Jugendlicher Party-Rausch bereitet Streetworkern Sorge

PRÜM. Im Ratssaal in Prüm trafen sich am Donnerstagabend Jugendpfleger mit ehrenamtlichen Jugendleitern, kommunalen Funktionsträgern und Vereinsaktivisten zum Erfahrungsaustausch. Fazit: Alkohol wird immer mehr zum Problem.

Mehr als 80 kommunale "Offene Jugendtreffs" wurden im Kreis Bitburg-Prüm in den vergangenen Jahren eingerichtet und finanziell mit Kreis- und Landesmitteln unterstützt. 15 davon alleine in der Verbandsgemeinde Prüm. Ziel der Förderung: Jugendliche sollen sinnvolle Freizeitangebote in ihren Dörfern und Gemeinden erhalten. Die öffentlichen Gelder fließen, wenn bestimmte Richtlinien eingehalten werden. Das Regelwerk stellte die Moderatorin des Abends, Kreisjugendpflegerin Nadine Fandel vor. Die meisten Anwesenden waren mit Regeln und Richtlinien bestens vertraut und hatten von speziellen Problemen zu berichten, die in der Runde besprochen wurden. Die Themen erstreckten sich von "A, wie Alkohol" bis "Z, wie Zerstörung". "Wir haben unseren Jugendtreff vorerst geschlossen", berichtet Claudia Johanns aus Weinsheim. Gemeinsam aufgestellte Regeln seien erheblich missachtet worden. Deshalb habe man sich nun zu dieser Sanktion entschlossen. Zentrales Thema bei allen Vertretern war jedoch "A, wie Alkohol". Wer unter 18 Jahren ist, muss öffentliche Veranstaltungen und Gaststätten bis 24 Uhr verlassen haben, Jugendliche die jünger als 16 sind, bis 23 Uhr. So verlangt es das Jugendschutzgesetz. Doch zwischen Gesetz und Realität klafft eine riesige Lücke. Auch beim "Runden Tisch" mit Frank Kettern vom Haus der Jugend (HDJ) in Prüm, Carsten Lang, Jugendschutzbeauftragter für die gesamte Region Trier, Markus Zilles, Streetworker bei der Caritas und seiner Kollegin, Silke Halfen, Schulsozialarbeiterin an der Wandalbert-Schule in Prüm, war der Alkoholkonsum Jugendlicher zentrales Thema. Nicht nur bei öffentlichen Veranstaltungen, auch in den kommunalen Treffs eskalieren die Probleme, die meist mit Alkoholkonsum einhergehen. In Schönecken wurde der Offene Treff gänzlich geschlossen und wird in absehbarer Zeit auch nicht mehr öffnen. Alternativ bietet dort die Pfarrei einen Jugendtreff an. "Aber wie komme ich am besten an die Jugendlichen ab 13 heran?", wollte Gertrud Steinbach, Leiterin der Pfarrjugend aus Schönecken wissen. In der Pfarrei ist sie gemeinsam mit einigen anderen Frauen ehrenamtlich aktiv. Frank Kettern setzt auf Erlebnispädagogik: Klettern, Kajak-Fahren, Filme drehen oder eine Disco anbieten. Immer mehr Feste außerhalb der Gastronomie

Materialien und Know How stelle das Prümer HDJ zur Verfügung. "Wie gehe ich mit dem Thema Alkohol im Verein um?", fragte Ralf Klassen, Leiter des Musikvereins Wawern. Jugendschutzbeauftragter Carsten Lang verwies auf das Jugendschutzgesetz. Dass Alkohol bei Jugendlichen zunehmend zur Gewohnheit würde, beobachtet auch Markus Zilles. "Es werden immer mehr Feste, Feiern und Großveranstaltungen außerhalb der gewerblichen Gastronomie angeboten. Zunehmend sind die Gäste Jugendliche und Kinder", sagte der Streetworker, der im Auftrag der Caritas Problemfelder mit Jugendlichen vor Ort aufgreift. Es müsse dringend nochmals eine Sensibilisierung des Jugendschutzgesetzes erfolgen. "Heute geht man erst ab 23 Uhr aus", sagte Edith Bauer. Der Ortsbürgermeisterin von Bleialf ist es unverständlich, dass es nicht möglich sei, den Beginn der Veranstaltungen nochmals auf den frühen Abend zurück zu schrauben. "Ist es nicht so, dass viele Veranstalter mit Jugendlichen schnell ein paar ,Mäuse‘ verdienen wollen?" fragte sie provokativ. Für Jugendliche, aber auch schon teilweise für Kinder zwischen 13 und 16 Jahren sei Alkohol "cool", auch wenn man am nächsten Tag nichts mehr über den Verlauf einer Party wisse. Dieses niederschmetternde Resümee verstärkte in der Runde den Ruf nach Kontrollen. Sowohl seitens der Veranstalter als auch der Polizei. "Die Eltern sollten einmal überlegen, wann sie ihre Sprösslinge zu Veranstaltungen bringen und wann sie sie abholen", wies Nadine Fandel die Verantwortung in den Bereich, wo der meiste Handlungsraum bestehe - im Elternhaus selbst. "Bieten Sie in den Jugendtreffs Alternativen und zeigen Sie Möglichkeiten auf, die interessanter sind, als sich zu besaufen", appellierte sie an die Runde.

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