Junge Familien für Speicher und Herforst

SPEICHER/HERFORST. Beendet ist die Konversion von insgesamt 300 amerikanischen Häusern und Wohnungen am Ortsrand von Speicher und Herforst. Alle Objekte haben einen neuen Besitzer gefunden.

Zufrieden sind sie alle. Die Hausbesitzer und Mieter, da sie zur rechten Zeit ein günstiges Häuschen im Grünen ergattern konnten. Auch der Bürgermeister Rudolf Becker hat Grund zum Strahlen. Alle Wohneinheiten in Speicher und Herforst haben einen neuen Besitzer gefunden.Plötzlich drohte der massive Leerstand

Vor einem Jahr sah die Lage in den Siedlungsgebieten am Ortsausgang von Speicher und Herforst noch ganz anders aus. Nachdem die US-Streitkräfte ihre Mietverträge gekündigt hatten, entschieden sich die Besitzer der Häuser - Kapitalanleger aus ganz Deutschland - ihre Immobilien zu verkaufen. Auf einen Schlag sollten 300 Wohneinheiten in Speicher (200) und Herforst (100) leer stehen. Das verunsicherte auch die Hausbesitzer. Die waren in Sorge, dass sie auf ihren Immobilien sprichwörtlich sitzen bleiben könnten. Die Angst der Verkäufer spiegelte sich im Preis wieder - der sank. In der näheren Umgebung sprach sich das schnell herum. Das Interesse an den 1981 gebauten Häusern begann zu steigen. Christa Schieren hörte von ihren Geschwistern, dass in Speicher günstige Häuser zu kaufen sind. Fast 30 Jahre lang hatte sie in Kordel gelebt. Gezögert hat sie beim Kauf aber keinen Augenblick. Jetzt wohnt sie mit ihrer Familie in einem Reihenhaus. Mit ihrer Wertanlage fühlt sie sich finanziell auf der sicheren Seite: "Man weiß nicht, was in Sachen Rente noch so auf uns zukommt", sagt sie. Mit dem Kauf eines Hauses in Speicher hat sich Maria Loskill Zeit gelassen. Sie hatte bis zuletzt gezögert, um sehen zu können, welche Käufer sich für ein Eigenheim entschließen und sich damit in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft niederlassen würden. Die allein erziehende Mutter von zwei Kindern wollte nicht in eine "schlechte Wohngegend" ziehen. Nach eigener Aussage hat auch VG-Bürgermeister Angst vor einem Ghetto gehabt. Als schließlich klar war, dass vor allem junge Familien in das Wohngebiet am Ortsrand von Speicher ziehen werden, waren beinahe alle Häuser verkauft. Loskill hatte Glück, eines der wenigen letzten Häuser ergattern zu können. "Das Bad war gerade renoviert worden. Viel zu tun gab es deshalb beim Umzug nicht", sagt sie. Als frisch gebackene Eigenheimbesitzerin kennt sie auch die Vorteile: "Auf Dauer erspare ich mir durch den Kauf eines Hauses die teure Miete." Für ihr Eigenheim hat sie 67 000 Euro bezahlt. Drei Schlafzimmer, eine Terrasse und die amerikanische Vorliebe für zwei Bäder inklusive.Speicher zählt mehr Einwohner

Amerikanisch soll es in Speicher aber weiterhin zugehen. Im 1992 gebauten, westlichen Teil des Siedlungsgebiets wohnen immer noch Amerikaner. Den Angehörigen der US-Streitkräfte blickt Becker mit einem traurigen Auge hinterher. "Die Amerikaner hatten einen viel höheren Wasserverbrauch als die deutschen Familien", erzählt er. Dieses Defizit spiegele sich auch in den Abwassergebühren wider (der TV berichtete). Doch sofort zeigt sich im Gesicht des Bürgermeisters das lachende Auge. Jetzt wohnen 300 Einwohner mehr in Speicher, davon gehen 50 Kinder zur Schule. "Eine Kindergartengruppe, der noch vor kurzem die Schließung drohte, wird nun weitergeführt, da neue Kinder dazu gekommen sind", sagt Becker.

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