Bitburg Zwei Bäume und eine große Liebe

Bitburg · John und Jutta Brennans Geschichte begann in Bitburg. Sie erzählt von einer innigen Beziehung, aber auch von Krieg und Frieden. Das Paar erinnert nun auf ungewöhnliche Weise daran. 

 Freuen sich über die frisch gepflanzten Kirschbäume: John, Jutta  und Kristin Brennan.

Freuen sich über die frisch gepflanzten Kirschbäume: John, Jutta  und Kristin Brennan.

Foto: tv/Ulrike Löhnertz

Gelächter, der Geruch nach Zigaretten, ein Tisch voller Gläser mit frisch gezapftem Bier, junge Männer in US-Air-Force-Uniformen. Aus der Musikbox im Hotel „Eifelbräu“ dudelt Rock’n’Roll und Schlager. Mittendrin: Pilot John Brennan, zurück aus Vietnam und gerade erst drei Wochen in Deutschland. Seit Januar 1967 ist er auf dem Flugplatz Bitburg stationiert. 26 Jahre jung, frei und ungebunden. „Die meisten Offiziere waren verheiratet, ich nicht“, sagt Brennan. Er ist gerne in Bitburg:

Und auch viele Deutschen mögen die US-Jungs. So wie der Hoteldirektor – er hat ihnen für diesen Abend Karten  geschenkt: Es gibt eine Modenschau.  Klar, dass  auch einige „Eifeler „Frolleins“ da sind.  Auf eine hat einer von Johns Kumpels ein Auge geworfen. Er tippt ihm auf die Schulter, zeigt unauffällig auf eines der Mädchen und flüstert John ins Ohr: „Guck mal, hinter uns sitzt die schönste Frau des Abends.“

John ist neugierig, dreht sich um und ... wow, bang, es ist passiert. Die junge Frau steht auf und geht in Richtung Toilette. Er folgt ihr. Und spricht sie im Flur an. „Haben Sie eine Münze für den Zigarettenautomaten?“

Heute, mehr als 50 Jahre später, sitzen er und seine Frau Jutta im Hotel Eifelbräu und lachen über diese Geschichte. „Er hat nie geraucht“, erklärt Jutta Brennan, das 19-jährige Frollein von damals und seit Dezember 1967 Ehefrau von John.

„Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt John Brennan, der sich, als er seine Frau kennenlernte, statt des ersehnten Porsches („Alle Offiziere hatten einen. Der Dollar war damals hier viel wert“) erst mal einen Käfer kaufte. Im vergangenen Jahr haben beide Goldende Hochzeit gefeiert - zusammen mit Freunden von damals im Hotel Eifelbräu, wo sie sich erstmals begegneten.

Und jetzt sind sie wieder hier – der Amerikaner und seine Frau Jutta, Tochter von Ortrud und Kurt Wilde, der in den 60er Jahren für die SPD im Bitburger Stadtrat saß und ebenso wie seine Tochter als Zivilangestellter auf dem Flugplatz arbeitete. Sie wollen ihre Geschichte erzählen. Doch sie haben noch etwas anderes vor. Aber dazu später mehr.

Vorher noch etwas zur Geschichte des Paars: Schon 1969 ziehen beide in die USA. John  Brennan tritt aus dem Militär aus, studiert, wird Ingenieur und später Professor für Wirtschaftswissenschaften. Wo sie überall gewohnt haben? „Eine lange Geschichte“, sagt Jutta Brennan.

An verschiedenen Orten in den USA und Europa. Tochter Kristin  wurde 1982 in Belgien geboren. Vor fast 20 Jahren zog die Familie dann nach Magdeburg, wo John Brennan Lehrbeauftragter an der Otto-von-Guericke-Universität/Business School ist. Dort unterrichtet der 77-Jährige derzeit unter anderem Chinesen. Aufhören? „Das ist nichts für meinen Vater“, sagt Tochter Kristin, die in Prag lebt.

Und stillsitzen im Moment auch nicht. Denn John Brennan hat es eilig. „Wir müssen los“, sagt er. Los geht’s an den Weiher im Waisenhauspark. Dort warten jede Menge Freunde und zwei frisch gepflanzte japanische Kirschbäume (Prunus x yedoensis).  Die möchte das Paar, das eng mit Japan verbunden ist, zusammen mit einer kleinen Stiftertafel, an die Stadt Bitburg übergeben.

Eine Idee, die Bürgermeister Joachim Kandels, der zur Einweihungszeremonie  gekommen ist, von Anfang an gut fand. „Ihre Geschichte hat mich berührt und neugierig gemacht“, sagt er und erinnert an die vielen hundert deutsch-amerikanischen Bünde, die seinerzeit in Bitburg geschlossen wurden. „Dafür stehen die Bäume stellvertretend.“

Und wofür stehen sie noch? Für Schönheit, Aufbruch – und Vergänglichkeit, also das Bewusstsein, im Hier und jetzt zu leben. Oder, wie es John Brennan ausdrückt, für Spaß und Freude. „Sie sollen wachsen und Menschen Freude machen.“

Ein bisschen poetischer drückt es das Gedicht „Sakura“ (Kirschblüte) aus, das Jutta Brennan auf Japanisch und Werner Pies in deutscher Übersetzung vortragen. Es handelt von der Freude, die Kirschblüten in der Blütezeit zu betrachten.

Ob sie schon dieses Jahr blühen?  „Vermutlich schon“, sagt Jutta Brennan. Für Tochter Kristin ist es eine schöne Erinnerung an die Geschichte ihre Eltern, die ein bisschen eine Ost-West und  Krieg- und Frieden-Geschichte ist, die in Bitburg ihren Anfang nahm. Denn als John Brennan auf den damals „besten Flugplatz in Deutschland“ kam, gab es die Angst vor  einem neuerlichen Krieg.

Und in Bitburg fokussierte sich dieser Konflikt durch die starke Präsenz und ständige Kampfbereitschaft der Amerikaner. „Die DDR und die Sowjetunion – das waren unsere Feinde“, sagt er. Heute leben die Brennans in der ehemaligen DDR.

Und es ist Frieden. Auch das symbolisiert die Kirschblüte: Ein Neufang nach dieser, wie Brennan sagt, „schrecklichen Zeit“.

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