Junges Talent trifft alten Meister

Ein stimmungsvoller und mitreißender Jazzabend begeisterte knapp 150 Zuhörer im Bitburger Haus Beda. Sie erlebten das harmonisch-kreative Zusammentreffen der 2001 gegründeten jungen und überaus talentierten Band "max.bab" mit Jazzlegende Charlie Mariano.

Bitburg. Nicht zu viel versprochen hat die Kulturgemeinschaft Bitburg und die Jazz-Initiative Eifel mit der Ankündigung des Auftritts von "max.bab" und Charlie Mariano als Konzert der Superlative. Dass es das werden würde, lassen bereits die ersten Takte vermuten. In fast klassischer Harmonie und Schönheit zaubert sie Pianist Benedikt Jahnel aus den Tasten seines Flügels, nach und nach ergänzt von den Einsätzen seiner, wie er aus der Nähe von München stammenden Bandkollegen Max von Mosch (Saxofon), Benny Schäfer (Kontrabass) und Andi Haberl (Schlagzeug). Im Nu breiten die vier einen Klangteppich aus, der klingt, als rausche ein warmer beglückender Sommerregen auf dürstende Landschaft. Es ist inspirierende Musik, die die Vorstellungskraft anregt. Wunderbar sensibel gesponnene Bögen von klassischem Beginn über rasante Läufe, orgiastische Steigerung und gefühlvolle Soli zurück zu einem sanft harmonischen Ausklang laden zum Träumen und Füßewippen ein.Unglaubliche Bandbreite an Effekten und Akzenten

Die 24 bis 27 Jahre jungen Musiker wirken dabei eins mit ihren Instrumenten und ihrem Spiel, dazu ein bisschen entrückt. Allen voran Andi Haberl, der seinem Schlagzeug eine unglaublich kreative Bandbreite an Effekten und Akzenten entlockt, mit denen er maßgeblich die Rhythmusmaschine vorantreibt. Und dann tritt Altmeister Charlie Mariano auf die Bühne, die möglicherweise der letzte weiße Fleck auf seiner Konzertlandkarte ist. Warmherziger Applaus, Respekt vor einer Legende, begrüßt den 84-Jährigen. Angeschlagener Gesundheit Tribut zollend nimmt er auf einem Stuhl Platz, doch mit dem Griff zum Saxofon und einer seiner hinreißenden, leicht melancholischen Balladen zieht er, wie in jungen Jahren, das Publikum in seinen Bann. Gemeinsamer Hang zu meditativem Jazz

Jung und Alt ist überhaupt ein Faszinosum an diesem Abend, denn es klingt, als hätten Mariano und die ein halbes Jahrhundert jüngeren, schon mehrfach ausgezeichneten Mitglieder des BundesJugendJazz-Orchesters schon immer zusammen gespielt. Ganz offensichtlich schöpfen beide voneinander, max.bab von Marianos Erfahrung und dessen für die Band geschriebenen Noten und Mariano von deren jugendlicher Hingabe, Schwung und Kreativität. Gemeinsam jedenfalls haben sowohl die jungen als auch der alte Meister den Hang zu harmonischem, meditativem Jazz mit einer Prise Weltmusik, was sich im ebenbürtigen Nebeneinander der Kompositionen von Mariano, Mosch und Jahnel äußert. Da reihen sich echte Perlen auf eine Schnur - leise sehnsüchtige Töne, kraftvoll rhythmische oder exotische, die in den Orient entführen, alles auch verewigt auf einer gemeinsam aufgenommenen CD. Das Publikum spendet viel Applaus für hervorragende solistische Leistungen und freut sich über sympathische Moderationen. Und so denkt beim letzten Titel "Going home" keiner im Traum daran, zu gehen. Ein Glück, denn so kann eine weitere melodiöse Ballade den Kreis vom Ende zum Anfang des wunderbaren Abends schließen, der in sanften Piano-Akkorden und dem Bewusstsein, etwas Besonderes erlebt zu haben, verklingt.

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