Kaiser Karl der Große stiftet Reliquien

Prüm · Im Nordturm der Prümer Basilika befindet sich die Drei-Ärzte-Kapelle. Dort werden Reliquien von drei persischen Ärzten und einer Frau verehrt, die im antiken Rom hingerichtet wurden. Kaiser Claudius Gothicus ließ sie ermorden, weil sie sich für die Christen einsetzten.

 Im Nordturm der Prümer Basilika steht ein Altar, der die Märtyrergeschichte der heiligen drei Ärzte erzählt. TV-Foto: Marcus Hormes

Im Nordturm der Prümer Basilika steht ein Altar, der die Märtyrergeschichte der heiligen drei Ärzte erzählt. TV-Foto: Marcus Hormes

Prüm. Die Heiligen Drei Könige kennt jeder, viele die drei Eisheiligen. Aber wer kennt die heiligen drei Ärzte?
Wohl recht wenige, sieht man von den Bewohnern der Stadt Prüm und ihrer näheren Umgebung ab. Dort steht die Verehrung jener Heiligen in hohem Ansehen. Eine eigene Drei-Ärzte-Kapelle unter dem Nordturm der Basilika ist ihnen gewidmet, in der eine sie darstellende Figurengruppe Aufmerksamkeit fordert.
Nicht nur diese, sondern auch ein wertvolles Reliquiar, in dem Reliquien jener heiligen drei Ärzte aufbewahrt sind. 1891 hatten es Ärzte und Apotheker des damaligen Kreises Prüm gestiftet. Seit Jahrhunderten wallfahren noch alljährlich am 19. Januar, ihrem Gedenktag, zahlreiche Gläubige aus Prüm und der Umgebung hin zur Basilika, wo ihrer in einem festlichen Gottesdienst gedacht wird.
Eine ganze Arztfamilie war es, die damals während der Christenverfolgungen in den Jahren 268 bis 270 nach Christi Geburt ausgerottet wurde. Einer Legende aus dem fünften oder sechsten Jahrhundert nach Christi Geburt zufolge, war der Christ Marius, ein persischer Arzt, mit seiner Frau Martha nach Rom gepilgert, um dort die Gräber von Petrus und Paulus zu verehren.
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Begleitet wurden sie von ihren Söhnen Abachum (auch Abakuk) und Audifax, die ebenfalls Ärzte waren und nun in Rom eine eigene Praxis eröffnen wollten. Dort kümmerten sie sich liebevoll um Arme und Hilfsbedürftige. Außerdem spendeten sie gefangenen Christen vor deren Hinrichtung intensiven Trost und Beistand und begruben die Leichen der Ermordeten.
Davon erfuhren die römischen Christenverfolger. Auf Befehl des Kaisers Claudius Gothicus (römischer Kaiser zwischen 268 und 270 nach Christi Geburt) ließen sie die Familie verhaften und dem Richter Muscianus vorführen. Als sie ihrem Glauben nicht abschworen, ließ dieser sie grausam foltern und schließlich enthaupten. Dies soll an einem Ort namens Nymphen Catabassi, 13 Meilen vor Rom in der Via Cornelia, geschehen sein. Martha soll in einen Brunnen gestürzt worden sein, in dem sie ertrank. Eine römische Christin namens Felicitas ließ die Leichen der Familie heimlich in einer Katakombe bestatten.
Bald genossen jene Ärzte-Märtyrer große Verehrung in Rom, wo auch am Ort ihres Martyriums im siebten Jahrhundert eine Kirche erbaut wurde. Zur Zeit Karls des Großen gelangten ihre Reliquien nach Aachen und von dort nach Prüm in die Abtei, die von des Kaisers Familie gegründet wurde und auch in besonderer Gunst und Förderung des Herrschers und seiner Nachfolger stand. Vom achten Jahrhundert an bis in die Gegenwart hinein werden sie dort verehrt und hoch geschätzt.
In einem Schatzverzeichnis der Abtei Prüm aus dem Jahr 1003 werden sie erstmals erwähnt. Und welches Glück - alle kriegerischen Stürme der Geschichte, Überfälle und Plünderungen, Zerstörungen und Enteignungen konnten die Reliquien schadlos überstehen.
Als die Basilika 1992 restauriert wurde, gestaltete man eine neue Kapelle, in der die Überreste dieser drei Märtyrer in einem prachtvollen Schrein gewürdigt werden. Weitere Reliquien der heiligen drei Ärzte finden sich in Seligenstadt am Main (Hessen) und in Cremona, 80 Kilometer südöstlich von Mailand.

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