Kälteabwehr mit dem Zwiebelsystem

Kalte Wintertage oder Regen halten gestandene Marktleute nicht davon ab, ihre Waren im Freien anzubieten. Auch nicht bei außergewöhnlichen Minusgraden, wie der Bitburger Krammarkt beweist.

Bitburg. Freitagmorgen, 8 Uhr, minus 10 Grad. Auf dem fast autofreien Beda-Platz in Bitburg haben Marktkaufleute und andere Standbetreiber schon ab sechs Uhr ihre Stände aufgebaut und legen jetzt noch letzte Hand an.

Marktmeister Josef Kneifel hat ihnen die Plätze zugewiesen, die Standgelder kassiert und sorgt auch jetzt noch für den reibungslosen Ablauf des Marktgeschehens.

Einmal im Monat ist Markttag in Bitburg, aber normalerweise längst nicht so kalt wie an diesem Morgen. "In Kelberg waren es minus 18 Grad, als wir losfuhren", sagt der Sprecher der Interessengemeinschaft der Marktkaufleute, Michael Brämisch.

"Wir waren in den letzten Jahren verwöhnt, das ist eigentlich ein eifeltypischer Winter", betont er. Denn vor etwa 15 Jahren habe es noch richtige Winter gegeben. Und daran kann sich auch Kneifel erinnern, der schon 23 Jahre in Bitburg die Verantwortung für den monatlichen Markt trägt und sich erinnert, dass "wir hier schon im hohen Schnee gestanden haben und den erst mal zur Seite schaufeln mussten". Und da die Marktleute wissen, was bei dieser Kälte auf sie zukommt, haben sie Vorsorge getroffen: warme Kleidung. "Wenn eine lange Unterhose nicht reicht, kaufen wir noch eine bei unserem Kollegen aus Klausen gegenüber", lacht Brämisch.

Johann Hohns, auch bekannt unter dem Namen JoHo, schwört auf sein "Zwiebelsystem". Er trägt nämlich zwei lange Unterhosen, drei paar Strümpfe, drei Unterhemden, einen dicken Pullover und Jacke sowie eine Mütze, die auch die Ohren verdeckt. Um seine Füße nicht dem kalten Asphalt auszuliefern, steht er auf einer selbstgebastelten Unterlage: mehrere ausgelesene TV-Ausgaben in einem flachen Karton verschnürt.

Derweil hat die TV-Mitarbeiterin andere Probleme: Aufgrund der Kälte schreibt der Kugelschreiber nicht mehr, und die Video-Kamera streikt zunächst. Das Problem löst sich jedoch, nachdem Marktmeister Kneifel einen Bleistift heranschafft und die Kamera sich unter dem warmen Mantel erholt.

Obwohl von normalerweise 80 Ständen nur etwa 40 aufgebaut sind, "ist das für diese Kälte relativ viel", weiß Kneifel, "es gab auch schon Tage, da waren aufgrund von widrigen Wetterverhältnissen nur 20 Stände hier".

Aber die Marktkaufleute hoffen auf die Sonne am Mittag, die voraussichtlich ein bisschen Wärme zurückbringen wird. Und warmes Essen und Getränke gibt es auf dem Markt am Beda-Platz ja auch noch.

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