"Junge Männer sind risikobereiter"

BITBURG. Die Entwicklung der Zahlen von Unfällen, an denen Kinder und Jugendliche beteiligt waren, wird von der Polizei sorgfältig betrachtet. Über die Ursachen und Folgen für die Polizei-Arbeit sprach der Trierische Volksfreund mit dem Leiter der Polizeiinspektion (PI) Bitburg, Friedel Jaeger.

Herr Jaeger, im Jahr 2002 wurde im Bereich der PI Bitburg ein Kind bei einem Unfall getötet, das nicht angeschnallt war. Von den verletzten Kindern waren etwa zwei Drittel Mitfahrer in PKW. Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu schützen? Jaeger: Wir weisen die Eltern darauf hin, dass sie die vorhandenen Sicherheitssysteme nutzen sollten. Die Kinder sollten immer, auch bei Kurzfahrten, im Kindersitz angeschnallt werden. Bei Kontrollen im Umfeld von Schulen und Kindergärten haben wir vermehrt festgestellt, dass weder Eltern noch Kinder angeschnallt waren.Schulwegunfälle mit Personenschäden waren 2002 nicht zu verzeichnen. Woran liegt das? Jaeger: Sicher auch an unserer guten Arbeit in der Jugendverkehrsschule Zwei Kollegen in der PI Bitburg sind allein in diesem Bereich tätig. Ihre Arbeit beginnt bereits vor der Einschulung mit der Verkehrserziehung. Dazu gehören auch die Begehung des Schulweges, die Schülerlotsenausbildung und die Radfahrprüfung sowie spezielle Aktionen im Vorschulbereich.Bei 33 Prozent der Unfälle im Jahr 2002 waren die Beteiligten zwischen 18 und 24 Jahren alt. Auffällig ist, dass junge Männer besonders häufig in Unfälle verwickelt sind. Woran liegt das? Jaeger: Junge Männer bringen meist eine höhere Risikobereitschaft mit. Zudem kaufen sie sich oft ältere, stark motorisierte Fahrzeuge und rüsten sie so um, dass sie den technischen Anforderungen nicht mehr entsprechen. Beispiel: Das Auto wird auf mehr PS umgerüstet, aber nicht die Bremsanlage. Folge: Die Bremsleistung reicht nicht mehr aus. Und die Betriebserlaubnis erlischt - und der Versicherungsschutz auch. Das kann böse Folgen haben.Was kann die Polizei dagegen tun? Jaeger: Bei unseren Kontrollen weisen wir auf mögliche Folgen von zu schnellem Fahren hin. Im Verkehrssicherheitsmobil können sich die Fahranfänger direkt anschauen, was passiert, wenn sie mit manipulierten Fahrzeugen bremsen müssen. Da reicht oft die schnellste Reaktion nicht.Was können Eltern tun? Jaeger: Gute Vorbilder sein. Und beim Fahrzeugkauf darauf achten, dass das Auto in einwandfreiem technischen Zustand ist. Vielleicht sollte man erst einmal ein PS-schwächeres Modell wählen.Was halten Sie in diesem Zusammenhang von der Einführung des Führerscheins für 17-Jährige? Jaeger: Das halte ich für sinnvoll, da er als Stufenführerschein, also abhängig von der Motorleistung, angelegt werden soll. Dafür müssten aber die Ausbildungsrichtlinien überarbeitet werden. Bestandteil soll ein Fahrsicherheitstraining sein, das alle absolvieren müssen, also auch diejenigen, die den Führerschein mit 18 Jahren machen.Das Gespräch führte unsere Redakteurin Ulrike Löhnertz.

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