Jahr die FUL-Verträge aus. Ohne Förderung für den weniger ergiebigen, aber umweltschonenden Ackerbau drohen ihnen jedoch finanzielle Verluste.Dabei sei gerade dies seit der Erstauflage des Förderprogramms einer von den Bereichen, die sich am meisten bewährt hätten - und das unter strengen Auflagen und Kontrollen. Berg: "Es musste eine bestimmte Fruchtfolge auf den Flächen eingehalten werden. Es mussten für bestimmte Produkte zwingend Anbaupausen eingehalten werden. Während des Winters bestand ein längeres Düngungsverbot."Außerdem sei der Einsatz von Wachstumsreglern strikt untersagt gewesen. Überwacht wurden nicht vereinsinterne Vorgaben, sondern von EU und Land vorgeschriebene Wirtschaftsweisen. Und all diese Maßnahmen seien von den jeweiligen Erzeuger-Vereinigungen "sogar noch selbst bezahlt worden".Berg und Kollegen weisen auf die bisherigen Erfolge hin: hohe Standards bei Düngung und Pflanzenschutz, ein reduzierter Einsatz von Stickstoff zum Vorteil des ökologischen Gesamtsystems und nicht zuletzt den Erhalt der Pflanzenvielfalt.Jetzt aber gebe es "nur Verlierer", bilanziert Berg, neben den Bauern auch die Umwelt und nicht zuletzt das Land: "Nur 20 Prozent der Mittel müssen vom Landeshaushalt aufgebracht werden. Würde das Fördergeld den Betrieben zur Verfügung gestellt, wären sie in der Lage, mehr zu investieren, also mehr Geld auszugeben."Außerdem, ergänzt Servatius, koste die Förderung ohnehin keine allzu großen Summen. Bei rund 10 000 Hektar IK-Ackerland und 20 Euro, die Mainz pro Hektar beisteuert, seien das letztlich nur 200 000 Euro.Fazit: "Das Ministerium sollte den Vorgang nochmals überdenken." Bisher haben die integriert-kontrolliert wirtschaftenden Bauern auf ihre Eingabe allerdings noch keine Antwort erhalten.Immerhin berichtet Josef Servatius von einem Gespräch, das er am Dienstag mit einem zuständigen Ministerialbeamten geführt habe. Der habe ihm zugesagt, die Sache "noch einmal zu überdenken".

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