Jecken in der Pandemie Not macht Eifeler Narren erfinderisch

Eifel · Morgen ist Weiberdonnerstag, auch wenn davon kaum was zu bemerken ist. Doch ein echter Narr lässt sich auch von einer Pandemie nicht unterkriegen. Was die Jecken planen, um die Eifel doch noch in Karnevalsstimmung zu bringen.

 Der Freiherr von Schawen schippert über die Kyll (oben). In Preist dekorieren Narren Häuser und Vorgärten (links). Und die Vulkaneifeler Jecken strahlen Livestreams aus, moderiert von Tanja Leclaire-Dederichs, Udo Nöllen und Thomas Stolz (rechts).

Der Freiherr von Schawen schippert über die Kyll (oben). In Preist dekorieren Narren Häuser und Vorgärten (links). Und die Vulkaneifeler Jecken strahlen Livestreams aus, moderiert von Tanja Leclaire-Dederichs, Udo Nöllen und Thomas Stolz (rechts).

Foto: TV/Christian Altmayer

Den großen Auftritt lässt sich der Freiherr von Schawen nicht nehmen. Nicht einmal von einem tödlichen Virus. Winkend schippert Otmar Schiffmann  über die Kyll, während seine Gefolgsleute paddeln. Alles also wie immer am 11. November? Nicht ganz. Denn zum Beginn dieser Session steht ausnahmsweise niemand am Ufer, um die Ankunft des Kyllburger Fastnachtsoberhauptes gebührend zu feiern.

Zugeschaut haben dennoch Tausende. Wegen der Pandemie konnten sie zwar nicht live dabei sein. Die Ankunft des Freiherrn aber zumindest im Netz verfolgen. Mehr als 2000 Mal haben die Jecken das Video der Kyllburger Karnevalsgesellschaft inzwischen angeklickt.  Für den zweiten Vorsitzenden Frank Schmitt: „Eine mega Resonanz“, auf die er auch ein bisschen stolz sein darf.Denn von ihm stammt die Idee, den Kyllburger Karneval trotz Corona nicht abzublasen, Sondern in die digitale Welt zu retten.

„Ich bin durch und durch Karnevalist“, erklärt der Kyllburger: „Der Karneval ist mein Leben.“ Und da habe er einfach nicht ganz verzichten können: „Die Videos haben mich durch diese Zeit gebracht. Ich wäre sonst in Lethargie verfallen.“

„Die Ankunft“ ist längst nicht der einzige Film, den Hobbyfilmer Schmitt geschnitten und hochgeladen hat. Und es wird auch nicht der letzte sein. Auf einem kürzlich erstellten Youtube-Kanal finden sich historische Aufnahmen von Sitzungen und Umzügen, aber auch Ankündigungen für Veranstaltungen. Das größte Event: eine Online-Kappensitzung, die am Samstag um 20 Uhr veröffentlicht wird.

Jede Menge Material hat Schmitt dafür gesammelt und zusammengeschnitten: „Vereinsmitglieder haben Büttenreden geschickt, die sie im Wohnzimmer aufgenommen haben, Sketche und Tanzeinlagen. Es ist ganz schön voll geworden, trotz Corona.“ Und der zweite Vorsitzende hat daraus ein eineinhalbstündiges Programm zusammengestellt.

 Der Freiherr von Schawen hat sich den großen Auftritt in Kyllburg selbst vom Virus nicht nehmen lassen (oben). In Preist dekorieren Narren ihre Häuser und Vorgärten (links). Und die Vulkaneifeler Jecken strahlen Livestreams aus, moderiert von Tanja Leclaire-Dederichs, Udo Nöllen und Thomas Stolz (rechts).

Der Freiherr von Schawen hat sich den großen Auftritt in Kyllburg selbst vom Virus nicht nehmen lassen (oben). In Preist dekorieren Narren ihre Häuser und Vorgärten (links). Und die Vulkaneifeler Jecken strahlen Livestreams aus, moderiert von Tanja Leclaire-Dederichs, Udo Nöllen und Thomas Stolz (rechts).

Foto: TV/Christian Altmayer

Doch die Kyllburger sind nicht die einzigen, die sich angesichts dieser ungewöhnlichen fünften Jahreszeit, etwas besonderes einfallen lassen. Auch 22 Vereine aus der Vulkaneifel senden schon seit dem 11. November ein digitales Karnevalsangebot. Was mittlerweile nicht nur weit über 100 000 Narren erreicht, sondern auch in der deutschlandweiten Presse für Aufmerksamkeit gesorgt hat.

Dabei steht die Hochphase dem Organisationsteam von „Eifel-karneval-digital.de“ noch bevor. Zum Glück: Der Fahrplan für den großen Livestream am Samstag steht. Über einen Link zum Portal Youtube, der bald veröffentlicht wird, sollen sich Jecken reinwählen können.

