Kanal kaputt, Abwasser im Haus

Waxweiler/Arzfeld · Ein Malheur im Abwasserkanal, ein vollgelaufenes Erdgeschoss - und ein Streit über die Entschädigung: Nachdem ihr Haus mit Fäkalschlamm überschwemmt wurde, warten Marlies und Rainer Pütz in Waxweiler auf Kostener-stattung. Zuständig ist die Verbandsgemeinde Arzfeld - die Frage ist nur, für was sie aufkommen muss.

Waxweiler/Arzfeld. Es ist eine schmutzige Geschichte. Sie ist kompliziert, stinkt und belastet beide beteiligten Seiten. Das Ganze begann im September 2013 - und betraf das Haus von Marlies und Rainer Pütz in Waxweiler.
In der Nacht auf den 8. September flossen mehrere tausend Liter Abwasser, samt Fäkalien und Toilettenpapier, aus der Kanalisation auf das Pütz-Grundstück und in das Erdgeschoss des Gebäudes in der Pintesfelder Straße.
Sehr unangenehm, zumal Familie Pütz angibt, dass neben dem Schaden am Gebäude etliches mehr kaputtging - zwei Waschmaschinen, ein Trockner, weitere Geräte, eine neue Küche, Büroeinrichtung und viele persönliche Dokumente der Familie, "die kein Geld ersetzen kann", sagt die 52-jährige Marlies Pütz.
Die Familie hatte das Geschoss erst vor wenigen Jahren renovieren lassen - und als Alterssitz vorgesehen, weil die Eheleute den anderen Teil ihres Hauses später vermieten wollen.
Klar ist: Für das Abwassersystem ist die Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld zuständig. Und die ließ, so teilt Bürgermeister Andreas Kruppert mit, noch am Folgetag den kaputten Kanal reparieren. Außerdem werde man selbstverständlich den Schaden am Pütz-Anwesen regulieren, für den die VG verantwortlich sei.Wer zahlt was?


Aber an diesem Punkt gehen nun die Meinungen weit auseinander: Der Sachverständige der VG-Versicherung (GVV) behauptet, dass der Schaden am Haus auch noch andere Ursachen haben könne. Sein Kollege von der Provinzial-Versicherung, bei der die Familie Kunde ist, sieht die Verantwortung allein bei der Kommune.
Noch ein strittiger Punkt: Der Provinzial-Gutachter war gleich am Tag danach im Haus, der Experte der VG-Versicherung erst Wochen später, obwohl die Kommune den Vorfall umgehend meldete.
Aber er moniert, dass die Familie am Haus keine Rückstauklappe eingebaut habe - diese hätte verhindern können, dass der Schlamm hineinlaufe. Also sei Familie Pütz mitverantwortlich. Außerdem könne durchaus auch Grundwasser ins Haus geraten sein.
Und was nun? Bisher bleibt es eine zermürbende Hängepartie. Ein erstes kurzes Gespräch zwischen Kruppert und Marlies Pütz führte noch nicht zu einer Einigung. Noch ein bisschen kniffliger wird alles, weil Marlies Pütz als Schulsekretärin zugleich Angestellte der VG ist - beide Seiten legen großen Wert darauf, dass dieser Umstand in der Sache keine Rolle spielen dürfe.
Zwar gebe es ein Angebot der VG-Versicherung - über 1300 Euro, sagt Kruppert, und zwar "aus Kulanz". Möglicherweise werde das auch noch mehr. Dennoch könne man nicht einfach jede Forderung erfüllen - er müsse schließlich verantwortungsvoll mit dem Geld der Kommune umgehen. Die Familie kommt nach Rücksprache mit Experten auf eine Schadenssumme von etwas mehr als 7000 Euro.
"Meinem Mann und mir ist klar, dass alle Kommunen angehalten sind, zu sparen", sagt Marlies Pütz, "und dass deshalb auch gutachterliche Untersuchungen stattfinden müssen, obwohl der Sachverhalt nach menschlichem Ermessen an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig lässt." Dennoch fühlen sich die beiden von der Verwaltung "nicht ernst genommen" und suchten sich deshalb inzwischen juristischen Beistand.
Der Anwalt der Familie, Wolfgang Simon aus Bitburg, weist in einem Schreiben an die VG die Verantwortung seiner Mandanten für den Schaden zurück: Rückstauklappen seien im Entwässerungssystem der Ortsgemeinde Waxweiler für die Pintesfelder Straße gar nicht vorgesehen.
Andreas Kruppert bekennt, dass das Ganze "eine unangenehme Angelegenheit" sei. Allerdings erhält er ein Angebot aufrecht: Dass alle Beteiligten und Vertreter der beiden Versicherungen sich noch einmal zusammensetzen, um zu einer gütlichen Einigung zu kommen. Es bleibe auch dabei, dass die VG zahlen werde, wenn sie der Verursacher sei. "Es muss nur einwandfrei klar sein."
"Wir hätten gern ein Gespräch, damit wir uns gütlich einigen", sagt auch Marlies Pütz. Das wisse auch die VG - man warte nun auf eine Reaktion.Meinung

Noch ein Schritt
Dass der Schaden am Pütz-Haus reguliert werden muss, steht fest. Dass die wesentliche Verantwortung dafür bei der Verwaltung liegt, scheint zumindest nach Stand der Dinge klar. Und so wie es aussieht, sind die Beteiligten auch nicht weit davon entfernt, das im Gespräch anzugehen. Egal, wer nun als Erster den Schritt macht. Das hätte aber auch die Versicherung der Kommune tun sollen - dass ein Sachverständiger für seinen Besuch an Ort und Stelle so lange braucht, ist schwer zu verstehen. Diese Verzögerung beeinträchtigt auch das Gutachten, auf dessen Basis die Sache geregelt werden soll. Umso mehr Grund für ein gemeinsames Gespräch. fp.linden@volksfreund.de

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