Job als Wahr- und Heilszeichen

BRANDSCHEID/STEINMEHLEN. Kuriosität, ein kleines Wunder, ein Heilszeichen? Jedenfalls gilt die Figur des "Dulders Job" in den beiden Schneifelgemeinden Brandscheid und Steinmehlen als ein Zeichen der Hoffnung.

Die Statuen des alttestamentlichen Job oder Hiob strahlen Ruhe, Zuversicht und Gelassenheit aus. Job als Figur in Brandscheid vermittelt einen Eindruck von Unerschütterlichkeit, obwohl er verheerende Erfahrungen während der Kriegsangriffe durch die Amerikaner machen musste. Sein Standbild blieb trotz heftigster Bombardierung unversehrt im Kirchentorso stehen - ein Anblick, den viele Brandscheider bis heute nicht vergessen haben. Es war der 5. Februar 1945, als amerikanische Truppen den Höhenort angriffen und Schutt und Asche hinterließen. Ein wahres Inferno, das Brandscheid damals den Namen "Verdun der Eifel" verlieh. Zu 100 Prozent wurden die Häuser dem Erdboden gleichgemacht, das Dorf brannte mitsamt seiner Kirche. "Aus dem Kirchentorso ragte jedoch eine Figur heraus, geduldig und standhaft auf der Konsole stehend", sagt Karl Gielen, der gleich nebenan wohnte und ins Feld geflüchtet war. Die "Hiobsbotschaft" von der Vernichtung des Dorfes ereilte alle Bewohner, die geflohen waren und auf eine Rückkehr hofften. "Dulder Job" war als Rettungsanker und "Bild der Hoffnung" für die Menschen mehr als ein Zeichen der Zuversicht - er galt fortan als Retter. Dieses Bild des duldenden Job verglich der Heimatforscher Nikolaus Kyll mit der Darstellung des Christus im Elend. Kyll: "Sowohl in Brandscheid als auch in Steinmehlen kann es sich um eine umgedeutete und umgearbeitete Figur des Christus handeln." In der Tat ist nicht nachzuweisen, dass es eine historische Gestalt des Hiob oder Job gab. Ein Job-Bild gibt es seit dem 4. Jahrhundert in Katakomben, auf Goldgläsern und in Reliefs. "Auch von Hand geschriebene Bibeln zeigen das Bild des geduldigen Job zusammen mit seiner Frau oder einigen Freunden", schreibt Nikolaus Kyll. Oft steht er neben einem Misthaufen in gläubiger Verharrung, während seine Mitmenschen ihn wegen seines Aussatzes ausgrenzen. Jahrhundertelang wurde er als Patron gegen Geschwüre angerufen, "Beulenkrankheiten" wurden auch "Jobskrankheiten" genannt. Im Volksmund erhielt Job auch den Zusatznamen "Schwärenmännchen". "Schwär" bezeichnet in der Westeifel Beulen, Geschwüre und Geschwülste. Ähnlich verhält es sich in Orlenbach mit der Figur des Heiligen Pelegrinus. Nach Steinmehlen soll es Jahrhunderte lang Pilgergänge und Wallfahrten zum Dulder Job gegeben haben, so Kyll. Ob die beiden Jobfiguren in Steinmehlen und Brandscheid aus dem Kloster Niederprüm stammen, ist ungeklärt. Sicher scheint allerdings zu sein, dass die Eifeler Job-Gläubigkeit aus Belgien herrührt. Kyll: "In der Kathedrale zu Brügge und den Jobkirchen in Antwerpen und Lüttich wurde Job als Dulder und Heiler verehrt. Viele Jobsheilquellen sind hier belegt." Verbindende regionale Zwischenglieder sind die Ortschaften Born, Bütgenbach und Oberhausen, die als Job-Kultstätten galten. Jobs Geduld und Ergebung sind sprichwörtlich geblieben. Auch die Eifeler Mundart bringt es zum Ausdruck: "Jedellisch wie Job" ist einer, den nichts so schnell aus der Ruhe bringt. Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, den Namen eines Hauses oder einer Straße erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine persönliche Geschichte zu erzählen haben, dann schreiben Sie unter dem Stichwort "Dorfgeschichten" mit Namen, Adresse und Telefonnummer an die E-Mail-Adresse eifel@volksfreund.de. Wichtig ist, dass Ihre Geschichte höchstens 2000 Anschläge umfasst.

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