Start ist 19.45 mit einer Aufwärmung. Ab 20.11 Uhr führt das Dreigestirn aus Thomas Stolz, Udo Nöllen und Tanja Leclaire-Dederichs durchs Programm an dem namhafte Künstler aus der Fastnachtsszene mitwirken. So etwa: Reiner Roos, Anke Brausch vond en Weibsbildern, Elmar Malburg (Ne Kleinkarierte), Jürgen und Horst sowie das Solo-Tanzmariechen Laura und die Band „Bademeister“. Ganz so groß auffahren, kann ein kleiner Verein wie der KV Feuerscheid freilich nicht. „Aber nichts zu machen war für unseren Vorstand auch keine Alternative“, schreibt die Vorsitzende Heike Disch. Daher haben auch die Feuerscheider eine Kinderkappensitzung und einen „Bunten Abend“ samt Büttenreden aus dem Wohnzimmer und alter Aufnahmen übertragen.

Dischs Fazit: „Die Reaktionen aller Mitglieder sowie Dorfbewohner und Freunde des Vereins waren durchweg positiv. Die Aktion kann natürlich keine Sitzung ersetzen. Dennoch war es wichtig gerade jetzt in dieser Zeit zu reagieren und zu zeigen, dass ein Verein wie wir auch unter schwierigeren Bedingungen funktionieren kann.“

Doch nicht nur im Netz tummeln sich die Eifeler Narren. Es gibt auch analoge Angebote in der Pandemie. Das macht die Karnevallsgesellschaft Waxweiler vor. Wo statt des Rosenmontagsumzugs wenigstens der Elferrat und einige Helfer ab 14.11 Uhr durchs Dorf ziehen und Kamelle an der Haustür verteilen.

 Der Freiherr von Schawen hat sich den großen Auftritt in Kyllburg selbst vom Virus nicht nehmen lassen (oben). In Preist dekorieren Narren ihre Häuser und Vorgärten (links). Und die Vulkaneifeler Jecken strahlen Livestreams aus, moderiert von Tanja Leclaire-Dederichs, Udo Nöllen und Thomas Stolz (rechts).

Der Freiherr von Schawen hat sich den großen Auftritt in Kyllburg selbst vom Virus nicht nehmen lassen (oben). In Preist dekorieren Narren ihre Häuser und Vorgärten (links). Und die Vulkaneifeler Jecken strahlen Livestreams aus, moderiert von Tanja Leclaire-Dederichs, Udo Nöllen und Thomas Stolz (rechts).

Foto: IG Karneval digital

250 Kinder liegen dabei auf der Route der Karnevalisten, in Waxweiler und umliegenden Ortschaften. „Ich habe selbst zwei Enkel“; sagt der Vorsitzende Aad van der Zalm: „Die Kinder vermissen derzeit so viel. Die Schule, die Freunde, den Sport — denen wollen wir dann wenigstens an Karneval etwas Gutes tun.“ Und wenn es nur eine Tüte mit Süßigkeiten ist.

Die große Jubiläumsfeier, die anlässlich des 60. Geburtstags der Karnevalsgesellschaft ins Haus stand, kann das natürlich nicht ersetzen. „Wir hoffen mal“, sagt van der Zalm: „Dass wir im November eine richtige Proklamation abhalten und die große Feier im nächsten Jahr nachholen können.“

Auch die Bierdorfer Kinder werden 2021 keine festliche Fastnacht erleben. Ebenso wenig wie die Waxeilerer müssen sie aber auf Süßes verzichten. Den Seepferdchen sei Dank, die am Sonntag vor dem Gemeindehaus „eine Tüte voll Karneval“ an angemeldete Mädchen und Jungs verteilen. Was da so alles drin ist, bleibt eine Überraschung.

Ähnlich halten es die Hillesheimer Narren. Wer Luftballons an der Tür befestigt, kann auch in der Vulkaneifeler Stadt mit Besuch der Jecken rechnen. Und mit einem Geschenk. Also „ran an die Ballons, rein ins Kostüm und die Party kann steigen“, schreibt Nicole Harings vom HKV.

Im Dorf Preist im Speicherer Land hängen schon Luftballons an den Türen. Fenster sind mit Clownsgesichtern und Girlanden geschmückt. Dazu hatten die Möhnen in der Fastnachtshochburg aufgerufen. Die Belohnung soll ein Überraschungsgeschenk am Weiberdonnerstag sein.

Auch Ihr Karnevalsverein plant fürs Wochenende trotz Pandemie besondere Aktionen? Dann lassen Sie uns gerne etwas von Ihren Projekten wissen, unter E-Mail: eifel@volksfreund.de

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