Jünkerather Haus Kylltalblick: Betreiber ist insolvent

Jünkerath · Das Seniorenheim in Jünkerath soll aber weitergeführt werden. Zugleich sehen sich die ehemaligen Chefs Vorwürfen ausgesetzt.

 Neuer Eigner, neuer Betreiber: das Seniorenheim Haus Kylltalblick in Jünkerath. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Neuer Eigner, neuer Betreiber: das Seniorenheim Haus Kylltalblick in Jünkerath. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

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Viele sorgen sich um die Zukunft des Jünkerather Seniorenheims: Die Betreibergesellschaft, die LFP (Leistung für Pflege) Haus Kylltalblick GmbH, ist insolvent. Ende voriger Woche ist der Sanierungsfachmann Thomas B. Schmidt aus Trier vom Amtsgericht Bitburg zum Insolvenzverwalter bestimmt worden.

Hintergrund der Pleite sind offenbar Pachtzahlungen, die der Betreiber nicht an den bisherigen Eigentümer, eine Vermögens-Verwaltungsgesellschaft mit Sitz in München, gezahlt hat. TV-Informationen zufolge soll es sich dabei um einen Betrag von etwa 200 000 Euro handeln.

Im Haus wohnen derzeit etwa 60 Senioren, sie werden von 46 Beschäftigten betreut und versorgt. Hinzu kommen zwölf weitere Kräfte von externen Dienstleistern, die für das Haus tätig sind.

Die Löhne der Mitarbeiter, sagt Guido Joswig, Sachbearbeiter in Schmidts Kanzlei, seien über Insolvenzausfallgeld vorfinanziert worden. Zugleich müsse man "lobend erwähnen, dass die Belegschaft dem Unternehmen im Sinne der Standorterhaltung die Treue gehalten hat".

Es soll in der Vergangenheit bereits öfter Verzögerungen und Stockungen bei der Pachtzahlung gegeben. Die Betreuung der Bewohner, sagt Joswig, sei aber einwandfrei gewesen - das sei der Insolvenzverwaltung zu Beginn des Verfahrens auch in einem Gespräch mit einem Vertreter der Senioren bestätigt worden.

Seit gestern steht außerdem fest: Das Haus Kylltalblick wird weiterbetrieben. Zum 1. Dezember soll eine neu gegründete, gemeinsame Gesellschaft der bundesweit tätigen Specht-Gruppe aus Bremen und der Tegeler-Gruppe aus Wunstorf ("Specht & Tegeler Seniorenresidenzen GmbH"), die Einrichtung übernehmen. Und: "Alle Arbeitsplätze bleiben erhalten", teilt Schmidts Kanzlei gegenüber dem TV mit.

Die Übernahme - der Vertrag wurde gestern unterschrieben - kommt nicht ganz überraschend: Denn kürzlich hat die Specht-Gruppe bereits das Haus gekauft. "Ich bin sehr glücklich, dass wir so schnell einen neuen Betreiber finden konnten", sagt Rechtsanwalt Schmidt. "Die Pflege und Betreuung der Bewohner ist damit auch für die Zukunft sichergestellt." Man habe in Jünkerath "eine Seniorenresidenz mit viel Potenzial vorgefunden", sagt Rolf Specht, geschäftsführender Gesellschafter der Specht-Gruppe. "Trotz der Unsicherheit der vergangenen Wochen haben die Mitarbeiter in ihrer Arbeit nicht nachgelassen und die Bewohner weiterhin in familiärer Atmosphäre und auf hohem pflegerischem Niveau versorgt", ergänzt Jens Tegeler, geschäftsführender Gesellschafter der Tegeler-Gruppe.
Jetzt werde man das Haus ausbauen: auf "80 Einzel- und Komfortzimmer". Die Umbauten und Erneuerungen sollen "ganz kurzfristig beginnen und im ersten Quartal des neuen Jahres abgeschlossen sein". Dabei werde man auch etliche Möbel, "insbesondere Pflegebetten", austauschen.

Gute Aussichten? Scheint so. Nicht aber für die ehemals in Jünkerath Verantwortlichen. Ex-Geschäftsführer Heinz Rinas zum Beispiel. Der war bis vor vier Jahren auch Chef der städtischen Seniorendienste in Mülheim an der Ruhr. Und sieht sich inzwischen, wie die WAZ berichtet, massiven Vorwürfen ausgesetzt: Rinas, der alles abstreitet, soll ein regelrechtes Korruptionsnetz gewoben haben, mit einer Reihe von ebenfalls in Verdacht geratenen Geschäftspartnern.
Zahlreiche Untreue- und Bestechlichkeitsvorwürfe stehen im Raum: Die Rede ist von insgesamt 128 Fällen, der Stadt soll ein Schaden von mindestens einer Viertelmillion Euro entstanden sein. Die Staatsanwaltschaft Duisburg hat Anklage erhoben - allerdings ist noch kein Prozesstermin angesetzt. Die Vorwürfe betreffen nicht die bisherige Tätigkeit von Heinz Rinas in Jünkerath.

Auch Rinas' Nachfolger im Haus Kylltalblick, Peter Beitz, ebenfalls aus Mülheim, ist allerdings inzwischen nicht mehr dort tätig. Und auch gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Wie der TV außerdem erfuhr, ist Rinas' Sohn Philipp inzwischen in Neuerburg tätig. Diane Schmitz, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Obere Kyll, hatte deswegen ihren Südeifeler Kollegen Moritz Petry über die Vorgänge in Jünkerath informiert.

In Neuerburg aber, sagt Petry, gehe es um "ein völlig anderes Geschäftsfeld". Rinas junior arbeite ausdrücklich unabhängig von seiner Familie und plane einen ambulanten Intensiv-Pflegedienst im Neuerburger Gesundheitszentrum. "Dies erfolgt in enger Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden bei Kreis und Land."
Meinung

Gedämpft optimistisch

Jünkerather Haus Kylltalblick: Betreiber ist insolvent
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Im so sensiblen Pflegegeschäft ist schon sehr viel Schindluder getrieben worden. Und doch darf man für die Jünkerather Einrichtung verhalten optimistisch sein. Denn jetzt scheint ein großer und offenbar seriöser Betreiber gefunden. Den Beschäftigten und den Menschen, die von ihnen betreut werden, wäre es zu gönnen, dass sich die Dinge wirklich bessern.

f.linden@volksfreund.de

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