Kahlschlag für die Sicherheit

WILLWERATH. Die Fischer vom Angelverein Prüm, Pächter des Willwerather Stausees, ärgern sich über den Kahlschlag am dortigen Damm. Der sei nicht schön, aber notwendig für die Sicherheit, argumentiert die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Trier.

"Das sieht aus, als wenn der See gerade erst angelegt worden wäre", sagt Hans-Gerd Kaufmann, Vorsitzender des Angelvereins (AV) Prüm. "Alles kahl. Das stinkt mir schon - und den anderen auch." Seit Jahren pachten die Prümer Angler den See, kümmern sich um Fischbestand, Pflege und Pflanzungen rund um das Gewässer. Vieles davon sei jetzt zunichte gemacht: "Wir haben da über Jahre hinweg Nusshecken angepflanzt", sagt Kaufmann, "als Schall- und Sichtschutz zur B 51. Jetzt ist die ganze Arbeit von Jahren für die Füße."Sicherheit kommt vor Schönheit

Der Weinsheimer Ortsbürgermeister Peter Meyer (Willwerath gehört zu dieser Gemeinde) will sich nicht zum Thema äußern, weist aber darauf hin, dass die Entholzung der Sicherung der Anlage diene. Der Stausee ist ein wichtiges Rückhaltebecken bei Hochwasser. Und zwar in der Höchststufe "S 1" (von insgesamt drei Klassen) - das wissen auch die Angler: "Der See dient als Vorfluter für Willwerath", sagt Kaufmann. "Die Litzer kommt aus dem Steffeler Wald, hat ein weit verzweigtes Quellgebiet und bringt viel Wasser mit. Wenn da der Regen runter geht, dann steigt der Pegel innerhalb von ein paar Stunden." Während eines Nachtangelns mit den AV-Jugendlichen habe es einmal ein Gewitter gegeben: "Da kam einer angefahren und hat gerufen: Holt die Jungen da weg! Und dann kam eine richtige Wasserwand, meterhoch und 50 Meter breit." Deshalb der Stausee - er soll den Ort vor solchen Wasserwänden schützen. Das funktioniert aber nur, wenn der Damm hält, argumentiert man bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord. Und starker Baumbewuchs trage nicht gerade zu dessen Sicherheit bei. In Trier hat man allerdings Verständnis für die verärgerten Fischer: "Klar, dass die Leute geschockt sind", sagt Michael Schumacher, der die Stauanlagen der Region überwacht. "Ich verstehe die Angler absolut, und es tut mir in der Seele weh, weil wir die Fischer und andere Verbände immer mit ins Boot nehmen wollen." Auch beim Ortstermin im vorigen Juli sei der AV dabei gewesen. "Und da haben wir eben festgestellt, dass die Anlage zwar sehr schön eingewachsen ist, aber auch, dass am Wasser und auf dem Damm große Bäume wachsen. Und das ist nicht zulässig. Weil diese großen Bäume nämlich das Bauwerk durchwurzeln, bei Stürmen können sie umfallen und Löcher in den Damm reißen." Zudem würden sich dort, wo Wurzeln abgestorben seien, Kanäle bilden, in die ebenfalls Wasser eindringen könne. Auch Nagetiere könnten diese Stellen noch weiter aushöhlen und den Damm dadurch zusätzlich durchlöchern. Eine solche Radikalmaßnahme, sagt Schumacher, "ist immer eine schwierige Entscheidung. Das sieht natürlich nicht schön aus. Aber es nützt nichts." Immerhin: Der letzte Schnee ist inzwischen geschmolzen, das Grün kommt zurück und bald wird hier auch wieder etwas wachsen - allerdings keine Bäume. Der Willwerather See soll derweil noch weiter untersucht werden: Ein Fachbüro wird ihn demnächst auf Herz und Nieren überprüfen und dann entscheiden, ob die 35 Jahre alte Anlage noch heutigen Standards entspricht.

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