Joachim Kandels gewinnt Bürgermeisterwahl in Bitburg knapp

Bitburg · Nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen steht um 20 Uhr fest: Amtsinhaber Joachim Kandels (CDU) bleibt mit 51,9 Prozent der Stimmen Bürgermeister von Bitburg. Sein Herausforderer Ralf Olk (parteilos) muss sich mit 48,1 Prozent geschlagen geben.

 Der Sieger am Ende eines spannenden Wahlabends in Bitburg heißt Joachim Kandels.

Der Sieger am Ende eines spannenden Wahlabends in Bitburg heißt Joachim Kandels.

Foto: Nicolaj Meyer

Dichte Nebelschwaden: Am Morgen des Wahlsonntags ist die Sicht in Bitburg nicht besonders gut. Das gilt auch für die Prognosen zum Ausgang der Bürgermeisterwahl. Ob auf der Straße, im Internet, den sozialen Netzwerken oder den Kneipen: Die einen gehen von einem klaren Sieg von Amtsinhaber Joachim Kandels (CDU) aus. Andere wiederum sind überzeugt, dass mit Herausforderer Ralf Olk (parteilos), dessen Kandidatur von Liste Streit und SPD unterstützt wird, der Machtwechsel gelingt. In den Gesprächen ist kein klarer Gewinner dieser Wahl auszumachen.
Das sieht im Rathaus, wo interessierte Bürger am Abend zusammen mit Kommunalpolitikern der sechs Stadtratsfraktionen sich zusammenfinden, nicht anders aus. Was keiner ahnt: Dieser Abend soll ein richtiger Wahlkrimi werden.

Getränke stehen im Flur bereit. Der Saal füllt sich langsam. Die größte Gruppe: Ralf Olk, der mit Familie und engen Freunden gebannt auf die Leinwand schaut. Sein Mitbewerber soll erst Stunden später eintreffen.
"Ich sehe mir das gerne hier an. Das ist doch spannender, als alleine zu Hause ins Internet zu schauen", sagt eine Dame, die es sich zusammen mit ihrer Freundin bequem gemacht hat. Spannend soll es auf jeden Fall werden - das lässt gleich das Ergebnis des ersten ausgezählten Wahlbezirks erahnen.

18.31 Uhr: Auf der Leinwand tut sich was. Die Gespräche verstummen. Der Stadtteil Masholder - einer von 13 Stimmbezirken - ist ausgezählt: 50,5 Prozent für Kandels; 49,5 Prozent für Olk. Dass die beiden Kandidaten so eng beieinanderliegen, hat keiner erwartet - weder im Lager des Amtsinhabers, noch im Lager des Herausforderers. Von nun an war klar: Das wird eng. Diese Wahl ist nicht entschieden. Hier ist alles offen.

Die Angespanntheit im Saal steigt. Wann kommt der nächste Bezirk? Keine drei Minuten später flimmern die Ergebnisse aus Stahl über die Leinwand - der Stadtteil, in dem beiden Kandidaten mit ihren Familien leben. Der Stadtteil, der zuletzt vor allem wegen des Großprojekts Dorfgemeinschaftshaus Schlagzeilen gemacht hat. Der Stadtteil, in dem Kandels und Olk genau eine einzige Stimme trennt - auch hier liegt der Amtsinhaber mit 50,1 Prozent hauchdünn vor dem Herausforderer mit 49,9 Prozent.

Blick in die Runde der Bitburger CDU-Mitglieder: Stirnrunzeln, Fragezeichen, Anspannung. Soll das so bleiben? Fraktions-Chef Michael Ludwig telefoniert. Immer wieder. Mit wem? Vielleicht mit Kandels. Der ist jedenfalls immer noch nicht vor Ort. Im Lager des Herausforderers sieht es zu diesem Zeitpunkt nicht viel anders aus: Keine gelöste Freude, kein Triumph, Anspannung aber zu diesem Zeitpunkt gibt es hier auch noch genauso viel Hoffnung, wie man am Nachbartisch bei der CDU langsam etwas bange wird. Noch ist alles möglich.

19.03 Uhr: Olk gewinnt seinen ersten Stimmbezirk: Villa Limbourg in der Innenstadt mit 51,3 Prozent. Da hat Kandels, wahrscheinlich zu Hause, sich bereits über 62,4 Prozent in Matzen freuen dürfen. Aber ein solches Ergebnis gelingt ihm in keinem anderen Wahlbezirk. Olk wiederum liegt in St. Peter vorn.

"Die Briefwahl kann alles verändern", sagt Bernd Quirin. Auch er verfolgt den Wahlkrimi. Rund 2500 der 11.028 Wahlberechtigten hatten ihre Stimme schon per Briefwahl abgegeben. Die einzelnen Stimmbezirke sind mit 338 Wähler in Matzen und 1690 Wählern im Innenstadtbezirk im Pfarrheim St. Peter deutlich kleiner als die Gruppe der Briefwähler, die erst ganz zum Schluss ausgezählt werden. Eine Gruppe, auf die man auch im Lager von Olk baut.
Kandels, immer noch nicht im Rathaus, liegt kontinuierlich immer einen Hauch vor Olk - 2500 Stimmen könnten das ändern. "Dass es so knapp werden würde, hätte ich nicht erwartet", sagt Johannes Roß-Klein, Mitglied der Grünen im Stadtrat. Eine Meinung, die die meisten teilen. "Das sollte einem zu denken geben, wenn man so knapp gewinnt", ist irgendwann aus dem Lager rund um Herausforderer Olk zu hören. Da zeichnet sich der Wahlausgang langsam ab.

20 Uhr: Auch die Briefwahl entscheidet der Amtsinhaber knapp für sich. Das Wahlergebnis steht: Joachim Kandels bleibt mit 51,9 Prozent der Stimmen Bürgermeister. Herausforderer Ralf Olk hat mit 48,1 Prozent das Nachsehen - ein denkbar knappes Ergebnis.

Applaus im Saal. Der Herausforderer wird von Freunden und Familie umarmt. Kommunalpolitiker aller Parteien zollen ihm mit Handschlag Respekt. Da ist Kandels immer noch nicht im Rathaus.

"Ich bereue es nicht, dass ich dieses Projekt angegangen bin", sagt Olk. Er wirkt etwas enttäuscht, als er hinterherschiebt: "Jetzt ist es so, wie es ist."

Der Herausforderer zieht mit seinen Unterstützern weiter. Erst da schließlich kommt Kandels mit seiner Frau Maria ins Rathaus. Abermals Applaus. Es folgt eine kurze, emotionale Ansprache des alten und neuen Bürgermeisters: "Es war ein spannender Wahlabend. Spannender hätte es nicht sein können. Es war ein harter Wahlkampf. Ich danke allen, die mich unterstützt haben und bitte auch alle, die mich nicht unterstützt haben, nun um eine gute, sachliche Zusammenarbeit." Er, sagt er dann schon mit Tränen in den Augen, wolle diese Wahl seiner verstorbenen Mutter widmen: "Danke Mama, Du hast mir gesagt, dass ich es schaffe." Dann nimmt er seine Frau in den Arm. Die Anspannung weicht von ihm. Tränen fließen. So knapp wird auch er sich das Ganze nicht vorgestellt haben.

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