Kaiser, Revolver und schlaffer Penis

Kyllburg · Micky Maus, Supermann, Elvis Presley: Für manche sind sie Helden. Aber was und wer macht sie dazu? Dieser Frage geht die Ausstellung Helden und Heldenmacher in Kyllburg nach, die seit Samstag zu sehen ist.

 Helmut Schwickerath (links) und Jörg Baltes beim Aufbau des Heldenrevolvers, der zur Ausstellung gehört. Tv-Foto: Christina Bents

Helmut Schwickerath (links) und Jörg Baltes beim Aufbau des Heldenrevolvers, der zur Ausstellung gehört. Tv-Foto: Christina Bents

Foto: (e_eifel )

Helmut Schwickerath, der die Idee zur Ausstellung hatte, erklärt: "1911 war beispielsweise Kaiser Wilhelm II. in Kyllburg, hat dort eine Dreiviertelstunde Tee getrunken, sich dem Volk gezeigt und schon wurde er zum Lokalhelden gemacht. Das war für mich ein Anstoß, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen." Die Besucher erwartet gleich auf dem Rasen zur Ausstellung eine Plastik, die einen Revolver zeigt, der vor dem Gebäude der Vereinten Nationen in New York sehr ähnlich sieht. Aber bei dem Kyllburger Colt ist der Lauf nicht verknotet, sondern mündet in einen schlaff herunterhängenden Penis. Dazu der Künstler Jörg Baltes: "Der Penis dieses Frauen-helden schießt genauso wenig wie die Pistole des Kriegshelden vor dem UNO-Gebäude." Es ist keine leichte Kost, die gezeigt wird. "Unser Heldenlexikon für Fortgeschrittene, das im Katalog abgedruckt ist, hat es auch in sich. Dort ist Ursula von der Leyen beispielsweise als Ministerin für Heldenzucht aufgelistet", erklärt Schwickerath.
Die Eröffnung der Ausstellung wurde von Schauspielern des Katztheaters Trier gestaltet. Sie werden unter anderem in die Rolle von Kaiser Wilhelm II. und Bundespräsident Joachim Gauck schlüpfen. Der Musikverein Kyllburg begleitete das Ganze mit preußischen Märschen.
Weil sich der Kultursommer Rheinland-Pfalz in diesem Jahr auch dem Thema Helden und Legenden widmet, wurde die Ausstellung in deren Programm aufgenommen.
Insgesamt kostet die Veranstaltung 11 000 Euro. Davon übernimmt der Kultursommer 5000 Euro, der Alternative Verein zahlt 1000 Euro, ein Vereinsverbund aus Kyllburg gibt etwas dazu, und durch Anzeigenverkäufe im Katalog, den Eintritt und private Spenden sollen die Kosten gedeckt werden.
Helmut Schwickerath berichtet: "Die Kosten bewegen sich in diesem Rahmen, weil die meisten Stücke von den Künstlern speziell für die Ausstellung hergestellt wurden und auf dem freien Kunstmarkt danach kaum eine Chance haben, verkauft zu werden." Damit die Besucher einen Ansprechpartner haben, wird immer einer der ausstellenden Künstler während der Öffnungszeiten zugegen sein. chb
Die Ausstellung ist bis zum 16. August täglich von 10 bis 18 Uhr in den Liegehallen des Eifeler Hofs zu sehen. Der Eintritt kostet zwei Euro. Ein bebilderter Katalog ist für 6,40 Euro zu haben.

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